Fabio Quartararo ist in der MotoGP der tragische Held der Stunde. Zum zweiten Mal binnen drei Rennen muss sich der französische Shootingstar erst in der letzten Runde eines Rennens geschlagen geben. Wie bereits vor drei Wochen in Misano hieß sein Bezwinger auch im thailändischen Buriram Marc Marquez.

Flossen nach der ersten Niederlage noch bittere Tränen, war es diesmal Ärger, der Quartararo während der Auslaufrunde übermannte. "Diese Niederlage schmerzt mehr als jene in Misano", gestand der 20-jährige Franzose in der Pressekonferenz nach dem Rennen ganz offen.

"In Misano habe ich es nicht in der letzten Kurve versucht, hier schon. Ich bin an ihm vorbeigezogen, wusste aber nicht, ob er innen durchstechen kann. Dann habe ich aber schon seinen Vorderreifen gesehen - das war sehr frustrierend", gab Quartararo, dem Yamaha diesmal mehr Drehzal bei seiner M1 freigab, offen zu.

Marquez überlässt Quartararo die Führungsarbeit

Wie bereits in Misano überließ Marquez seinem Gegner über beinahe die komplette Distanz die Führungsarbeit. Über Start/Ziel lag Quartararo in den ersten 25 der 26 Rennrunden stets voran. Marquez startete zwar in der zweiten Rennhälfte die eine oder andere Attacke, das diente aber lediglich dem Aussieben der richtigen Stelle für das finale Überholmanöver.

Die dritte Kurve wurde schließlich zur entscheidenden Passage, in der Marquez Quartararo schnappen konnte. Ein Konter von Quartararo in der letzten Kurve ging ins Leere. "Ich lag dort sogar schon voran, konnte das Motorrad aber nicht mehr rechtzeitig stoppen." So verlor er die saubere Linie und Marquez beschleunigte besser auf den Zielstrich zu.

"Eigentlich kann ich stolz sein auf die heutige Leistung, denn ich habe einen nunmehr achtfachen Weltmeister bis zur letzten Kurve gefordert", gestand sich Quartararo aber selbst zu. Die guten Ergebnisse geben dem Franzosen Selbstvertrauen, sodass auch seine anfängliche Zurückhaltung in den Aussagen gegenüber der Presse zusehends schwindet.

Zum Podest-Abonnenten aufgestiegen

Kein Wunder: Mit fünf Podestplätzen in den letzten zehn Rennen kann in der Statistik neben Überflieger Marc Marquez lediglich Maverick Vinales mithalten, der auf den gleichen Wert wie Quartararo kommt. So erwacht auch in den Rennen allmählich jener Killerinstinkt, den er einst als Dominator der Nachwuchs-Serien vor seinem WM-Einstieg an den Tag gelegt hatte.

So etwa in der letzten Kurve: "In diesem Moment war mein Gehirn ausgeschaltet. Ich dachte mir nur: Ich werde das versuchen. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich bis Japan keinen Schlaf mehr gefunden. Es war ein richtig guter Kampf mit Marc."

Quartararo ist heiß auf mehr

Auch in der WM-Wertung hat Quartararo Blut geleckt. Der Titel des "Rookies des Jahres" ist ihm nur noch rein rechnerisch zu nehmen (wenn Joan Mir bis Saisonende 85 Punkte mehr holt), als aktueller WM-Siebenter fehlen ihm auf den dritten Rang aber nur 24 Punkte. Spätestens in der kommenden Saison will der Shootingstar in derartigen Sphären mitmischen.

"Ich werde auf jeden Fall besser gewappnet sein", sagte Quartararo am Sonntag. "2019 ist meine Rookie-Saison, daher kenne ich erst im nächsten Jahr alle Strecken. Ab dem Valencia-Test werde ich versuchen, Marc herauszufordern. Aktuell ist das aber noch nicht mein Primärziel." Denn noch hat Quartararo kein Rennen in der MotoGP gewonnen. Auch wenn er mit einem Rückstand von 0,171 Sekunden am Sonntag in Buriram so knapp dran wie nie zuvor war.