Das MotoGP-Rennen in Misano stand ganz im Zeichen des emotionalen Zweikampfes zwischen Marc Marquez und Fabio Quartararo. Das Duo war dem Rest des Feldes am Sonntag überlegen, nur Maverick Vinales konnte teilweise das Tempo der Spitze halten oder sogar leicht unterbieten. Die Rennanalyse zum Grand Prix von San Marino:

Marquez, Quartararo & Vinales in eigener Liga

Bereits in den Trainings deutete sich an, was am Sonntag Realität wurde: An Marc Marquez, Fabio Quartararo und Maverick Vinales führte kein Weg vorbei. Das Trio nahm im ersten, zweiten und vierten Training die ersten drei Plätze ein und wurde in FP3 nur durch Pol Espargaro gesprengt.

Die Platzierungen in den Sessions

Session Marquez Quartararo Vinales
FP1 2. 1. 3.
FP2 3. 2. 1.
FP3 4. 1. 2.
FP4 1. 3. 2.
Q2 5. 3. 1.
GP 1. 2. 3.

Im Qualifying eroberte Quartararo die Pole Position, Vinales schaffte es ebenfalls in die erste Reihe. Nur Marquez verzettelte sich in einem Scharmützel mit Valentino Rossi und verpasste somit zum erst zweiten Mal in der laufenden Saison die erste Reihe. P5 bedeutete sogar seinen schlechtesten Startplatz des Jahres.

Doch am Sonntag brauchte der MotoGP-Weltmeister nur wenige Kurven, um wieder dorthin zu finden, wo er das gesamte Wochenende über war: in den Top-3. Quartararo, Vinales und Marquez nahmen ab der ersten Runde die vordersten drei Plätze ein und gaben diese zu keinem Zeitpunkt aus der Hand. Die Podestplätze waren somit früh einzementiert, denn bereits in der dritten Runde war der Abstand von Rang drei (Marquez) auf vier (Morbidelli) auf über eine Sekunde angewachsen.

Nur drei Fahrer unter 1:34

Die einzelnen Rundenzeiten untermauern die Vormachtstellung, die das Top-Trio in diesem Rennen inne hatte. Nur Marquez, Quartararo und Vinales konnten Einzelzeiten unter 1:34 Minuten anschreiben. Alle drei schafften das aber mehrfach: Marquez insgesamt neunmal, Quartararo achtmal und Vinales siebenmal.

Die insgesamt schnellste Runde für Marc Marquez in Lap 5, als er 1:33,355 anschreiben konnte. In den Top-10 der besten Einzelzeiten findet sich Marquez fünfmal, Quartararo dreimal und Vinales zweimal.

Die schnellsten 10 Rundenzeiten im Rennen

P Fahrer Zeit Runde
1. Marquez 1:33,355 5
2. Quartararo 1:33,423 4
3. Quartararo 1:33,570 6
4. Marquez 1:33,584 6
5. Quartararo 1:33,623 5
6. Marquez 1:33,721 7
7. Marquez 1:33,802 4
8. Marquez 1:33,810 3
9. Vinales 1:33,830 15
10. Dovizioso 1:33,845 2

Interessant sind vor allem die Zeitpunkte, zu denen die Piloten ihre schnellsten Runden erzielten. Denn während Marquez und Quartararo zu Beginn das Tempo ordentlich anzogen, brauchte Vinales - wie üblich - einige Zeit, bis er auf Touren kam. Die erste fliegende Runde lag zwar unter 1:34, doch dann brauchte der Katalane bis zum zehnten Umlauf, ehe er wieder unter diese Marke kam.

Seine absolut schnellste Zeit erzielte er gar in Lap 15 und somit in der zweiten Rennhälfte. Zu diesem Zeitpunkt konnte weder Quartararo an der Spitze, noch Marquez in Lauerstellung diese Werte erreichen.

Ein Rennen in drei Akten

Vinales Problem war aber das erste Renndrittel. Er führte zwar in den ersten beiden Runden das Feld an, konnte aber schon der dritten Runde nicht mehr unter 1:34 bleiben, während etwa Marquez erst in der neunten Runde über diese Marke kam. Zwischen Runde 5 und 9 war verlor Vinales in jedem Umlauf auf die Spitze - teilweise sogar eine halbe Sekunde pro Lap, wie etwa in den Runden 5 und 6.

