Die MotoGP-Rennleitung in Silverstone lieferte bereits am ersten Tag eine Farce ab. Fabio Quartararo fuhr im 2. Training in 1:59,222 Minuten einen neuen Rundenrekord, durfte seine Bestzeit aber nicht behalten. Wie auch Valentino Rossi und Taka Nakagami wurde dem Franzosen seine schnellste Runde wegen eines Verstoßes gegen die Track Limits gestrichen.

Eine halbe Stunde später wurde diese Entscheidung allerdings revidiert, sodass alle drei Piloten nachträglich ihre Zeiten wieder gutgeschrieben bekamen. Ein intensives Videostudium hatte die Rennleitung davon überzeugt, dass doch keine Verletzung der Track Limits vorlag. Quartararo durfte somit am Ende des Tages doch jubeln: "Ich war mit dieser Runde sehr glücklich und es fühlt sich gut an, die Zeit zurückbekommen zu haben."

Quartararo hielt sich in seiner Stellungnahme mit Kritik allerdings nicht zurück: "Es mag vielleicht normal sein, dass sie die Runde heute gestrichen haben, aber für morgen müssen sie an dieser Kurve etwas ändern, denn es ist dort wirklich schwierig zu fahren." Passiert sind die Missgeschicke allesamt im Ausgang von Kurve 6, und damit am Ende der Maggots-Becketts-Chapel-Kombination und unmittelbar beim Beschleunigen auf die Hangar Straight.

Die schnelle Linkskurve "Chapel" trieb einige Piloten so weit nach außen, dass diese beim Ende des Kerbs Probleme hatten, vor Beginn der grün lackierten Asphaltfläche zurück auf die eigentliche Strecke zu ziehen. Alle Fahrer, die diese Zone mit zumindest einem Reifen komplett durchfahren, verstoßen somit gegen die Track Limits, was eine Streichung ihrer Rundenzeit in den Trainings und Qualifyings nach sich zieht.

Track Limits als Ärgernis

Die Track Limits sind seit jeher ein Zankapfel und für Fahrer und Fans immer wieder ein Ärgernis. Bis vor wenigen Jahren schlossen sämtliche Kerbs mit Rasenteppichen ab, auf denen die Fahrer wegen des geringeren Grips nicht so schnell beschleunigen konnten wie auf dem angrenzenden Asphaltband der eigentlichen Strecke.

Eine Debatte über Track Limits gab es damals aus diesem Grund erst gar nicht. Da die Rasenteppiche aber im Regen sehr rutschig wurden und Feuchtigkeit gut speicherten, entschieden sich die MotoGP-Offiziellen dazu, sie aus Sicherheitsgründen zu entfernen. Man wollte schlimme Unfälle vermeiden, öffnete dadurch allerdings eine andere Büchse der Pandora.

Denn auf den meisten Strecken befindet sich nun anstatt den Teppichen Asphalt, weshalb sich in einigen Passagen schnellere Linien ergaben, wenn man die eigentliche Strecke verlässt. Die Rennleitung stellte dieses Vergehen unter Strafe und hat seit 2017 Kameras im Einsatz, die über die Einhaltung der Streckenbegrenzungen wachen. Im November 2017 veröffentlichte die FIM zudem ein Dokument, das die Track Limits ausführte und genau regelte. Im Sportlichen Reglement fehlt eine entsprechende Passage bis heute.

Strafmaß 2019 angepasst

Für die FIM-Stewards wurden Überprüfungen der Verstöße gegen Track Limits zur häufigsten Aufgabe und zunächst war die "Drop 1 Position Penalty" für mehrfache Vergehen trotz vorangegangenen "Track Limits Warning" vorgesehen. Dieses Strafmaß erwies sich aber als zu hart für Fahrer, die vor ihrem Track-Limit-Vergehen bereits mehrere Sekunden Vorsprung auf den Hintermann herausgeholt hatten. Die verlorenen Sekunden standen oftmals in keiner Relation zu der durch den Verstoß gewonnenen Zeit.

Zum Saisonstart 2019 wurde somit ein neues Strafmaß eingeführt: Die Long-Lap-Penalty. Diese gibt es seither auf jeder MotoGP-Strecke und kommt einer Kurve mit weiterem Radius gleich, die nach einer Bestrafung durch die Stewards befahren werden muss. Dies soll dazu führen, dass alle Track-Limit-Vergehen mit dem gleichen Zeitverlust einhergehen. Etwas, das die "Drop 1 Position Penalty" nicht gewährleisten konnte.