Das MotoGP-Transferkarussell wird in diesem Jahr niemanden aus den Socken hauen. Ein Großteil der Fahrer hat im Vorjahr Verträge über zwei Saisons unterschrieben, sodass fast alle Motorräder für 2020 bereits vergeben sind. Die prominenteste Ausnahme stellt Ducati dar, wo der Platz neben Andrea Dovizioso für nächstes Jahr zu haben ist.

Wie sich nach den ersten drei Saisonrennen abzeichnet, sägt Jack Miller gehörig am Factory-Stuhl von Danilo Petrucci. Aus seinen Bemühungen um einen Aufstieg ins Werksteam machte der Australier zuletzt keinen Hehl. "Natürlich ist das mein Ziel", gab er unumwunden zu. "Ich mache in dieser Saison einen guten Job und konnte meine beiden Rennen vor Petrucci beenden."

Miller bislang stärker

Die Statistik spricht nach den MotoGP-Rennen in Katar, Argentinien und Texas für Miller. Zwar liegt er in der WM einen Punkt hinter Petrucci. Das ist allerdings seinem Defekt beim Auftakt geschuldet, als sich mitten im Rennen der Sattel seiner Ducati GP19 löste. "Seit wir den Sitz wieder festgeklebt haben, läuft meine Saison fantastisch", scherzte Miller zuletzt.

Petrucci vs. Miller: Leistung 2019

Rennen Danilo Petrucci Jack Miller
Katar (Rennen - Quali) 6. - P10 Out - P4
Argentinien (Rennen - Quali) 6. - P10 4. - P5
Austin (Rennen - Quali) 6. - P18 3. - P4

Platz vier in Argentinien und Rang drei in Austin (Millers zweiter Podestplatz seiner MotoGP-Karriere) bestätigen die gute Form des Australiers, der in Texas zum ersten Mal in dieser Saison bester Ducati-Fahrer war. Das gelang Danilo Petrucci bislang noch nicht: Der Neuzugang kam zwar bei allen drei Rennen ins Ziel, hatte als Sechster aber in keinem der Läufe eine realistische Chance auf das Podest.

Mitschuld daran ist das Qualifying, in dem der Unterschied zwischen Miller und Petrucci bislang am größten war. Denn während der 24-jährige Australier stets in der zweiten Reihe stand, hat sein italienischer Markenkollege nur einen Startplatz in der dritten Reihe und zwei in der vierten aufzuweisen.

Wer hilft Dovizioso mehr?

Ducati erwartet von seinem zweiten Werksfahrer, dass er Andrea Dovizioso im WM-Kampf unterstützt und dessen Widersachern dort Punkte wegnimmt. Diese Erwartung konnte Petrucci bislang nicht erfüllen. Eine Entscheidung aus dem Vorjahr könnte ihm im Vertragspoker für 2020 daher auf den Kopf fallen.

Petrucci vs. Miller: MotoGP-Vergleich

Statistik Danilo Petrucci Jack Miller
Geboren 24.10.1990 18.1.1995
MotoGP-Starts 121 69
Siege/Podien 0/6 1/2

"Sie haben mir ein Jahr plus Option auf ein weiteres angeboten, aber ich wollte nur einen Ein-Jahres-Vertrag. Ich habe nichts zu verlieren und wenn ich mich beweise, kann ich bessere Konditionen aushandeln", sagte Petrucci nach seiner Vertragsunterzeichnung im Vorjahr. Nach seinen ersten drei Auftritten unter Factory-Flagge steht er mit dem Rücken zur Wand.

Jack Miller ist nicht nur um fünf Jahre jünger, sondern scheint mit der GP19 auch besser zurechtzukommen. Seinen Vertrag für Pramac Racing hat er direkt mit Ducati unterschrieben, die ihm seit Saisonstart auch gleichwertiges Material wie dem Werksteam zur Verfügung stellen. Dieses Versprechen hielt die Rote Rennfraktion aus Bologna bereits beim MotoGP-Auftakt in Katar ein, als Miller - wie Dovizioso und Petrucci auch - mit dem Schwingen-Spoiler unterwegs war.

Große Chance für Miller

Volle Werksunterstützung bei Pramac Racing hatten vor Miller bereits Petrucci und Andrea Iannone bekommen - alle beide wurden letztlich auch ins Factory-Team befördert. Schlägt 2020 diese große Stunde für Miller? "In den vergangenen Jahren hatte ich meistens einen guten Saisonstart, danach aber oft Probleme. Ich hoffe, ich kann den Ball 2019 am Laufen halten", sagte er nach seinem Podestplatz in Austin.

Unter Zeitdruck steht Ducati mit seiner Entscheidung nicht. Alle anderen Werksteams haben ihre Fahrer für 2020 bereits unter Vertrag, sodass für Miller und Petrucci ein Werksmotorrad bei Ducati die attraktivste Option auf dem Markt bleibt.