Jorge Lorenzo sorgte im MotoGP-Rennen von Barcelona für einen Eklat, mit dem er sich nicht nur den Zorn einiger Gegner, sondern auch den Spott vieler Fans zuzog. Mit einer überhasteten Attacke kegelte er gleich drei Spitzenfahrer in einer Kurve aus dem Rennen.

"Wenn ihr mich fragt, sah das aus wie der Fehler eines Rookies", ätzte Maverick Vinales, der einer der drei Leidtragenden von Lorenzos Torpedo-Attacke war. Was war geschehen? Zum ersten Mal seit seinem Wechsel zu Honda konnte Lorenzo am Sonntag mit der Spitze mithalten. In der zweiten Runde griff er Maverick Vinales im Kampf um Platz drei in Kurve zehn an, rutschte aber über das Vorderrad weg und räumt den davor fahrenden Andrea Dovizioso ab. In einer Kettenreaktion gingen auch Vinales und der nachfolgende Valentino Rossi zu Boden.

Alle vier Fahrer mussten entweder sofort oder wenig später das Rennen beenden. Somit wurden in einem einzigen Manöver die ersten vier Verfolger des Führenden Marc Marquez aus dem Katalonien-GP genommen. Marquez durfte sich somit über eine komfortable Führung führen und fuhr somit einen ungefährdeten Sieg ein.

Lorenzo bekennt sich schuldig

Lorenzo nahm die Schuld für die Karambolage voll auf sich: "Das ist eine schwierige Kurve, es wird dort oft sehr eng. Wenn du dich verbremst, gibt es keinen Ausweg mehr. Das ist mir passiert. Leider habe ich Andrea, Valentino und Maverick aus dem Rennen genommen. Das tut mir sehr leid. Es war absolut mein Fehler."

Dovizioso, Vinales und Rossi saßen nach dem frühen Aus in Barcelona fassungslos und sichtlich enttäuscht in den jeweiligen Boxen. Verständlich, könnte diese Kollision doch eine entscheidende Szene der MotoGP-Saison 2019 gewesen sein. Denn in der WM-Wertung konnte Marquez durch die von Lorenzo herbeigeführten Ausfälle seine Führung von 12 auf 37 Punkte ausbauen.

Kritik an Lorenzos Aktion

Auch deshalb erntete Lorenzo Kritik von der Konkurrenz: "Er hat heute drei Fahrer aus dem Rennen genommen. Valentino und ich kämpfen nicht um die WM und man könnte sagen, dass es ein Rennunfall war und daher halb so wild. Aber es war auch Andrea betroffen, der um den WM-Titel kämpft. Er hat drei Rennen zerstört und vor allem Andrea geschadet. Es ist sehr hart, 25 WM-Punkte irgendwann wieder hereinzuholen", sagte Vinales.

Yamaha-Teamchef Lin Jarvis fand ebenfalls klare Worte für das Verhalten jenes Fahrers, der ihm einst drei WM-Titel bescherte: "Das war ein Anfängerfehler, unnötig und nicht sonderlich intelligent. Ein schrecklicher Fehler, den man von einem Piloten mit seiner Erfahrung nicht erwarten würde."

Valentino Rossi nahm es etwas gelassener: "Es ist sehr schade. Ich habe den Crash vor mir gesehen und wollte Jorges Bike ausweiche, doch es ging sich nicht mehr aus. Ich wollte dann den Sturz verhindern, aber sein Motorrad kam unter meine Reifen, da war es vorbei. Das ist Racing, so etwas passiert eben manchmal."

Vinales und Dovi fordern Strafe

Vinales hingegen forderte für Lorenzos Attacke eine Strafe: "Er sollte in Assen von ganz hinten starten müssen", nahm sich der Katalane kein Blatt vor den Mund. "Er hat heute drei Fahrer aus dem Rennen genommen. Ich hoffe, die Stewards greifen hier so hart durch, wie sie gestern bei mir durchgegriffen haben." Vinales hatte nach dem Qualifying eine Grid-Strafe von drei Plätzen erhalten, da er zu früh gejubelt hatte und dadurch Fabio Quartararo auf einer schnellen Runde behindert hatte.

Andrea Dovizioso sprach sich in seiner Pressekonferenz ebenfalls für eine Bestrafung aus: "Ja, ich denke, dass man ihn bestrafen sollte." Zuvor hatte Dovizioso ausgeführt: "Dieser Fehler von Jorge war zwar keine völlig verrückte Aktion, aber in dieser Kurve und in der zweiten Runde - das war sicher nicht sein hellster Moment."

Lorenzo trat nach Ende des Rennens in Begleitung von Alberto Puig mit gesenktem Haupt den Canossagang in die Boxen von Yamaha und Ducati an. Dovizioso erwischte es am schlimmsten, denn statt seinen Rückstand auf Marquez von 12 Punkten eventuell verkürzen zu können, fehlen ihm nun bereits 37 Zähler auf den MotoGP-Weltmeister. Der letztjährige Teamkollege von Lorenzo meinte daher: "Es ist positiv, dass er bei uns an der Box war, nur ändert das nichts an der Situation. Ich bin sehr enttäuscht."