Ein harter Testwinter liegt hinter Honda. Von den vier MotoGP-Piloten 2019 - Marc Marquez und Jorge Lorenzo im Repsol-Honda-Werksteams sowie Cal Crutchlow und Takaaki Nakagami bei LCR - kam nur Nakagami ohne Verletzung durch die vergangenen Monate.

Marquez musste sich einer Operation an seiner lädierten Schulter unterziehen, Lorenzo laborierte zunächst an seiner in Thailand erlittenen Handgelenksverletzung und brach sich dann im Jänner auch noch beim Offroad-Training das Kahnbein, Cal Crutchlow konnte nach seinem Knöchelbruch beim Australien-GP überhaupt erst wieder zum Sepang-Test ins Geschehen eingreifen.

So bestritt im Endeffekt keiner der drei Piloten auf einer 2019er-Honda - Nakagami fährt bei LCR ja eine Vorjahresmaschine - auch nur einen einzigen Testtag zur neuen Saison bei voller Fitness. Das schlägt sich zunächst einmal in den Resultaten nieder, auch wenn diese bei Testfahrten freilich nie überzubewerten sind. Die besten Ergebnisse der drei Stars waren im Fall von Marquez dritte Plätze in Valencia und Jerez, bei Lorenzo P5 in Jerez und für Crutchlow Rang sechs in Sepang.

Positionen der Honda-Fahrer bei den Wintertests:

VALJERSEPDOH
Marquez33114
Lorenzo125-6
Crutchlow--617
Nakagami8199

Viel schmerzhafter als schwache Testresultate waren für Honda aber die Erkenntnisse, mit denen man beim abschließenden Test in Katar plötzlich konfrontiert war. Die RC213V wurde in einigen Bereichen verbessert, ist nun etwa was den Topspeed betrifft in etwa auf einem Level mit Klassenprimus Ducati. Dafür wurden am Losail International Circuit bislang unbekannte Schwächen deutlich.

Alle Piloten klagten über mangelndes Vertrauen und fehlendes Feeling für das Vorderrad, was so ziemlich das schlimmste Feedback für die Ingenieure bedeutet. "Ich habe in Sepang schon kein Vertrauen zum Vorderrad gehabt und hier fühle ich mich noch schlechter", stellte etwa Cal Crutchlow fest, der in Katar nur 17. der kombinierten Zeitenliste wurde. "Das zeigt sich dann eben auch in der Rundenzeit. Egal was wir am Motorrad ändern, es ist einfach nicht das, was ich gewohnt bin."

Marc Marquez: Konkurrenz weit voraus

Ähnliche Worte kamen nach Tag eins von Marc Marquez: "Wir haben einige Probleme mit dem Setup und müssen das Motorrad besser verstehen. Ducati und Yamaha sind uns da weit voraus. Es stimmt schon, dass wir hier in Katar immer Probleme haben, aber wir müssen dennoch versuchen, einen anderen Weg zu finden."

Auf Marquez und Honda wartet noch viel Arbeit, Foto: Repsol
Auf Marquez und Honda wartet noch viel Arbeit, Foto: Repsol

Wie prekär die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass am letzten Testtag in Katar jeder einzelne Honda-Fahrer zu Sturz kam, auch wenn Marquez zum Abschluss schon etwas optimistischer klang. "Ich fühle mich nicht zu 100 Prozent wohl, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns nun dem richtigen Feeling nähern", so der Weltmeister. Ob es sich dabei um wirkliche Zufriedenheit oder lediglich um Durchhalteparolen von Seiten Marquez' handelt, weiß freilich nur er selbst.

Teamkollege Lorenzo, der den Sepang-Test verpasste und in Katar noch an grundlegenden Dingen wie der Motorradergonomie arbeiten musste, klang trotz einer sichtbaren Leistungssteigerung am Montag jedenfalls weniger optimistisch: "Wir hatten einfach nicht genug Zeit, um wirklich gut vorbereitet ins erste Rennen zu gehen." LCR-Mann Crutchlow rechnet sogar mit einer sehr langen Adaptionsperiode für die 2019er-Honda. "Wir müssen einfach weiterarbeiten und daran glauben, dass uns Honda ein Paket liefert, mit dem wir beim ersten Rennen konkurrenzfähig sein können", so der dreifache MotoGP-Sieger. "Ich befürchte aber, dass es "Work in Progress" während der Saison sein wird."