Ende der 90er-Jahre war Valentino Rossi der aufgehende Stern am Firmament der Motorrad-Weltmeisterschaft. Nicht nur, dass er innerhalb von drei Saisons zwei Weltmeistertitel in den kleineren Klassen geholt hatte (1997 in der 125-, 1999 in der 250ccm-Klasse). Auch mit flotten Sprüchen und lustige Show-Einlagen erarbeitete sich Rossi schon in jungen Jahren eine beachtliche Fan-Gemeinde.

Im November 1999 saß der damals 20-Jährige dann erstmals auf einer Maschine der Königsklasse, testete in Jerez die Honda NSR 500. "Es war ein besonderer Moment", erinnert sich Rossi. "Die 500ccm-Zweitakter waren damals fast mystische Motorräder - für alle Fahrer! Das Gefühl auf dem Bike war dann auch wirklich großartig, denn diese Maschinen waren richtig stark."

Rossi war auf der NSR 500 von Beginn an schnell, fuhr schon beim ersten Test in Jerez Zeiten unter dem Rennrundenrekord. So ging der Rookie als Mitfavorit in das erste Saisonrennen 2000 in Welkom, das sich heute, am 19. März 2020, zum 20 Mal jährt.

Auf der knallgelben Honda im Nastro-Azzuro-Design gelang Rossi ein gutes Qualifying. Er startete von Platz fünf aus der zweiten Startreihe. Im Rennen lief es für ihn dann aber zunächst nicht nach Wunsch. "Mein Start war ziemlich schlecht, aber ich konnte mich zurückkämpfen, fuhr sogar die schnellste Rennrunde und war dann in der Spitzengruppe", weiß der mittlerweile 41-Jährige noch heute.

Der Südafrika-Grand-Prix fand dann für Rossi allerdings ein jähes Ende. In der elften von 28 Runden crashte er seine Honda NSR 500 und war aus dem Rennen. "Gerade als ich vorne angekommen war, bin ich leider gestürzt. Es war wirklich schade, denn im Endeffekt habe ich in den ersten drei Rennen die Weltmeisterschaft an Kenny (Roberts Jr., Anm.) verloren. Er hat damals viele Punkt geholt, ich so gut wie keine", seufzt Rossi. Tatsächlich stürzte der Rookie damals auch im zweiten Saisonrennen in Sepang und kam in Suzuka nicht über Rang elf hinaus, während Roberts einen Sieg sowie einen zweiten und einen sechsten Platz einfuhr.

Die ersten Rennen in der Königsklasse liefen für Rossi nicht nach Wunsch, Foto: Milagro
Die ersten Rennen in der Königsklasse liefen für Rossi nicht nach Wunsch, Foto: Milagro

Ab dem Europaauftakt in Jerez kam Rossi aber auf Touren, wurde zum Stammgast auf dem Podium und gewann in Donington sein erstes 500ccm-Rennen. In Rio de Janeiro folgte sein zweite Sieg, der erste im Trockenen. Um Roberts, der seinen letzten Saisonsieg im siebten von 16 Rennen einfuhr, abzufangen, reichte es aber dennoch nicht mehr. 49 Punkte trennten schließlich Weltmeister Roberts und seinen Vize Rossi. "Am Ende hat nicht viel gefehlt und ich wäre als Rookie Weltmeister geworden. Aber die Saison war so auch absolut okay. Ich habe sie wirklich genossen und konnte meine ersten beiden Rennen gewinnen. Das waren tolle Erlebnisse", denkt der heute neunfache Weltmeister gerne an sein erstes Jahr auf ganz großer Bühne zurück.

Zurecht, denn auch ohne Titelgewinn zählt Rossis 500ccm-Debütsaison zu den beeindruckendsten in der Geschichte der Königsklasse. Ein Erfolg, der nicht nur dem Talent des damaligen Youngsters geschuldet war. 1999 stürzte Mick Doohan in Jerez schwer und musste seine Karriere beenden, Rossi konnte die gesamte Crew des fünffachen Champions übernehmen. "Für mich war das ein echter Glücksfall. Jeremy (Crewchief Burgess, Anm.) und all die anderen Jungs hatten schon eine Menge Erfahrung", so Rossi. Einige Mechaniker aus seiner Rookie-Saison folgten 'Il Dottore' später zu Yamaha, von dort weiter zu Ducati, wieder zurück zu Yamaha und schrauben noch heute an den Maschinen des MotoGP-Superstars.