Der 29. Januar 2020 scheint für Valentino Rossi der Anfang vom Ende in der MotoGP zu sein. Es ist der Tag, an dem um 14 Uhr der Aufstieg von Fabio Quartararo ins Yamaha-Werksteam ab 2021 mit einer Pressemitteilung offiziell wird. Genau 24 Stunden zuvor hatten die Japaner schon die Vertragsverlängerung mit Maverick Vinales für zwei weitere Jahre bekanntgegeben.

Damit steht fest, dass 2020 Valentino Rossis 15. und letzte MotoGP-Saison als Factory-Yamaha-Pilot ist. Das stellte auch der Hersteller in einer wenig spät versandten Pressemitteilung klar. In dieser war zu lesen, dass man Rossi Zeit geben werde, um die Entscheidung über seine Zukunft selbst zu treffen. Nach sieben oder acht Rennen 2020 soll es so weit sein. Der siebte Grand Prix wäre Rossis Heimrennen in Mugello...

Die Entscheidung, die Rossi bis dahin treffen muss, ist die zwischen dem Karriereende oder einem Wechsel ins Petronas-Team. Genau den ermöglicht Yamaha offiziell nämlich 'Il Dottore' mit dem Versprechen, ihm 2021 eine Factory-Spec M1 und vollsten Support vom Werk zur Verfügung zu stellen - wenn er das wünscht.

Nach all den gemeinsamen Jahren und Erfolgen im Werksteam soll Rossi also in die zweite Reihe rücken? Und das im Alter von bald 41 Jahren? Eine Überlegung, die bizarr anmutet. Und zu diesem Wechsel wird es wohl auch nie kommen. Weil in Wahrheit Yamaha klar sein dürfte, dass dieses Szenario nicht realistisch ist. Und Rossi kein ernsthaftes Interesse daran haben wird.

Ein Platztausch mit Quartararo dürfte für Rossi keine Option sein, Foto: Yamaha
Ein Platztausch mit Quartararo dürfte für Rossi keine Option sein, Foto: Yamaha

Yamaha überlässt Valentino Rossi die große Bühne

Was dieses scheinbare Versprechen in einer PR-Aussendung in Wahrheit ist? Nicht mehr als eine charmant verpackte Kündigung durch Yamaha. Dort hat man erkannt, dass Rossi nicht mehr die sportliche Zukunft des Unternehmens sein kann. Hochkaräter wie Vinales oder Quartararo wollte man nicht ziehen lassen, also drängte man auf eine Entscheidung Rossis mit Jahresbeginn. Die wollte er zu diesem Zeitpunkt aber nicht treffen, wie in seinem PR-Statement zu lesen ist.

Yamaha weiß aber, dass eine vollständige Trennung, beschlossen zu 100 Prozent von seinem Arbeitgeber, bei den Millionen von Rossi-Fans rund um den Erdball für jede Menge Enttäuschung und Wut sorgen würde. Deshalb geht man den eleganteren Weg und überlässt die offizielle Beendigung seiner Karriere Rossi selbst, wenn er schließlich das Petronas-Angebot ablehnt.

Mugello wäre der perfekte Ort für den offiziellen Rossi-Rücktritt, Foto: LAT Images
Mugello wäre der perfekte Ort für den offiziellen Rossi-Rücktritt, Foto: LAT Images

Warum sich der stolze MotoGP-Superstar auf so einen Deal einlässt, ist ebenfalls ersichtlich. Auch er hat ein Interesse an einem weiterhin guten Verhältnis zu Yamaha. Zum einen gibt es eine Business-Beziehung zum japanischen Hersteller, fabriziert und vertreibt Rossi doch seit einigen Jahren mit seinem Unternehmen das gesamte Yamaha-Merchandising. Außerdem wird es früher oder später ein VR46-Team in der Königsklasse geben, das eigentlich nur mit Material seines langjährigen Partners zustande kommen kann. Und nicht zuletzt sichert Rossi so einen idealen Weg für seine Academy-Piloten, allen voran Halbbruder Luca Marini, in die MotoGP.

Somit ist die gewählte Lösung eine durchaus geschickte. Beide Seiten wahren ihr Gesicht und machen es möglich, auch zukünftig voneinander zu profitieren. Die Trennung mag eine schmerzhafte sein, doch muss man im Millionen-Business MotoGP einsehen, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist.