In der jüngsten Vergangenheit werden in der Motorrad-Weltmeisterschaft deutlich mehr Strafen ausgesprochen als in früheren Jahren. Vor allem seit dem aufsehenerregenden MotoGP-Clash zwischen Marc Marquez und Valentino Rossi in Argentinien 2018 greifen die für Bestrafungen verantwortlichen Stewards, wie angekündigt, härter durch.

Eine Vielzahl der Strafen entfällt dabei auf kleinere Vergehen wie das wiederholte Verlassen der Strecke und daraus gewonnene Vorteile. Derartiges Fehlverhalten wurde bislang mit zwei Arten von Strafen belegt: Entweder wurde dem betroffenen Fahrer am Ende des Rennens ein dem Vergehen entsprechender Zeitpolster auf seine eigentliche Rennzeit addiert oder er musste im Laufe des Grand Prix eine oder mehrere Positionen kampflos abgeben.

Beide Bestrafungsmethoden haben aber offensichtliche Nachteile. Die Addition einer Zeitstrafe verzerrt das Ergebnis und führt dazu, dass sich das Resultat nach der Zieldurchfahrt ändern kann. Eine höchst undurchschaubare Situation. Das Abgeben einer Position wiederum stellt kein einheitliches Strafmaß dar. Dies kann einem Fahrer so gut wie keine Zeit oder gleich mehrere Sekunden kosten, je nachdem, wie weit entfernt der hinter ihm fahrende Pilot liegt.

MotoGP sucht einheitliche und schnelle Strafe

Die Verantwortlichen der MotoGP sind daher auf der Suche nach einer besseren Lösung. Diese wurde nun bei den Testfahrten in Katar erstmals in der Praxis ausprobiert. Es handelt sich dabei um eine Art Strafstrecke. In der Auslaufzone der Haarnadel von Turn 6 am Losail International Circuit wurde ein Bereich markiert, den ein Pilot im Falle einer Bestrafung durchfahren müsste und so Zeit verliert. Diese Bestrafung wäre für alle Fahrer einheitlich und könnte im Rennen sofort umgesetzt werden.

Hier müssen die MotoGP-Piloten den Umweg befahren, Foto: Screenshot
Hier müssen die MotoGP-Piloten den Umweg befahren, Foto: Screenshot

Die Piloten wurden in einem Meeting der Safety Commission vorab über das System informiert und mit der Bitte, den Umweg im Lauf des Testtages auszuprobieren, auf die Strecke geschickt. Nach Ende der Session gab es ein weiteres Meeting, in dem die Fahrer ihre Meinung kundtun konnten.

Rossi und Dovizioso befürworten Umweg

"Wir haben in der Safety Commission darüber gesprochen. Ich halte es für eine wirklich gute Idee und fast alle anderen Fahrer auch", plauderte Andrea Dovizioso aus. "Dieses System ist viel einfacher umzusetzen, als wenn man eine Position abgeben muss. Es ist klarer, was man zu tun hat und wie viel Zeit man verliert. Und es ist für alle Fahrer gleich." Gedanken macht sich Dovizioso lediglich über die Umsetzbarkeit auf unterschiedlichen Strecken und einen möglicherweise schmutzigen und somit gefährlichen Belag auf den Umwegen.

Auch Valentino Rossi hatte seine Zweifel, ist aber ebenfalls ein grundsätzlicher Befürworter der neuen Strafmethode: "Es ist ein bisschen schwierig umzusetzen, aber nicht unmöglich. Für mich ist es besser, als wenn man eine Position abgeben muss. Denn da verliert man manchmal eine halbe und manchmal fünf Sekunden. Der Umweg ist immer gleich lang."

Aufgrund des positiven Feedbacks seitens der Fahrer könnte der Strafumweg bereits beim MotoGP-Saisonauftakt in Katar erstmals unter Rennbedingungen getestet und in weiterer Folge auf den gesamten Rennkalender ausgeweitet werden.