Auf Yamaha könnte 2021 ein echtes Luxusproblem zukommen. Sollte Valentino Rossi seine Karriere fortsetzen, gibt es wohl drei Bewerber um die beiden Plätze im MotoGP-Werksteam. Neben Rossi sind das natürlich sein aktueller Teamkollege Maverick Vinales und Rookie-Sensation Fabio Quartararo, der 2020 seine zweite Saison im Satelliten-Rennstall von Petronas bestreiten wird.

Klar ist: Valentino Rossi hat die Entscheidung, ob er 2021 im Yamaha-Werksteam fahren wird, zu 100 Prozent in seinen eigenen Händen. Auch wenn seine Leistungen zuletzt größtenteils enttäuschend waren, wird ihn Yamaha auch in Zukunft niemals vor die Tür setzen. Zu wichtig ist der MotoGP-Superstar für die Marketing-Bestrebungen des Unternehmens. Und zu mächtig ist Rossi mittlerweile auch innerhalb Yamahas.

Maverick Vinales wiederum ist der erfolgreichste Yamaha-Pilot der vergangenen drei Jahre. Nur er und Rossi konnten in dieser Zeit auf der M1 gewinnen, Vinales stellt Rossi mit 5:1 Siegen aber ganz klar in den Schatten. Aus sportlicher Sicht würde also eigentlich alles für Vinales sprechen.

Und dann wäre da noch Fabio Quartararo. Seine Verpflichtung im Petronas-Team war ein absoluter Geniestreich. Kaum jemand traute ihm nach vielen schwierigen Jahren und nur einem Sieg in den kleineren Klassen wirklich viel für die MotoGP zu. Doch der Franzose schlug ein wie eine Bombe und ist schon jetzt der erfolgreichste Rookie der Königsklasse seit Marc Marquez 2013. Yamaha wird sich hüten, das heißeste Nachwuchstalent der MotoGP an einen anderen Hersteller zu verlieren.

Quartararo könnte 2019 als bester Yamaha-Pilot abschließen, Foto: LAT Images
Quartararo könnte 2019 als bester Yamaha-Pilot abschließen, Foto: LAT Images

"Es ist noch sehr früh, um über 2021 zu reden", überlegt Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis im Gespräch mit 'Marca'. "Nächstes Jahr wird sich an unserem Fahrer-Line-Up nichts ändern, aber die Frage ist natürlich, was dann passiert. Wir brauchen in unserem Werks-Team zwei schnelle Fahrer und Fabio ist da auf jeden Fall interessant. Nach zwei Jahren in einem Kunden-Team wird er wechseln wollen. Das ist nur logisch. Maverick ist auch sehr schnell und hat dann bereits vier Jahre Erfahrung auf unserem Motorrad. Wenn er sich wohlfühlt, ist er sehr konkurrenzfähig. Ich bin immer noch der Meinung, dass er MotoGP-Titel holen kann. Valentino ist natürlich auch interessant - aus unterschiedlichen Gründen. Er kann immer noch schnell sein. Wir wissen aber noch nicht, ob er weitermachen will. Das müssen wir abwarten. Wenn er sich dazu entschließt, seine Karriere fortzusetzen, kann das ein Problem für uns werden."

Schnappt Ducati Yamaha Vinales weg?

Interessant: In den vergangenen Wochen machten im Fahrerlager Gerüchte die Runde, wonach Ducati an einer Verpflichtung Vinales' für 2021 interessiert sein soll. Teamleader Andrea Dovizioso wäre dann bereits 35 Jahre alt, außerdem ist sein Verhältnis zu Ducati aufgrund ausbleibender Fortschritte in dieser Saison deutlich abgekühlt. Mit Danilo Petrucci, Jack Miller und Francesco Bagnaia hat man drei talentierte Männer im eigenen Fahrer-Pool, Weltmeisterpotential hat aus aktueller Sicht aber wohl niemand in diesem Trio.

Andrea Dovizioso wird 2019 zum dritten Mal in Serie Vizeweltmeister, Foto: Ducati
Andrea Dovizioso wird 2019 zum dritten Mal in Serie Vizeweltmeister, Foto: Ducati

Lin Jarvis hält aktuell einen Abgang Vinales' für 2021 aber ohnehin für eher unwahrscheinlich: "Wir können nur Dinge kontrollieren, die in unserer Macht liegen. Es hängt auch von Mavericks Plänen ab. Im Moment denke ich, dass er bei uns bleiben will. Natürlich ist ihm aber wichtig, dass unser Motorrad konkurrenzfähig ist. Die Zusammenarbeit mit Maverick hat sehr gut begonnen und er konnte einige Rennen gewinnen. Wir haben es dann aber versäumt, ihm ein gutes Bike zu geben. Auch er selbst hat ein bisschen den Fokus verloren und war zu inkonstant. Wenn er sich wohlfühlt, kann er mit Yamaha aber absolut unschlagbar sein. Das gefällt uns an Maverick - jetzt und auch in der Zukunft."

Vorerst heißt es für Yamaha ohnehin abwarten. Valentino Rossi will nach den ersten Saisonrennen 2020 eine Entscheidung über seine Zukunft treffen. Hängt er seinen Helm nach 25 Jahren in der Motorrad-Weltmeisterschaft dann an den Nagel, ist Yamaha die Sorge eines zu großen Fahrerangebotes los.