Eine Traumehe hätte es werden sollen, nun ist sie nach weniger als zehn Monaten schon wieder vorbei. In Spielberg hatte Johann Zarco KTM um die Auflösung des Vertrages mit Saisonende 2019 gebeten, in dieser Woche hat der österreichische Hersteller ihn vorzeitig aus der Rolle als MotoGP-Einsatzfahrer entfernt. Der Vertrag zwischen Zarco und KTM läuft aber bis Jahresende, weshalb er 2019 auch für keinen anderen Hersteller mehr Rennen oder Testfahrten bestreiten darf.

Am Donnerstag war Zarco dennoch im Paddock des Motorland Aragon. "Ich bin hier, weil ich ein paar Dinge zu erledigen habe", erklärte er gegenüber Canal+. "Ich werde aber nicht bis zum Rennen bleiben, sondern nach Hause fahren und dort trainieren."

Zarco selbst hatte von seinem Rauswurf ebenfalls erst am Dienstag erfahren, wenige Stunden bevor KTM mittels Presseaussendung darüber informierte. Ein harter Schlag für den sensiblen Franzosen, wie er selbst gesteht: "Es fühlt sich komisch an. Ich bin jetzt zehn Jahre in der Weltmeisterschaft gefahren und plötzlich sagt dir jemand: 'Nein, du fährst die Saison nicht fertig.' Das ist eigenartig für mich. Es ist, als hätte man mir das Herz herausgerissen. Ich kann es nur schwer verdauen. Vor allem zu Beginn war ich wirklich schockiert, mit der Zeit wird es aber besser."

Pol Espargaro: Das Beste für beide Seiten

Auch sein bisheriger Teamkollege Pol Espargaro zeigt sich vom endgültigen Abgang Zarcos nicht unbeeindruckt. "Es tut mir wirklich leid für Johann, denn er ist ein guter Kerl", betont er. "Es ist ihm aber sehr schwergefallen, sich an das Motorrad anzupassen. Er hat alles versucht, aber es hat nichts geändert. Ich denke deshalb, dass die Trennung für beide Seiten die beste Lösung ist, auch wenn die Entscheidung sicher nicht einfach. Jetzt müssen wir aber in die Zukunft blicken und versuchen, zusammen mit Mika das Motorrad weiterzuentwickeln."

Mika Kallio ist zurück als MotoGP-Einsatzpilot, Foto: KTM
Mika Kallio ist zurück als MotoGP-Einsatzpilot, Foto: KTM

Für den kam die Einberufung ebenfalls kurzfristig: "Ich hätte das nicht erwartet. Diese Entscheidung von KTM kam recht überraschend. Wir wussten die ganze Zeit über, dass Johann Probleme hatte. In Österreich hat er dann erklärt, dass er nach dieser Saison aufhören wird. Danach habe ich dann darüber nachgedacht, was wohl passieren und ob es eine Veränderung geben wird. Aber von KTM selbst kam es recht direkt und kurzfristig, erst am Dienstag."

Zarco: MotoGP weiterhin Priorität

Zarcos Fokus liegt nun darauf, möglichst schnell eine neue Beschäftigung zu finden. Spekuliert wurde ja bereits über eine Rolle als Einsatzfahrer in der Moto2 oder der Superbike-WM, auf Zarcos Wunschliste steht allerdings die MotoGP ganz oben. "Ich habe nicht viele Optionen", gesteht er. "Meine Priorität ist die MotoGP. Ich bin in einer Verfassung, um dort schnell zu fahren. Das muss ich nützen. Ich werde alles geben, um in dieser Klasse zu bleiben und um Spitzenresultate zu kämpfen. Das ist mein Traum und an dem arbeite ich."