Testfahrten sind Testfahrten, das weiß man in der MotoGP genau. Und dass Marc Marquez am Rennwochenende scheinbar unmögliche Dinge möglich machen kann ist mittlerweile auch hinlänglich bekannt. Dennoch: Was der Weltmeister 2020 bei den Wintertests erlebt ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was man als ideale Saisonvorbereitung einstufen würde.

Beim ersten Wintertest in Sepang Anfang Februar, also gut zwei Monate nach seiner Operation an der rechten Schulter, stufte Marquez sein Fitnesslevel bei etwa 60 Prozent ein. Das reichte für die Tagesplatzierungen zwölf, neun und zwölf. Insgesamt drehte der Repsol-Honda-Star in Malaysia 131 Runden. Unter den Stammfahrern fuhren nur die ebenfalls angeschlagenen Nakagami, Oliveira und Lecuona weniger Umläufe.

Zwei Wochen MotoGP-Pause gab es im Anschluss für Marquez. Zeit, um weiter in Form zu kommen. Große Fortschritte waren für ihn allerdings nicht spürbar, wie er an Tag eins in Katar verriet. "Anderthalb Stunden vor Ende musste ich aufhören. Ich konnte einfach nicht mehr und dementsprechend wäre die Situation gefährlich geworden. Es liegen ja auch noch zwei Tage vor uns. Physisch gesehen geht es mir schon besser, aber hier gibt es mehr langgezogene Rechtskurven, wodurch ich mehr leide", so Marquez am Sonntag, den er dennoch als guter Sechster beendete.

Marc Marquez schwach, aber beste 2020er-Honda

Deutlich weniger erfreulich waren die Fakten am Sonntag. Zunächst zerstörte Marquez mit einem Crash im schnellen Rechtsknick Turn 9 eine Honda vollkommen. Es war bereits sein dritter Crash in diesem Test-Winter. "Ich muss die Richtungswechsel jetzt ganz anders bewerkstelligen. Mir ist ein Fehler passiert und ich musste regelrecht vom Motorrad springen. Aktuell bin ich nicht in der Verfassung, um mich in solchen Situationen zu retten", erklärte er.

Und auch zeitlich kam der Titelverteidiger nicht wirklich auf Touren. Mit 1,055 Sekunden Rückstand landete er nur auf dem 14. Platz. Erschreckend: Damit war er immer noch schnellster Mann auf der 2020er-Honda. Bruder Alex und Cal Crutchlow wurden nur 19. beziehungsweise 21. von 22 Piloten.

Honda findet sich in den Zeitenlisten aktuell weit hinten wieder, Foto: LAT Images
Honda findet sich in den Zeitenlisten aktuell weit hinten wieder, Foto: LAT Images

"Auf dieser Strecke zeigen sich jedes Jahr all unsere Schwachpunkte", gab Marquez zu bedenken. Er machte aber keinen Hehl daraus, dass am Motorrad noch viel Arbeit auf Fahrer und Ingenieure wartet: "Ich mache mir natürlich Sorgen. Das Grundproblem ist dasselbe wie im Vorjahr. Die Honda ist immer noch ein sehr schwierig zu fahrendes Motorrad. Wir kennen das Problem, wissen aber nicht, wie wir es lösen können. Wenn du dann auch nicht zu 100 Prozent fit bist, dann liegst du gleich weit zurück. Es gilt ruhig zu bleiben, aber auf technischer Ebene müssen wir jetzt ordentlich Gas geben."