Am Montag findet in Katar der letzte Wintertesttag zur MotoGP-Saison 2020 statt. Die dominierenden Kräfte des Testwinters sind bislang Yamaha und Suzuki, Honda liegt deutlich zurück. Vor allem in Katar wurden die Probleme der amtierenden Weltmeister augenscheinlich. Alle drei Fahrer auf dem neuen Motorrad, also Marc und Alex Marquez im Werks-Team sowie Cal Crutchlow bei LCR, hatten große Probleme.

Deshalb entschied man sich bei Honda am letzten Testtag zu einem radikalen Schritt. Marc Marquez bekam zusätzlich zu seinen beiden 2020er-Bikes ein Vorjahresmodell von Takaaki Nakagami zur Verfügung gestellt. Der Japaner war mit diesem am Sonntag klar bester Honda-Pilot. Wie Teamchef Alberto Puig verriet, wurden auch Teile aus den Jahren 2017 und 2018 eingesetzt.

Marquez fuhr am Montag Vergleichstest mit den unterschiedlichen Maschinen. Die Überlegung dahinter: Es gilt herauszufinden, wieso der Titelverteidiger in den Wintertests so weit zurückliegt. Sind seine Probleme auf die mangelnde Fitness nach der Schulteroperation im November zurückzuführen? Passen die neuen Michelin-Reifen nicht zum 2020er-Bike? Oder ist die letzte Ausbaustufe der RC213V gar ein kompletter Flop?

Marquez auf 2019er-Bike: Eine Option für die gesamte Saison?

Unklar ist, ob die Rückkehr Marquez' auf das 2019er-Modell, mit dem er im Vorjahr die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr, wirklich nur für diese Vergleiche dient, oder ob man bei Honda das neue Motorrad tatsächlich völlig verwerfen will.

Mit der 2019er-Honda dominierte Marquez im Vorjahr nach Belieben, Foto: LAT Images
Mit der 2019er-Honda dominierte Marquez im Vorjahr nach Belieben, Foto: LAT Images

Fest steht: Dem dominierenden Hersteller der letzten Jahre läuft die Zeit davon. Vor dem Saisonstart in Katar in anderthalb Wochen müssen sowohl Motor als auch das Aerodynamik-Paket homologiert werden. Am Triebwerk sind dann keine Veränderungen mehr erlaubt, im Bereich der Verkleidung nur noch ein Update pro Fahrer.

Droht Marquez und Honda ein zweites 2015?

Die Situation bei Honda ist also andere als rosig und erinnert stark an die Saison 2015. Auch damals verrannte man sich nach einem überragenden Vorjahr in der Entwicklungsrichtung, als Folge musste man den MotoGP-Thron Yamaha und Jorge Lorenzo überlassen - zum ersten und bislang einzigen Mal seit der Ankunft von Marc Marquez in der Königsklasse. Der achtmalige Weltmeister hat aus dem Jahr 2015 definitiv seine Lehren gezogen, versucht nun nicht mehr um jeden Preis Rennen zu gewinnen und nimmt so gut wie immer das Punktemaximum mit. Doch auch Ausnahmetalent Marquez ist in seinen Möglichkeiten beschränkt. Mit einem dramatisch unterlegenen Motorrad wird auch für ihn der Kampf um den WM-Titel zur Herkulesaufgabe.