Nach einer langen Zeit des Bangens sieht es so aus, als würde die MotoGP-Saison 2020 nun doch noch starten. Allerdings nicht ohne eine Vielzahl an Einschränkungen, die eine normale Saison unmöglich machen. Neben den mittlerweile als praktisch unvermeidbar geltenden Rennen vor leeren Tribünen werden auch die Wildcard-Einsätze diverser Piloten für die Saison 2020 gestrichen.

Das hatte Suzukis Teammanager Davide Brivio bereits am Montag bei einer Online-Pressekonferenz, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahn, angekündigt. Ursprünglich hatte der japanische Hersteller geplant, mit Testpilot Sylvain Guintoli beim Japan-GP auf dem Twin Ring Motegi gegen Ende der Saison einen Wildcard-Einsatz zu starten. "Aktuell gibt es aber gerade einige Diskussionen zum Thema Wildcards und ob es wirklich notwendig ist, in diesem Jahr überhaupt welche zu haben", seufzte Brivio.

Am Mittwoch wurde schließlich bekannt, dass Wildcards in der MotoGP-Saison 2020 definitiv nicht erlaubt sein werden. Darauf haben sich die Hersteller in ihrem Bündnis MSMA geeinigt. Damit folgt man den Plänen von MotoGP-Promoter Dorna, wo man durch die Reduzierung des Paddocks auf Minimalgröße einen baldigen Saisonstart und möglichst viele Rennen garantieren will.

Wie Suzuki-Teammanager Brivio erläuterte, kommen auf einen Wildcard-Piloten etwa acht bis zehn zusätzliche Crewmitglieder hinzu. Gemeinsam mit dem Fahrer selbst wären das also maximal elf zusätzliche Menschen im Paddock, die für die Austragung des Events nicht unabkömmlich sind. "Mit der Intention, die Anzahl der Leute im Paddock zu verringern, macht es also Sinn, auf die Wildcards zu verzichten", schließt Brivio ab.

Für Stefan Bradl wird es 2020 wohl keine Rennkilometer geben, Foto: LAT Images
Für Stefan Bradl wird es 2020 wohl keine Rennkilometer geben, Foto: LAT Images

Auch, weil der Wert von Wildcard-Einsätzen 2020 begrenzt wäre. Die Entwicklung steht in den kommenden beiden Jahren praktisch still, zusätzliches Feedback der Testfahrer ist für die Hersteller also nur sehr begrenzt verwertbar.

MotoGP-Testfahrer zum Zusehen verdammt

Bitter ist das Wildcard-Verbot aber freilich für die Testfahrer der Königsklasse und auch die Fans: Jorge Lorenzo hätte in Barcelona sein großes Yamaha-Comeback gegeben, Misano und Motegi hätten folgen können. Stefan Bradl wäre für Honda in Jerez und Misano am Start gewesen. Ducati-Mann Michele Pirro hätte traditionell Mugello, Misano und Valencia bestritten. Suzuki plante mit Sylvain Guintoli in Le Mans, Silverstone und Motegi. KTM wollte Mika Kallio beim ohne bereits abgesagten Finnland-GP ein Heimrennen gönnen. Aprilia hat sich aufgrund der undurchsichtigen Situation rund um Andrea Iannone noch nicht zu Wildcard-Einsätzen bekannt.