Bis zur neunten Lap hatte Vinales auf Leader Quartararo 2,941 Sekunden verloren - höher sollte sein Rückstand im gesamten Rennen nicht werden. Denn ab Lap 10 begann er plötzlich wieder aufzuholen. Quartararo fuhr seine letzte 1:33er-Zeit in Runde 9, Marquez seine in Lap 13. Vinales hingegen blieb in den Runden 14 bis 17 im Bereich von 1:33 und holte auch in Lap 18 ein weiteres Mal auf.

Insgesamt machte er im zweiten Renndrittel (Lap 10-18) exakt 0,900 Sekunden auf den Leader und 0,839 Sekunden auf den Zweitplatzierten Marquez gut. In Runde 19 wendete sich das Blatt erneut und Vinales büßte für zwei Laps wieder Zeit ein, bis sein Rückstand auf 2,252 Sekunden angewachsen war.

Positionen/Rückstände nach Renndrittel

Lap 1-9 Lap 10-18 Lap 19-27
1. Quartararo 1. Vinales 1. Vinales
2. Marquez (+0,202) 2. Marquez (+0,839) 2. Marquez (+0,264)
3. Vinales (+2,941) 3. Quartararo (+0,900) 3. Quartararo (+1,308)

Mit nur noch sieben zu fahrenden Runden war zu diesem Zeitpunkt klar, dass es für Vinales nicht mehr reichen sollte. Insgesamt war er im finalen Renndrittel zwar der schnellste Mann, allerdings nur um 0,264 Sekunden schneller als Marquez. Auf Quartararo holte er zwar 1,308 Sekunden auf, wovon allerdings neun Zehntelsekunden auf das Konto der letzten Runde gingen.

Entscheidung um den Sieg

Denn im letzten Umlauf entglitt MotoGP-Superrookie Fabio Quartararo der Sieg nach 24 Führungsrunden. Marc Marquez, der sich im gesamten Rennen kein einziges Mal vor den Franzosen gesetzt hatte, überholte am Ende von Start/Ziel zum ersten Mal und konnte nach einem erfolgreichen Konter ein zweites Manöver setzen.

In der vorletzten Kurve versuchte Quartararo eine finale Attacke zu reiten, doch Marquez zeigte sich diesmal eiskalt und ließ sich nach zuletzt zwei Letztrunden-Niederlagen (in Spielberg vs. Dovizioso; in Silverstone vs. Rins) die Butter nicht vom Brot nehmen. "Ich dachte, das er Turn 14 etwas weiter außen fahren würde und wollte innen hineinstechen. Dann habe ich leider das Vorderrad verloren", schilderte Quartararo die kritische Szene nach dem Rennen. Am Ende kam er dadurch auf einen Rückstand von 0,903 Sekunden auf Marquez und musste über den verpassten ersten Sieg bittere Tränen vergießen.

Fazit

Marc Marquez hat aus der Niederlage von Silverstone gelernt. Dort wurde der MotoGP-Weltmeister von Alex Rins rundenlang belauert und in einer perfekt getimten Schlussattacke ausgestochen, diesmal wandte er selbst diese Taktik gegen Fabio Quartararo an, der sich zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere in einem Letztrunden-Fight um den Sieg fand. Der Rookie musste letztlich Lehrgeld bezahlen, weiß aber, dass er auch daraus lernen wird: "Dass ich einmal kontern konnte, gibt mir großes Selbstvertrauen. Ich habe heute gesehen: Er ist auch nur ein Mensch wie wir", lautete sein Fazit.

Maverick Vinales lieferte nach Silverstone das zweite starke Rennen in Folge, über weite Strecken konnte er das Tempo des Spitzenduos mitgehen oder sogar unterbieten. Das perfekte Einteilen eines Rennens hat der Katalane drauf, wie etwa seine schnellste Rennrunde in Lap 15 zeigt. Was ihm allerdings noch immer fehlt, ist das nötige Feingefühl in den ersten Runden mit neuen Reifen und vollem Tank. Immerhin gelang ihm diesmal ein guter Startvorgang.