Die Corona-Krise hat auch die MotoGP fest im Griff. Rennen wird es wohl frühestens im August geben, womöglich muss die Saison 2020 auch vollkommen abgesagt werden. Hersteller und Teams müssen in der drohenden Wirtschaftskrise den Gürtel enger schnallen. Deshalb ist man in der Königsklasse des Motorradsports darauf bedacht, die Kosten künftig so niedrig wie möglich zu halten.

Ein erster Schritt wurde mit dem völligen Entwicklungsstopp für Motor und Verkleidung bis zum ersten Rennen der Saison 2021 bereits gemacht. Doch weitere Einsparungen werden nötig sein. Ideen gibt es in diesem Bereich aktuell viele, die MotoGP erlegt sich zurecht keine Denkverbote auf.

Ducati prescht mit MotoGP-Idee vor

Einen radikalen Vorschlag brachte Ducatis Technikchef Gigi Dall'Igna ein. "Die Motorradbranche wird als Gesamtes sehr unter dieser Krise leiden. Wir müssen alles unternehmen, um die Kosten zu senken", sagte er gegenüber 'La Stampa'. "Ich denke, eine Möglichkeit wäre, nur noch ein Motorrad pro Fahrer zu haben. Wir sind die einzige Klasse mit zwei Maschinen und ich finde nicht, dass die Show in der Moto3 oder bei den Superbikes schlechter ist."

MotoGP - Wie geht es nach Corona weiter? (33:52 Min.)

Ein Vorschlag, der im MotoGP-Paddock bislang aber auf wenig Gegenliebe stieß. "Ich bin strikt dagegen", stellte Herve Poncharal, Tech3-Boss und Präsident der Teamvereinigung IRTA, im Gespräch mit 'Crash.net' klar. "Dadurch würden wir nicht viel sparen, denn dann hat man das zweite Bike quasi als Ersatzteile im Gepäck. Auch was die Laufleistung betrifft, macht es keinen großen Unterschied." Im Gegenzug sieht Poncharal eine Reihe von Nachteilen: "Wenn ein Fahrer beispielsweise in FP4 schwer stürzt, dann kann er das Qualifying komplett vergessen. Die Piloten können dann nicht mehr bis ans Limit gehen und genau das ist doch das Großartige an der MotoGP. Außerdem könnten wir keine Flag-to-Flag-Rennen mehr machen."

Rückendeckung erhält Poncharal von Monster-Energy-Yamaha-Teamchef Massimo Meregalli. "Ich bin dagegen, denn die Motorräder sind ja schon fertig", erklärte er bei 'Autosport'. "Natürlich kann man bei den Ersatzteilen Kosten sparen, aber insgesamt sehe ich es weniger als Chance und mehr als Problem. Wenn ein Fahrer eine gesamte Session durch einen Sturz verpasst, würde das dem Spektakel doch sehr schaden."

Entscheidung durch GP-Commission

Durch die bereits jetzt auftauchenden Widerstände scheint es unwahrscheinlich, dass es tatsächlich zur Reduktion auf eine MotoGP-Maschine pro Fahrer kommen wird. Möglich ist im Moment aber so einiges. Die Entscheidung über derartige Regeländerungen trifft die Grand Prix Commission, bestehend aus Vertretern von Motorrad-Weltverband FIM, Promoter Dorna, Teamvereinigung IRTA und Herstellerbund MSMA.