Nach der vorzeitigen Vertragsauflösung mit Johann Zarco kam KTM ab Saisonhalbzeit 2019 mächtig unter Druck, für die kommende MotoGP-Saison noch ein schlagkräftiges Fahrer-Line-Up auf die Beine zu stellen. "Die Bewerbungsfrist läuft nun bis nach Valencia", meinte Motorsport-Direktor Pit Beirer damals. Nun hat man sich doch früher festgelegt.

Den heiß begehrten Platz im Werksteam neben Pol Espargaro bekommt - etwas überraschend - Brad Binder. Der hätte 2020 ursprünglich ja seine MotoGP-Rookie-Saison bei Tech3 bestreiten sollen. Dass man bei KTM nun ihn hochzieht und nicht den erfahreneren Miguel Oliveira, der ein gutes erstes Jahr in der Königsklasse bestreitet, war so nicht zu erwarten.

Was die Gründe für die Bevorzugung Binders gegenüber Oliveira sind, darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Möglich, dass man einfach mehr Vertrauen in das Können des Südafrikaners hat. Bei KTM hat man andererseits aber auch großen Respekt vor Tech3-Teamchef Herve Poncharal und wollte ihm wohl nur ungern Teamleader Oliveira aus den Händen reißen.

Motorsportdirektor Beirer erklärt, was für Binder gesprochen hat: "Nach einigem Nachdenken und vielen Gesprächen haben wir uns entschieden, diese Richtung einzuschlagen. Brad ist ein Fahrer, der sich durch die KTM-Struktur hochgekämpft hat. Wir haben keinen Zweifel daran, dass er auch im MotoGP-Werksteam denselben Stil und diese Niemals-Aufgeben-Einstellung zeigen wird."

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Lecuona steigt in die MotoGP auf

So wechselt also Binder ins Werksteam und Oliveira bleibt bei Tech3. Dort wird sein Teamkollege ein Mann, mit dem auch nicht unbedingt zu rechnen war: Iker Lecuona. Der 19-jährige Spanier hätte 2020 eigentlich für Ajo Motorsport in der Moto2 an den Start gehen sollen. Auch wenn Lecuona bereits einige Talentproben abliefern konnte, seine Erfolgsbilanz in der WM ist bislang noch bescheiden. Zwei Podiumsplatzierungen holte er, in Thailand zuletzt seine erste im Trockenen.

"Ich persönlich freue mich darauf, mit einem jungen und talentierten Rookie wie Iker zu arbeiten", sagt Tech3-Boss Herve Poncharal. "Das ist unser Weg für die Zukunft und wir haben gesehen, dass dieser Zugang schon in anderen Teams erfolgreich war. Ich glaube, dass das das stärkste KTM-Fahrer-Line-Up ist, das wir uns 2020 wünschen hätten können."