Gut zwei Monate ist es her, dass sich Marc Marquez zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres einer Schulteroperation unterziehen musste. Ende 2018 war es die linke Seite, nun musste ein Eingriff an der rechten Schulter vorgenommen werden. Seither arbeitete Marquez hart daran, wieder die nötige Beweglichkeit und Kraft aufzubauen.

Doch die Rehabilitation verlief nicht gewünscht, zwischenzeitlich kamen sogar Zweifel auf, ob Marquez überhaupt am Sepang-Test teilnehmen würde können. Diese Bedenken waren schließlich unberechtigt, aber es war klar, dass der amtierende Weltmeister angeschlagen in die ersten Testfahrten des Jahres gehen würde. "Ich werde bei 60 oder 70 Prozent meiner Fitness sein", meinte Marquez im Vorfeld.

Den ersten von drei Tagen in Sepang beendet der Repsol-Honda-Star als Zwölfter der Zeitenliste. 0,731 Sekunden fehlten ihm auf die Bestzeit von Fabio Quartararo. Marquez fuhr lediglich 38 Runden, nur Andrea Dovizioso und der ebenfalls noch angeschlagene Takaaki Nakagami kamen auf weniger Umläufe. Zum Vergleich: Franco Morbidelli spulte als fleißigster Mann 62 Runden ab. "Der Plan war, am ersten Tag 30 bis 35 Runden zu fahren. Am zweiten Tag dann vielleicht 40 und am dritten Tag einfach nur überleben", schmunzelte Marquez.

Dann wurde er aber schnell ernst: "Es war wichtig, wieder auf dem Motorrad zu sitzen. Die Vorfreude war groß, aber ich habe mich dann schlechter als erwartet gefühlt. Ich hatte erwartet, in einigen Bereichen Probleme zu haben, aber am Ende waren das doch noch mehr Bereiche als gedacht. Es liegt noch viel Arbeit vor mir. Ich kann noch nicht richtig pushen. Am Anfang habe ich zwar ordentlich Gas gegeben, aber damit habe ich schnell wieder aufgehört, weil ich gemerkt habe, dass sonst die Kraft nicht für den ganzen Tag reicht."

Nach 38 Runden war für Marquez am Freitag Schluss, Foto: LAT Images
Nach 38 Runden war für Marquez am Freitag Schluss, Foto: LAT Images

Marquez will aber nicht völlig Schwarz sehen. "Wichtig ist, dass die Schulter von Anfang bis Ende halbwegs stabil war und ich auch am Nachmittag nicht mehr Schmerzen hatte - so war das ja letztes Jahr noch. Das bedeutet, dass ich dieses Jahr zwar die Kraft nicht habe, es aber doch ganz gut aussieht. Ich habe einfach versucht, einen Rhythmus zu finden und ein paar Dinge zu probieren. Dieser Test ist gut für mich, um wieder in Form zu kommen und mich auf dem Motorrad wohlzufühlen."

Marquez-Verletzung als Problem für Honda

Klar ist aber auch, dass durch die Einschränkungen von Speerspitze Marc Marquez kostbare Testkilometer bei Honda fehlen. Mit Alex Marquez hat man auf der anderen Seite der Repsol-Box einen Rookie, der in diesem Bereich relativ wenig beitragen kann. Somit wartet auf Cal Crutchlow, der die dritte 2020er-RC213V bei LCR fährt, im Sepang-Test eine echte Mammutaufgabe. "Ich habe eine unglaublich lange Liste an Dingen, die ich testen und abarbeiten muss", stöhnte er am Freitag.