Eigentlich ist am Sonntag alles angerichtet für die nächste Triumphfahrt von Marc Marquez. Er hat die letzten drei MotoGP-Rennen gewonnen, der Weltmeistertitel 2019 ist in den trockenen Tüchern und im Qualifying von Motegi holte er sich bei schwierigen Bedingungen auch noch die Pole Position, womit ihm auch der Award für den besten Qualifyer des Jahres nicht mehr zu nehmen ist.

Und doch gab sich Marquez nach dem Qualifying in Japan nicht so selbstsicher, wie man das in dieser Saison schon oft von ihm gesehen hatte. "Das ist meine erste MotoGP-Pole-Position in Motegi und die 90. Insgesamt. Das freut mich natürlich sehr. Für den Sonntag erwarte ich aber ein schwieriges Rennen, denn wir sind ehrlich gesagt hier nicht in der besten Position", so der Repsol-Honda-Star.

Das hat vor allem mit der Streckencharakteristik des Twin Ring Motegi zu tun, die sich von allen anderen Kursen im Kalender unterscheidet. Nirgendwo kommt dem Bremsverhalten eines Motorrads mehr Bedeutung zu. Es gibt fünf extrem harte Bremszonen auf der nur 4,8 Kilometer langen Strecke und gerade da hatte Marquez Schwierigkeiten. "In den Trainings hatte ich vor allem in der letzten Phase der Bremsvorgänge Probleme. Das haben wir aber im Qualifying etwas besser in den Griff bekommen", erklärt er.

Hinzu kommt, dass alle langen Geraden der Strecke aus Kurven angefahren werden, die von den MotoGP-Piloten entweder im ersten oder zweiten Gang genommen werden. Bei derart niedrigen Geschwindigkeiten kann der Fahrer nicht die volle Leistung seines Motorrads abnutzen. "Du musst also einen anderen Weg finden, um gute Rundenzeiten zu erzielen", weiß auch Marquez, der in dieser Saison ja oft von der gesteigerten Motorleistung seiner Honda RC213V profitiert.

Marquez auf der Suche nach dem Rennreifen

So weit also zu Marquez' spezifischen Problemen. Hinzu kommt, dass für das gesamte Feld das MotoGP-Rennen gewissermaßen eine Fahrt ins Ungewisse wird. Denn die Samstagssessions FP3, FP4, Q1 und Q2 ließen allesamt keine Informationen für den voraussichtlich trockenen Sonntag zu. Und am Freitag lernten Fahrer und Teams, dass sich die Grip-Verhältnisse schon bei geringen Temperaturverschiebungen massiv ändern können.

"Es wird entscheidend sein, die Streckentemperatur und auch die Luftfeuchtigkeit richtig einzuordnen", ist Marquez überzeugt. "Am Freitag haben in FP1 und FP2 bei unterschiedlichen Verhältnissen andere Reifen funktioniert. Insgesamt konnten wir nicht viele Runden im Trockenen fahren, also wird die Wahl wirklich kompliziert."