Seit 1. April ist es offiziell: Andrea Iannone wurde von der Disziplinarkommission der FIM wegen eines Dopingvergehens für 18 Monate gesperrt. Die positive Dopingprobe hatte Iannone im Rahmen des Malaysia-Grand-Prix im November abgegeben, am 17. Dezember wurde ein erster, vorläufiger Ausschluss von allen FIM-Veranstaltungen verhängt. Seine Sperre wird von diesem Datum aus bemessen und endet somit am 16. Juni 2021.

Iannone legte zusammen mit seiner Verteidigung Berufung gegen das Urteil beim Internationalen Sportgerichtshof CAS ein. Das Urteil steht hier noch aus. Für den 13-fachen Grand-Prix-Sieger ist es also, wie schon in den Monaten zuvor, eine Zeit des angespannten Wartens. Diese schwierigste Phase seiner Karriere musste er größtenteils ohne Unterstützung seiner Kollegen durchleben.

"Nur Lorenzo und Vinales haben mich angerufen", verriet Iannone Ende April gegenüber 'Motosprint'. "Sie sind zwei der Fahrer, mit denen ich eigentlich am wenigsten zu tun habe, aber ich will jetzt keine Kontroverse heraufbeschwören." Lorenzo und Iannone sind praktisch auch Nachbarn, beide leben am Luganersee in der Schweiz. Und so trafen sie einander zu einem Spaziergang entlang der Uferpromenade.

Valencia 2019 könnte Iannones letztes MotoGP-Rennen gewesen sein, Foto: Aprilia
Valencia 2019 könnte Iannones letztes MotoGP-Rennen gewesen sein, Foto: Aprilia

"Jeder ist dein Freund, wenn die Dinge gut laufen, aber viele verschwinden, wenn du Probleme hast", schrieb Lorenzo zu einem Bild von sich und Iannone auf Instagram. "Ich sehe mich nicht als Freund von Andrea Iannone und ich habe nie ein Bild mit ihm hochgeladen. Da ich schon immer gern anders war, gibt es für mich keine bessere Zeit um das zu tun als jetzt. In einer Zeit, in der er Unterstützung mehr braucht als jemals zuvor."

"Gestern sind wir am See spazieren gegangen und haben eine Weile geredet. Wir haben über Anekdoten aus der Vergangenheit gelacht und ich habe ihn zu seinen Problemen befragt. Er ist der Einzige, der die Wahrheit kennt, aber er klang ruhig und seine Argumente haben mich überzeugt. Wie jeder von uns hat auch Andrea in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber ich glaube, dass der 'Fehler' dieses Mal nicht willentlich passiert ist."

"Deshalb hoffe ich, dass er früher oder später wieder das machen darf, was er am besten kann. Man kann seinen Charakter mögen oder nicht, aber es steht fest, dass der Junge Talent und Speed hat. Und wie ich bereits einmal gesagt habe: Talent kann man weder kaufen noch verlieren."

Lorenzo & Iannone: Schwierige Vergangenheit

Es sind große, aber durchaus überraschende Worte, die Lorenzo da für seinen Konkurrenten findet. Denn mit Iannone pflegte der dreifache MotoGP-Champion nie das beste Verhältnis. Den Tiefpunkt erreichten Lorenzo und Iannone 2016 in Barcelona, als 'The Maniac' seinen Gegner brutal abräumte. Vor allem Iannones Reaktion sorgte daraufhin für jede Menge Ärger bei JL99: "Man kann schon einmal einen Fehler machen, aber danach muss man sich zumindest entschuldigen und die Verantwortung übernehmen! Er kam nur an und hat gefragt: Was war mit deinem Motorrad? Hattest du Probleme mit dem Motor?"

Fehltritte, die nun aber vergessen scheinen.