Wenn man wie Valentino Rossi über zwei Jahrzehnte lang erfolgreich in der Motorrad-Weltmeisterschaft unterwegs sein will, ist Anpassungsfähigkeit eine der wichtigsten Fähigkeiten überhaupt. Rossi sind derartige Umstellungen stets gelungen. Man rufe sich nur den Fahrstil in Erinnerung, den 'Il Dottore' einst auf der 500ccm-Honda erlernen musste und setze den nun im Vergleich zum aktuellen Stil - viele Gemeinsamkeiten sind da nicht mehr sichtbar.

Doch der Teufel steckt oft auch im Detail. Rossi hat das Motorradfahren in einer Zeit gelernt, in der es nicht unüblich war, mit drei Fingern zu bremsen. Eine Technik, der er bis in diese Saison beibehalten hat. In den letzten Jahren oder Jahrzehnten haben sich die Bremssysteme, etwa durch die Einführung von Karbonteilen, massiv verändert - und mit ihnen die angewandten Techniken. Einige Piloten wie Marc Marquez bremsen nur noch mit einem Finger, zwei Finger sind die Norm.

Und dieser bedient sich seit den Freitagstrainings in Motegi nun auch Rossi. Eine Umstellung, die ihm nicht leichtfällt. "Wenn du 25 Jahre lang gleich gebremst hast, dann braucht es eine Weile, bis man sich an etwas Neues gewöhnt. Ich werde es aber schaffen", gestand er am Freitagabend in Motegi.

Doch warum sah sich Rossi überhaupt gezwungen, seine liebgewonnene Bremstechnik umzustellen? "Die Motorräder haben sich im Bereich der Bremsen sehr gewandelt. Das hängt auch mit Dingen wie der Motorbremswirkung und dem Grip des Vorderreifens zusammen", bestätigt er. "Daran musst du dich anpassen, um die bestmögliche Technik für die Gabel und die Reifen zu finden."

Im Thailand-Rennen griff Rossi noch mit drei Fingern zu, Foto: LAT Images
Im Thailand-Rennen griff Rossi noch mit drei Fingern zu, Foto: LAT Images

Weniger Finger bedeuten im Normalfall weniger ruckartige Bremsmanöver, was selbstverständlich für geringere Belastungen auf Dämpfung und Pneus sorgt. Das wiederum kann ein stabileres Verhalten des Motorrads ermöglichen, so Rossi: "Die Kraft wirkt nicht so plötzlich, wenn du mit weniger Fingern bremst. Das sorgt für einen ruhigeren Bremsvorgang."

Rossi im 2. Motegi-Training stark

Am Ende des ersten Trainingstages in Motegi schien Rossi die Umstellung bereits ganz gut gemeistert zu haben. Trotz eines Problems mit der Vorderradbremse an seinem Nummer-Eins-Bike - vermutlich den diversen Anpassungen aufgrund der neuen Technik geschuldet - kämpfte er sich mit seinem letzten Versuch in FP2 auf der Ersatzmaschine noch auf den fünften Platz der kombinierten Zeitenliste nach vorne. Aufgrund der schlechten Wetterprognose für Samstag scheint der Einzug in Q2 damit so gut wie sicher.