Die Rücktritts-Erklärung von Jorge Lorenzo traf die MotoGP-Welt am Donnerstag vor dem Saisonfinale in Valencia ziemlich unvorbereitet. Demensprechend überrascht waren auch die Konkurrenten des mehrfachen MotoGP-Champions. So reagierten Valentino Rossi, Marc Marquez und Co. auf die Entscheidung von Jorge Lorenzo.

MotoGP - Jorge Lorenzo hört auf: Sein Honda-Debakel analysiert: (08:49 Min.)

Marc Marquez: "Sogar für mich als sein Teamkollegen war es eine Überraschung. Im Team hatten wir keine Ahnung davon, es kam sehr überraschend. Vor allem, weil die Art und Weise, wie er in den letzten Rennen in der Box gearbeitet hat, nicht anders war, als an seinem ersten Tag hier bei Honda. Erst vor einer Stunde war ich bei ihm im Truck und habe ihn zu seiner Karriere beglückwünscht. Aber vor allem dafür, wie er sie beendet hat. Das sagt eine Menge darüber aus, was für ein Mensch Jorge ist. Er ist ein wahrer Champion. Er merkt im Moment, dass er es nicht auf die Top-Positionen schafft und hat sich deshalb entschieden, aufzuhören. Das sagt eine Menge über ihn aus. Er ist ein starker Charakter, auf der Strecke und davon ab. Ich wünsche ihm für seine Zukunft nur das Beste."

Andrea Dovizioso: "Jorge war mein Rivale. Ich habe ihn 2001 in der europäischen Meisterschaft kennengelernt und sind eigentlich immer zur selben Zeit in eine neue Klasse gewechselt. Wir waren immer große Konkurrenten. Er hat Rennen und Weltmeisterschaften gewonnen, er kann mit seiner Karriere wirklich zufrieden sein. So ist der Sport und manchmal hat man Schwierigkeiten, um auf einem Level zu bleiben. In den letzten zwei Rennen ist er häufig gecrasht und das hat seine Denkweise beeinflusst. Was er in der Weltmeisterschaft geschafft hat, ist beeindruckend."

Maverick Vinales: "Fünf Weltmeisterschaften für sich zu entscheiden ist nicht einfach. Er ist ein großartiger Fahrer und ein unfassbares Talent. Das hat er in jedem Rennen gezeigt. Er war in jeder Kategorie immer an der Spitze. Er hat jetzt gemerkt, dass ein Moment gekommen ist, an dem er an sich selbst denken muss. Ich wünsche ihm für den Rest seines Lebens das Beste."

Alex Rins: "Als ich angefangen habe, MotoGP-Rennen im Fernsehen zu verloren, war er mein Referenzpunkt. Ich habe ihn immer angefeuert. Er hat viele Rennen gewonnen und ist ein großes Talent. Ich finde es schön, in nicht sehr vielen Rennen gegen ihn gekämpft, aber oft die Strecke mit ihm geteilt zu haben."

Valentino Rossi: "Jorge ist ohne Frage einer der wichtigsten MotoGP-Piloten der modernen Ära. Ich denke, wir haben heute einen wirklich wichtigen Teil unseres Sports verloren. Er ist ein großer Weltmeister. Er hat mich viele Male mit seinem Speed und seiner Konzentrationsfähigkeit beeindruckt. Als er in die MotoGP aufgestiegen ist, war er vom ersten Moment an immer stark - für mehr als zehn Jahre. Wir waren Teamkollegen und haben uns eine Box geteilt. Ich denke, er ist einer der größten Rivalen meiner Karriere gewesen. Wir sind zusammen Rennen gefahren, die, wie ich finde, einige der Besten in der Geschichte des Sports waren. Es ist sehr schade, dass er aufhört, aber noch geht es ihm körperlich gut. Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute."

Franco Morbidelli: "Ich erinnere mich an das erste Mal, dass er mir aufgefallen ist. Das war in Rio de Janeiro, als er das Rennen gewann und dann aufhören musste, weil er keinen Sprit mehr hatte. Daran erinnere ich mich noch sehr deutlich, weil es mir ein gutes Gefühl gegeben hat. Er hatte eine unglaubliche Karriere, viele großartige Ergebnisse und einen sehr besonderen Stil - auf und abseits der Strecke. Er ist ohne Frage einer der größten Fahrer in der Geschichte. Es ist schade, dass er aufhört, aber wenn er mit dieser Entscheidung glücklich ist, sollten wir alle das auch sein."

Johann Zarco: "Er hatte eine schwierige Saison mit Verletzungen und hat das nötige Selbstvertrauen verloren. Wie alle wissen aber, dass dir genau das nicht fehlen darf, wenn du diese Motorräder auf das höchste Level bringen willst. Irgendwann wird das gefährlich und er hat sich zu einer großen, aber sehr harten Entscheidung durchgerungen. Ich selbst gebe im letzten Rennen nun alles und dann muss ich abwarten, ob ich dieses Factory-Bike eventuell verdiene. Wir haben aber noch nicht darüber gesprochen."

