Kein MotoGP-Wintertest ohne radikale technische Innovation von Ducati und Konstrukteur Gigi Dall'Igna. In den vergangenen Jahren trieb man das Entwicklungsrennen mit der Einführung der Winglets, dem Schwingenspoiler oder dem Holeshot-Device für bessere Starts voran. Letztgenanntes Bauteil scheint nun die Grundlage für ein System zu sein, welches die Funktionsweise von MotoGP-Maschinen nachhaltig verändern könnte.

Ducatis Holeshot-Device beruht ja auf der Überlegung, durch Absenken des Fahrwerks im hinteren Bereich einen niedrigen Schwerpunkt, weniger Neigung entlang der Längsachse beim Beschleunigen und somit mehr Vortrieb in dieser Phase zu erreichen. Mit dem neuen System soll das nun nicht mehr nur am Start, sondern auch während der Fahrt möglich sein.

Das Holeshot-Device wurde ja mit einem Hebel, ähnlich einer Flügelmutter an der Gabelbrücke, aktiviert. Ein Mechanismus, der so bei voller Fahrt für die Piloten nicht zu bedienen ist. Im Katar-Test wurde nun erstmals ein neuer Schalter an der linken Lenkerseite der Ducati Desmosedici GP20 erspäht. Dieser dürfte mit einem roten und einem grünen Ende das Aktivieren beziehungsweise deaktivieren des Systems ermöglichen. Die Art und Weise, wie Andrea Dovizioso und Co. mit ihren Maschinen aus engen Kurven herausbeschleunigen, sieht definitiv nicht normal aus. Das Heck der Ducatis knickt extrem ein, schleift beinahe am Boden.

Ducati geizt mit Informationen

Von Seiten des Herstellers gibt man sich bislang aber noch sehr verschlossen bezüglich des ominösen Systems. "Sagen wir einfach, dass wir Neuigkeiten am Motorrad haben", schmunzelte Teamchef Davide Tardozzi im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP. "Ducati hat in den letzten Jahren für alle großen Innovationen in dieser Klasse gesorgt und darauf sind wir stolz. Ich glaube, dass unser System gut funktioniert und wir es hier am Rennwochenende verwenden werden."

Gut zu sehen: Das tief liegende Heck von Jack Millers Ducati, Foto: Screenshot/MotoGP
Gut zu sehen: Das tief liegende Heck von Jack Millers Ducati, Foto: Screenshot/MotoGP

Viel mehr war von Tardozzi nicht zu erfahren. Ob man mit dem System die Fahrzeughöhe beeinflussen kann? "Davon sprechen die Leute." Ob das stimmt? "So etwas könnte am Motorrad sein." Was sagen die Fahrer dazu? "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Schritt für die Zukunft ist." Wie funktioniert das System? "Was auch immer es ist: Wie in der Vergangenheit bewegen wir uns innerhalb des Reglements. Wir haben all unsere Neuerungen, wie etwa den Schwingenspoiler im Vorjahr, mit dem Technischen Direktor abgeklärt." Und wie sollen wir das System nennen? "Das weiß ich nicht. Ich will nicht darüber sprechen. Wir haben auch noch andere Dinge in der Schublade und ich denke, dass wir das Motorrad der Zukunft bauen werden."

Nicht gesprächsbereit waren am Samstag in Katar auch die Ducati-Werkspiloten. "Ich kann euch darüber nichts sagen. Es tut mir wirklich leid", meinte Andrea Dovizioso mit einem verschmitzten Lächeln. Danilo Petrucci versuchte, eine konkrete Antwort zu umschiffen. "Ich kann mich nicht erinnern", war seine erste Aussage, gefolgt von eigenartig anmutenden Lauten und den Worten: "Ich weiß es nicht. Ich kann dazu nichts sagen."