Und täglich grüßt das Murmeltier. Es sind Bilder, die die mit hochklassigem Racing verwöhnten MotoGP-Fans inzwischen fast gewohnt sind: Andrea Dovizioso gegen Marc Marquez, letzte Kurve des Rennens. Beim Saisonauftakt 2019 konnte Dovizioso in diesen Kämpfen auf 4:1 stellen, denn wieder einmal setzte sich der Ducati-Pilot durch. Die Bilder glichen sich frappierend mit denen aus dem Vorjahr. Das Rennen hingegen war ein ganz anderes.

Dovizioso kontrolliert von der Spitze aus

Denn diesmal kontrollierte Dovizioso das Rennen mehr oder weniger von der Spitze aus. Mehr oder weniger deshalb, weil immer mal wieder Alex Rins dazwischen funkte und die Führung für ein paar Kurven übernahm. "Ich habe ihn jedes Mal wieder eingefangen, denn er wollte zu früh zu viel Gas geben. Das ist schlecht für die Reifen", weiß Routinier Dovizioso. Mit der überlegenen Power der Ducati war es für den Italiener ein leichtes, Suzuki-Pilot Rins auf der Geraden stehen zu lassen. Damit wandte Dovizioso die bekannte Taktik aus dem Vorjahr an: Von der Spitze aus kontrollierte er zunächst die Pace, und erst in den letzten Runden, wenn genug Reserven vorhanden sind, reizte er das Limit immer stärker aus.

"Keiner will im Rennen so schnell wie möglich fahren, sonst ist man am Ende in einer schlechten Lage. Die beste Strategie ist es, im richtigen Moment bereit zu sein. Und das habe ich getan. Ich habe sehr viel Reifen gespart, und deshalb ist die Lücke zu den anderen Fahrern so klein", erklärt Dovizioso seine Herangehensweise. Über die Verbesserungen bei der Ducati GP19 wollte Dovizioso nicht allzu viel verraten. Da müsse man mindestens das Rennen in Le Mans abwarten, so der Italiener.

Marquez: Reifen waren mir zu weich

Bei Marquez hingegen sah es zunächst so aus, als müsste er sich Platz drei hinter Dovizioso und Rins begnügen. Der Repsol-Honda-Pilot musste auf jeden Fall härter kämpfen, zumal der Losail Circuit in Katar nicht als Paradestrecke für ihn und die Honda RC213V gilt. Vor allem die Reifen bereiteten ihm Kopfzerbrechen. "Die langsame Pace im Rennen hat mir geholfen, aber ich hatte Schwierigkeiten damit, die Reifen zu schonen. Andere hatten dieses Problem nicht. Die Reifenwahl hier war aber auch nicht die beste für uns", haderte Marquez, dem die Michelin-Reifen in Katar zu weich waren.

In einem anderen Bereich sind Honda dagegen über den Winter echte Fortschritte gelungen: Beim Motor nämlich. In Sachen Topspeed agierte man das gesamte Wochenende über auf Augenhöhe mit der eigentlich überlegenen Ducati. Marquez erreichte im Rennen mit 352,0 km/h sogar den Bestwert des gesamten Wochenendes! Der MotoGP-Weltmeister bilanziert deshalb zufrieden: "Ich habe nicht wegen des Motors das Rennen verloren, sondern der Motor hat mir erst Platz zwei ermöglicht!"

So gingen Dovizioso und Marquez ans Finale heran

Die beiden Bereiche Reifenverschleiß und Motor sollten am Ende auch die ausschlaggebenden Faktoren sein. Eingeläutet wurde der Kampf zwischen Dovizioso und Marquez in der vorletzten Runde. Dovizioso verbremste sich in Kurve 4 und Marquez konnte durchschlüpfen. "Dieser Fehler hat mir aber geholfen. Ich habe dadurch gesehen, in welch schlechter Lage sein Hinterreifen war. Ich lag ja immer vorne, also wusste ich das bis dahin nicht", unterstreicht Dovizioso.

Danach war die Taktik klar aus Sicht von Dovizioso: "Ich wollte ihn so schnell wie möglich wieder überholen und ihm keine Chance mehr lassen. Er hätte mich nur noch im Marquez-Style überholen können." Sprich: mit der Brechstange an einer Stelle, an der keiner damit rechnet. Auf Start-Ziel ging Dovizioso aus dem Windschatten wieder in Führung und warf danach überall die Tür zu so gut er konnte. Trotzdem konnte Marquez in der letzten Kurve nochmal einen Angriff lancieren, so wie bereits im Vorjahr.

Andrea Dovizioso darf am Ende wieder mal jubeln, Foto: LAT Images
Andrea Dovizioso darf am Ende wieder mal jubeln, Foto: LAT Images

Und wieder konnte Marquez auf der Innenbahn die Linie nicht halten, sodass Dovizioso ihn im Zielsprint ausbeschleunigen konnte. Auch aus dem Windschatten heraus konnte Marquez nichts mehr ausrichten. "Es ist schön, auf diese Weise gegen den Weltmeister zu gewinnen. Nur Marc kann sowas. Er ist da aber auch in einer verzweifelten Situation und wollte es unbedingt versuchen", kommentiert Dovizioso die rennentscheidende Szene.

"Das war eine Wiederholung von 2018. Aber im Vorjahr hatte ich das Gefühl, ich hätte mehr Chancen gehabt. Dieses Jahr habe ich es versucht, weil man es einfach versuchen muss. Er hat spät gebremst und ich konnte nicht so gut bremsen wie ich das mit dem Medium-Reifen mag. Ich war im Ziel zwar näher dran, aber es war immer noch nicht genug", rekapituliert Marquez.

Dovizioso schaffte es also wieder einmal, Marquez in einem direkten Zweikampf in der allerletzten Kurve des Rennens in die Schranken zu weisen. Das hat eine gewisse Tradition. Denn zuvor gelang das dem Ducati-Piloten schon 2017 in Spielberg und Motegi sowie 2018 in Katar. Marquez wiederum konnte sich 2018 in Buriram durchsetzen. Damit steht es in diesem Duell nun 4:1 für Dovizioso. Und es dürften noch weitere Showdowns folgen. Abschließend wollen wir euch hier die bisherigen Duelle in Video-Form präsentieren:

Dovizioso vs. Marquez: Die bisherigen Duelle