Das MotoGP-Rennen in Spielberg scheint wie geschaffen für Duelle zwischen Marc Marquez und Ducati. Die rote Rennfraktion aus Bologna feierte ihren vierten Sieg in Folge auf dem Red Bull Ring und zum dritten Mal hintereinander musste sich Marquez einem Ducatisti jeweils erst in der letzten Runde geschlagen geben. Motorsport-Magazin.com mit der GP-Analyse zum Rennen in Spielberg:

Das Duell Marquez vs. Dovizioso

Schon vor dem Start in das Wochenende gingen viele Fans davon aus, dass es am Sonntag auf ein Duell zwischen Marc Marquez und Andrea Dovizioso hinauslaufen würde. Sie wurden im Rennen nicht enttäuscht und bekamen ein rennentscheidendes Überholmanöver in der letzten Kurve geboten, als Dovizioso innen an Marquez vorbeistach und im Ausgang die aggressive Linie halten konnte.

Er hatte Marquez überrumpelt, der ihn drei Runden vor dem Ende im Infield seinerseits auf dem falschen Fuß erwischt hatte. In direkten Duellen zum Zielstrich auf dem Red Bull Ring stellte Dovizioso somit auf 2:0, da er bereits 2017 eine Marquez-Attacke in der letzten Kurve abwehren konnte.

Der Rest des Feldes wurde am Sonntag zu Statisten degradiert. Sechs Sekunden lag der Drittplatzierte Fabio Quartararo im Ziel hinter der Siegerzeit. Auch die einzelnen Rundenzeiten sprechen eine klare Sprache: Die 13 schnellsten Runden am Sonntag gingen auf das Konto von Marquez und Dovizioso.

Die schnellsten 10 Rundenzeiten im Rennen

P Fahrer Zeit Runde
1. Dovizioso 1:23,827 Lap 5
2. Marquez 1:24,014 Lap 5
3. Dovizioso 1:24,073 Lap 13
4. Marquez 1:24,120 Lap 18
5. Dovizioso 1:24,180 Lap 18
6. Dovizioso 1:24,208 Lap 10
7. Marquez 1:24,215 Lap 10
8. Marquez 1:24.230 Lap 13
9. Marquez 1:24,290 Lap 11
10. Dovizioso 1:24,297 Lap 14

Insgesamt blieben nur vier Fahrer überhaupt unter der Marke von 1:25,000 Minuten. Quartararo und Jack Miller je einmal, Dovizioso zehnmal und Marquez sogar 13 Mal. Beide Asse teilten sich ihr Rennen auch sehr gut ein. Doviziosos Schlussrunde war nur um 0,037 Sekunden langsamer als sein zweiter Umlauf und nur um 0,869 Sekunden hinter seiner schnellsten Rennrunde.

Marquez war in seinem letzten Umlauf nur um ebenfalls exakt 0,037 Sekunden langsamer als in seiner zweiten Lap und um 0,918 Sekunden als in seiner persönlich schnellen Runde. Diese hatte er - wie auch Dovizioso - in Lap 5 erzielt, als beide zum letzten Mal Quartararos Windschatten genießen durften, ihn am Ende der Runde aber schon unter Druck setzten.

Fabio Quartararo besiegt Handicap

Neben den beiden Sieg-Duellanten gebührt für seine Leistung am Sonntag auch Fabio Quartararo großer Respekt. Denn auf der Power-Strecke in Spielberg verhungerte er mit seinem schwächeren Yamaha-Aggregat vollends. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während Dovizioso und Marquez einen Topspeed von je 316,7 km/h erreichten, war Quartararos Bestwert 302,5 km/h.

Damit lag der Franzose nicht nur auf dem letzten Platz dieser Wertung, sondern auch 3,4 km/h hinter dem Vorletzten Hafizh Syahrin, der in der dritten Runde gecrasht war. Die Redewendung des Kampfes mit stumpfen Waffen war wohl selten angebrachter als für Quartararos Fight am Sonntag. Selbst die Markenkollegen Valentino Rossi und Maverick Vinales, deren Motoren eine höhere Drehzahl als jene von Quartararo haben, waren pro Runde im Schnitt drei bis vier km/h schneller.

Während seiner Solofahrt an der Spitze, als er bis zum fünften Umlauf das Rennen anführte, scheiterte Quartararos Yamaha sogar dreimal an der Marke von 300 km/h. Trotz dieses Nachteils schaffte er es dank der eigenen Fahrleistung in den flüssigeren Streckenteilen, seine Markenkollegen auf Distanz zu halten.

Yamaha durfte sich dank der Plätze drei bis fünf immerhin über das zweitbeste Saisonergebnis nach Assen freuen und brachte zum erst zweiten Mal im laufenden MotoGP-Jahr drei Maschinen in die Top-5. Für Quartararo war es bereits der dritte Podestplatz in den letzten fünf Rennen. In der WM überholte er damit Jack Miller und Cal Crutchlow und liegt nun direkt hinter Rossi und Vinales. Der Kampf um die Nummer eins bei Yamaha ist somit eröffnet.

Fazit

Das Duell zwischen Marc Marquez und Ducati in Spielberg steht mittlerweile 4:0. Der Spanier und der spätere GP-Sieger Dovizioso hoben die Rundenzeiten auf ein konstant hohes Niveau und fackelten auch nicht lange mit taktischen Spielchen. Nur fünf Runden durfte Quartararo nach einem Scharmützel von Marquez und Dovizioso das Feld anführen, ehe sie ernst machten und dem Rest des Feldes keine Chance ließen.

Für Yamaha ist aber erfreulich, dass man trotz eines Topspeed-Nachteils, der bei Fabio Quartararo dank des schwächeren Motors am eklatantesten zu sehen war, drei Fahrer in die Top-5 brachte. Den Ruf nach mehr Leistung wird das aber wohl nur noch lauter werden lassen, denn gegen Marquez und Dovizioso war man - wie etwa auch Suzuki - in Spielberg chancenlos.