Weitere Reaktionen aus der Motorsport-Welt

Neben seinen Konkurrenten aus der MotoGP-Welt meldete sich auch Superbike-Weltmeister Jonathan Rea zu Lorenzos Rücktritt zu Wort:

Auch Lorenzos guter Freund Max Biaggi ist von dem Rücktritt des Spaniers ergriffen, konnte an diesem Tag aber nicht an seiner Seite sein. "Heute um 15:00 Uhr gibt es eine Pressekonferenz mit Jorge. Ich schaffe es leider nicht, dort zu sein, auch wenn ich gerne würde", schrieb Biaggi mit einem Bild von den beiden bei Twitter.

Yoshishige Nomura, HRC-Präsident: "Wir nehmen mit großer Trauer Abschied von Jorge Lorenzo. Er ist einer der größten Fahrer, gegen die wir in der Vergangenheit gearbeitet und mit dem wir zuletzt zusammengearbeitet haben. Die Chance, Lorenzo in den Farben des Repsol-Honda-Teams zu sehen, war wirklich einzigartig. Die Saison 2019 sollte vielversprechend starten. Leider hat er vor der Saison viel Pech mit Verletzungen gehabt und ist zusätzlich noch in Assen gestürzt. Deshalb konnte er nie das Selbstvertrauen finden, dass er einst hatte. Wir werden unsere Zusammenarbeit also vorzeitig beenden, da er sich entschieden hat, seine Karriere aufzugeben. Wir als HRC wünschen ihm für seine Zukunft nur das Beste."

Alberto Puig (Teamchef Repsol Honda): "Er ist ein wahrer Gentleman, der stets zu schätzen wusste, was die Leute für ihn taten. Es ist schwierig, einen Weltmeister mit diesem Charakter zu finden. Leider hat es zwischen ihm und Honda nicht geklappt. Ich selbst bin aber sehr beeindruckt von seiner Menschlichkeit und muss ihm für sein Fairplay danken. Ich kann mich nur entschuldigen bei ihm, dass ich ihm nicht mehr helfen konnte in dieser Situation."

Lin Jarvis, Yamaha-Renndirektor: "Der Rücktritt heute hat mich auf jeden Fall überrascht, weil ich nicht erwartet hätte, dass es heute passiert. Es kommt natürlich nicht völlig unerwartet, denn wir haben alle gesehen, welche Probleme Jorge dieses Jahr hatte. Die letzten paar Rennen in Übersee haben schon gezeigt, dass er nicht mehr alles geben konnte. Ich bin nicht überrascht, dass er seine Karriere am Ende des Jahres beendet. Ich bin nur überrascht, dass er es heute bekanntgegeben hat."

"Unsere Geschichte ist sehr interessant. Es gab aber einen Punkt, an dem Valentino ernsthaft überlegte, in den Automobilsport zu wechseln. Deshalb mussten wir uns nach jemandem umsehen, der ihn ersetzen könnte. Das ist nicht sehr einfach. Man brauchte jemanden, der außergewöhnliches Talent und den Killer-Instinkt besitzt. Und genau das haben wir bei Jorge in den kleineren Klassen gesehen. Das hat ihn interessant für uns gemacht. Wir haben ihn unter Vertrag genommen, bevor er 250cc-Weltmeister wurde. Das hat zu vielen, schönen Momenten geführt."

"Als er zu uns kam, war er praktisch noch ein Baby. Sein Gesicht sah noch ganz kindlich aus. Trotzdem ist er phänomenal in seine erste Saison gestartet. Es sah aus, als könnte ihn nichts stoppen. Das hat er dann aber selbst manchmal getan, wie bei seinem großen Crash in China. Egal, wie schwer er verletzt war, er gab einfach nicht auf. Wenn ich ihn in einem Wort beschreiben wollte, dann wäre es "taff". Denn er ist ein wirklich taffer Kerl - sich selbst gegenüber, seinen Konkurrenten und es ist auch ziemlich taff, mit ihm zu leben. Er ist ein wirklich, wirklich großer Champion."

Gigi Dall'Igna, Ducati-Renndirektor: "Ich kenne ihn seit dem Beginn seiner Karriere. Er ist ein sehr wichtiger Fahrer für mich, denn wir haben mehrere Weltmeisterschaften zusammen gewonnen. Am Ende ist er sogar zu mir zu Ducati gekommen. Deshalb ist heute sicher nicht der beste Tag meines Lebens. Für uns alle ist es nicht sehr schön, Jorge zu verlieren. Er hat uns in seiner Karriere viele Emotionen geschenkt und das werden wir sicher vermissen."

"Er hatte ohne jeden Zweifel ein großes Talent. Er ist das Bike einmalig gefahren. Manchmal habe ich Daten von ihm gesehen, die ich bei keinem anderen Piloten jemals so wiedergefunden habe. Und das sogar schon in der 125cc- und 250cc-Weltmeisterschaften. Das ist beeindruckend."

"Manchmal muss man Personalentscheidungen treffen, bevor man alle Fakten kennt. Dann kommt es manchmal zu falschen Entscheidungen. Aber so ist das Leben halt. Ich freue mich trotzdem über die Entwicklung, die er auf unserem Bike vollzogen hat. Wir sind vor allem am Beginn durch schwere Zeiten gegangen, aber konnten sie beheben. Das ist ein schönes Gefühl."