Takaaki Nakagami muss nach dem Grand Prix von Japan an diesem Wochenende die MotoGP-Saison 2019 frühzeitig beenden. Er kämpft seit seinem Sturz in Assen mit Schmerzen und mangelnder Kraft in seiner Schulter. Eine Operation ist unausweichlich und um Nakagami genug Regenerationszeit bis zu den ersten Wintertests 2020 zu geben, entschieden sich Fahrer und Team in Absprache mit den Ärzten nun für den Eingriff.

Damit sah sich LCR Honda gezwungen, einen Ersatzmann für Nakagami in den letzten drei Saisonrennen auf Phillip Island, in Sepang und Valencia zu finden. Das Team von Lucio Cecchinello konnte dabei einen echten Hochkaräter an Bord ziehen: Johann Zarco.

Der Franzose wurde ja vor dem Aragon-Grand-Prix im September endgültig von KTM aus seiner Rolle als Einsatzfahrer enthoben. Wie Motorsportchef Pit Beirer aber damals schon klarstellte, würde man einen Einsatz Zarcos für ein anderes Team nicht blockieren. Und genau das machen sich er und LCR nun zunutze.

"Ich bin sehr dankbar für diese Chance", so Zarco. "Das ist deine großartige Gelegenheit für mich. Ich werde versuchen, ein paar gute Resultate einzufahren und Spaß zu haben, denn es könnten meine letzten Rennen für einige Zeit sein. Ich möchte mich auch bei KTM dafür bedanken, dass sie mich freigegeben haben."

KTM legte Zarco keine Steine in den Weg, Foto: KTM
KTM legte Zarco keine Steine in den Weg, Foto: KTM

Die Idee zum überraschenden Comeback Zarcos in den Farben von LCR hatte Teamchef Cecchinello. Er trat mit seinem Vorschlag dann an die Honda-Führungsebene rund um Tetsuhiro Kuwata und Alberto Puig heran, die ihre Zustimmung erteilte. Auch Zarco selbst war sofort Feuer und Flamme für das Projekt.

Zarco: Von LCR zu Repsol Honda?

Zarcos drei Renneinsätze in Australien, Malaysia und Valencia könnten schließlich viel mehr sein als nur ein kurzes Intermezzo bei Honda. Denn die Gerüchte um ein frühzeitiges Aus von Jorge Lorenzo im Repsol-Werksteam reißen nicht ab und Honda müsste dann einen schlagkräftigen Ersatz finden. Ob Zarco, der auf der KTM RC16 so große Probleme hatte, mit der nicht unähnlichen Honda RC213V zurechtkommt, ist aber zumindest fraglich. Die Zeit bei LCR kann für Zarco also durchaus als eine Art Testlauf funktionieren. Sollte dieser gut verlaufen, könnte ihn das direkt ins Werksteam befördern.

Sollte daraus nichts werden, wird Zarco 2020 aller Voraussicht nach Testfahrer bei Yamaha werden. Die Gefahr für Honda, dass er dann Geheimnisse zu einem Mitkonkurrenten mitnehmen könnte, hält sich in Grenzen. Zum einen, weil man im Kundenteam ohnehin nicht in alle Geheimnisse eingeweiht ist. Und zum anderen, weil Zarco die 2018er-Maschine von Nakagami übernimmt, also nicht über die neuesten Techniktricks aus dem Hause HRC verfügen wird.