Marc Marquez hätte der MotoGP-Konkurrenz am Sonntag in Sepang eine weitere Demütigung zufügen können. Nach seinem schlimmen Highsider im Qualifying war er nur von Startplatz elf gestartet - und musste sich am Ende dennoch nur Maverick Vinales geschlagen geben. Als entscheidendes Zünglein an der Waage für den verpassten Sieg sah Marquez Jack Miller an, der ihm in den ersten Runden viel Zeit kostete.

Miller verlangte in der Startphase seinen Reifen viel zu viel ab und konnte sich nur so eine gewisse Zeit vor Marquez halten. Wäre ohne die sinnlose Gegenwehr des Australiers der Sieg für Marquez machbar gewesen? Die Rennanalyse geht dem auf den Grund:

Brauchte Marquez einfach nur Windschatten?

Rennsieger Vinales setzte sich schnell in Führung. Nach nur elf Runden hatte er die Spitzenposition übernommen. Nur vier Kurven mehr brauchte Marquez, um erstmals Vinales' erster Verfolger zu sein. Nur 0,485 Sekunden fehlten ihm beim erstmaligen Überfahren der Ziellinie. "Maverick war heute klar schneller als ich. Ich wusste, dass ich aber im Windschatten an ihm dranbleiben kann. So wie auf Phillip Island", meinte Marquez nach dem Rennen.

Daraus wurde nichts, weil Miller nur eine Kurve nachdem er Platz zwei an Marquez abgeben musste, konterte. Und Marquez im Anschluss fast zwei Runden brauchte, bis er sich endgültig an Miller vorbeiarbeiten konnte. Als ihm das gelang, war die Lücke zu Vinales bereits auf 1,345 Sekunden angewachsen - der Windschatten der Yamaha war somit also außer Reichweite für Marquez.

Marquez war zu weit von Vinales entfernt, Foto: Repsol
Marquez war zu weit von Vinales entfernt, Foto: Repsol

"Jack macht immer das Gleiche", analysierte Marquez nach dem Rennen. "Er pusht extrem und verheizt in den ersten drei Runden komplett, weil er sehr spät bremst und das Gas wie verrückt aufdreht. Ich hätte das auch machen können, aber dann wären auch meine Reifen kaputtgegangen - oder ich wäre gestürzt." Eine Sichtweise, der etwa auch Andrea Dovizioso zustimmt: "Jack war zu Beginn zu aggressiv. Er versucht am Anfang immer alles, um an der Spitze zu sein."

Dass Marquez den Windschatten Vinales' verlor, war also einer taktischen Fehleinschätzung Millers geschuldet, was ja auch dessen Rückfall bis auf Platz acht im weiteren Rennverlauf untermauert. Aber hätte Marquez ohne den mehr oder weniger überflüssigen Zweikampf mit Miller Vinales tatsächlich fordern können?

Marquez fehlen nur Nuancen auf Vinales

Der Yamaha-Star war in Sepang schneller als Marquez, wie der ganz richtig feststellte. Der Unterschied im Rennen war aber nicht besonders groß. Vinales fuhr seine schnellste Runde im 4. Umlauf in 1:59.844 Minuten. Marquez im nächsten Versuch mit 1:59.935. In den ersten sieben Runden mit freier Fahrt für beide Piloten wuchs der Rückstand gerade einmal um knapp sieben Zehntelsekunden an. Erst als Marquez dann einen Fehler machte, war das Rennen wirklich gelaufen. Ein nur kleiner Unterschied also zwischen den beiden Spaniern, den Marquez wohl tatsächlich mit Windschatten seinen Vordermannes wettmachen hätte können.

Auch, weil die Unterschiede im Topspeed zwischen Vinales' Yamaha und Marquez' Honda wieder einmal eklatant waren. Vinales erreichte einen Höchstwert von 320,4 km/h, Marquez kam auf 326,2 - beides ohne Windschatten wohlgemerkt. Wäre Marquez also in der Schlussphase in Schlagdistanz zu Vinales gelegen, wäre es für ihn wohl ein leichtes gewesen, seinen Rivalen im letzten Sektor zu attackieren. Was dann genau passiert wäre, kann niemand wissen. Fix ist nur: Marquez hätte in Sepang trotz Startplatz elf eine realistische Chance auf den Sieg gehabt - wäre da nicht Jack Miller gewesen. Aus einer derart schlechten Startposition wurde schon lange kein Rennen mehr gewonnen. Genau genommen zuletzt 2016 in Assen von P18 aus. Sieger damals: Ein gewisser Jack Miller.