Valentino Rossi wird aller Voraussicht nach auch über 2020 hinaus in der MotoGP an den Start gehen. Dass er seinen Platz im Yamaha-Werksteam mit Jahresende an Fabio Quartararo verlieren würde, gab der japanische Hersteller bereits Ende Januar bekannt. Allerdings bot man Rossi an, 2021 Quartararos Platz im Petronas-Kundenrennstall einzunehmen. Und das mit voller Werksunterstützung sowie einer Yamaha M1 in aktuellster Spezifikation.

Rossi zeigte sich von Beginn weg durchaus angetan von dieser Idee, wollte sich in der Saison 2020 aber rund acht Rennen Zeit geben, ehe er eine Entscheidung über seine Zukunft trifft. So sollte sichergestellt sein, dass der Altmeister im neuen Jahr konkurrenzfähig genug ist, um eine Karrierefortsetzung sinnvoll zu machen. Er hatte sich ja etwa im Winter mit David Munoz einen neuen Crewchief an seine Seite geholt.

Die von Rossi angedachten Rennen zur Standortbestimmung wären normalerweise Ende Mai oder Anfang Juni erledigt gewesen. Durch die Corona-Krise beginnt die MotoGP-Saison nun aber frühestens Mitte Juli. Will man dann noch einige Rennen abwarten, könnte eine Entscheidung erst im Spätsommer oder gar erst im Herbst fallen. So lange kann das Petronas Team aber nicht zuwarten, will man im Falle einer Absage Rossis dennoch eine gute Fahrerpaarung schnüren. Der zweite Platz wird ja mit hoher Wahrscheinlichkeit an Franco Morbidelli gehen.

MotoGP: Warum Yamaha nicht auf Valentino Rossi warten konnte (22:00 Min.)

So ist Rossi gezwungen, ohne echte Standortbestimmung eine Entscheidung zu treffen. "Das wird vor Saisonstart passieren müssen", sagte er vor kurzem selbst. Dabei tendiert der mittlerweile 41-Jährige ganz klar in Richtung Karrierefortsetzung. Auch, weil die wohl deutlich verkürzte Saison 2020 ein unrühmliches Ende für Rossis zweieinhalb Jahrzehnte lange WM-Karriere darstellen würde: "Das ist sicher nicht die beste Art zurückzutreten. So gesehen ist es sicher besser, noch eine Saison zu fahren und dann aufzuhören. Deshalb hoffe ich, dass es 2021 für mich weitergeht."

Mittlerweile scheint sich der dementsprechende Deal zu konkretisieren. Yamaha und das Petronas-Team haben bereits die groben Rahmenbedingungen abgesteckt. "Nun geht es darum, die Details zu klären", so Teamchef Razlan Razali. "Das haben wir bislang noch nicht geschafft. Bislang ging es mehr um technische Aspekte." In diesem Bereich scheint man sich schnell einig geworden zu sein.

Was passiert mit Rossis Crew?

Etwas schwieriger gestaltet sich allerdings die strukturelle Einbindung Rossis in das Satellitenteam. Seit seiner Debütsaison in der Königsklasse mit Honda im Jahr 2000 nahm er bei Teamwechseln seine Crew stets fast in vollem Umfang mit. 2004 beim Umstieg auf Yamaha, 2011 beim Transfer zu Ducati und 2013 bei der Rückkehr zu Yamaha. Das wird Rossi auch weiterhin so beibehalten wollen, allerdings könnte das dem Petronas-Team langfristig gesehen schaden.

Rossis Crew begleitete ihn auch zu Ducati, Foto: Ducati
Rossis Crew begleitete ihn auch zu Ducati, Foto: Ducati

Denn Rossi wird mit seinen aktuell 41 Jahren nicht mehr ewig fahren. Eine oder maximal zwei Saisons sind realistisch. Derzeit verfügt Petronas über eine sehr gute technische Crew. Diese will man logischerweise nicht für ein kurzes Gastspiel Rossis opfern. "Wir haben gegenüber Yamaha klargestellt, dass wir unsere Struktur nicht zerstören wollen", verrät Razali gegenüber 'Autosport'. Zwei bis drei Mitglieder aus Rossis Crew sollen nun einen Wechsel mitmachen.

Ein weiteres, wenn auch wohl kleineres Hindernis, tut sich im Marketingbereich auf. Klar ist, dass Rossi dem Kundenteam einen unglaublichen Werbewert liefern würde. Dieser kann aber nur sinnvoll genutzt werden, wenn man ihn richtig in die Sponsorstruktur des Teams einbindet. "Das muss zusammenpassen", bestätigt Teamchef Razali. Rossi verfügt über große private Deals mit Unternehmen wie Monster Energy, Oakley oder GoPro.