Marc Marquez beherrscht das Geschehen in der MotoGP-Saison 2019 bislang fast nach Belieben. In Katar, der vielleicht schwierigsten Strecke im Kalender für ihn und Honda fehlten 23 Tausendstelsekunden auf den Sieg. In Termas de Rio Hondo, Jerez sowie Le Mans gewann er souverän - und hätte das auch in Austin gemacht, hätte es nicht ein mysteriöses Problem im Zusammenspiel zwischen Fahrer und Maschine gegeben, das schließlich zum Sturz führte.

Eine beeindruckende Dominanz, die im Fall von Marc Marquez aber nicht wirklich neu ist. Im Vorjahr hatte er zum selben Zeitpunkt in der Saison nur fünf Zähler weniger auf dem Konto, in seinem zweiten Weltmeisterjahr sogar 30 mehr. Und doch ist der Marc Marquez der Saison 2019 für die Konkurrenz furchteinflößender als jemals zuvor.

Weil er in diesem Jahr neue, zusätzliche Wege gefunden hat, um Rennen zu gewinnen. Bislang überzeugte Marquez vor allem durch Überlegenheit in den Bremszonen und dementsprechender Zweikampfstärke. Eine Stärke, die 2019 vielleicht etwas schwächer ausgeprägt ist, was für ihn aber kaum ein Nachteil ist. Denn Marquez hat nun ein neues Ass im Ärmel, dass er wesentlich lieber ausspielt.

Honda schafft für Marquez neue Möglichkeiten

Marquez muss sich seine Vorteile in diesem Jahr nämlich nicht mehr durch extrem hartes Bremsen erarbeiten. Honda hat seine RC213V über den Winter gehörig umgekrempelt. Dem V4 hat man deutlich mehr Leistung spendiert und auch am Chassis wurden Anpassungen vorgenommen. Dadurch wurde Honda in der Beschleunigung und im Topspeed deutlich stärker. Marquez kann somit hier Zeit herausholen und muss nicht in jeder Bremszonen bis ans oder sogar über das Limit gehen. Das war 2018 noch der Vorteil Ducatis gegenüber Honda. Nun ist er Geschichte.

MotoGP Le Mans: Marquez schlägt Ducati - Der Analyse-Talk (23:28 Min.)

"Ich kann dadurch jetzt unterschiedliche Fahrstile anwenden", bestätigt Marquez. "Wenn ich auf der Bremse pushen will, dann kann ich das machen. Ich kann aber auch am Kurveneingang etwas Tempo herausnehmen und die Zeit woanders finden." Bei seinem Sieg in Le Mans setzte er auf den zweiten Weg. Erst zum zweiten Mal in seiner MotoGP-Karriere gewann Marquez auf dem weichsten von Michelin zur Verfügung gestellten Vorderreifen. In der Vergangenheit hielt diese Mischung seinen aggressiven Bremsmanövern meist nicht lange stand.

"Wenn Yamaha und Ducati in der Vergangenheit den Soft gefahren ist, konnten wir das im Normalfall nicht", erinnert Marquez. "Jetzt ist das aber möglich. Ich habe damit besseres Turning, somit sind wir insgesamt auf einem besseren Weg. Zeit auf der Bremse herauszuholen ist immer ein Risiko und es ist schwierig, so konstant zu sein."

Marquez kann brutal bremsen - muss es aber nicht, Foto: Repsol
Marquez kann brutal bremsen - muss es aber nicht, Foto: Repsol

Marquez kann 2019 also schnell sein, ohne allzu großes Risiko einzugehen. Das lässt bei der Konkurrenz die Alarm Glocken schrillen - zurecht! Gelingt Ducati, Yamaha oder Suzuki nicht noch ein großer Schritt nach vorne, kann sich Marquez nur selbst schlagen. "Dann können wir nur beten, dass Marc einen Fehler macht", findet Andrea Dovizioso die richtigen Worte.