Alex, zuerst zeigte sich die deutsche MotoGP-Community durchwegs begeistert davon, dass dein Arbeitgeber ServusTV die Rechte hierzulande übernommen hat. In den letzten Wochen gab es aber auch eine Menge Kritik, weil ihr die ersten drei Freien Trainings in Deutschland weder im TV noch in einem Livestream zeigt. Was sagst du zu dieser Kritik?
Alex Hofmann: Die MotoGP-Übertragung von ServusTV ist weltweit einzigartig. Nirgendwo sonst kann man alle Qualifyings und Rennen live und in HD im Free-TV sehen. Das ist Fakt und ein Service, den der Zuseher schätzen sollte. Wenn man wirklich so ein Hardcore-Fan ist, dass man auch die ersten drei Trainings sehen will, dann muss man sich um Alternativen umsehen. Dieses Klientel ist nur ein sehr kleiner Teil unserer Seherschaft, ob die Leute das jetzt hören wollen oder nicht.

Steckt hinter diesem Verzicht auf FP1, FP2 und FP3 ein bestimmter Plan?
Alex Hofmann: Ja, unser Ziel ist es, die MotoGP auf ServusTV am Samstag und Sonntag zu einem Familien-Event zu machen. Wenn du so eine breite Masse erreichen willst, dann musst du dich auf das vorbereiten, was die meisten Leute sehen wollen und das sind nun einmal die Qualifyings und Rennen. Wir sind ja trotzdem das ganze Wochenende vor Ort und haben so viel mehr Zeit und Möglichkeiten, unsere Sendestrecken vorzubereiten.

Was bedeutet das konkret für die Zuseher?
Alex Hofmann: Wir liefern quantitativ weniger, können dadurch aber die Qualität deutlich nach oben schrauben. Die ganzen Beiträge - Interviews zum Beispiel - sind nicht einfach nur spontan aus der Boxengasse rausgefischt. Es ist ein Konzept, das durch Qualität überzeugen und so jeden Zuseher vom kleinen Kind bis zur Oma begeistern soll. Wir sind kein reines Programm mehr für Hardcore-MotoGP-Freaks, wie das noch vor 10 Jahren war.

Du bist ja nicht nur Experte und ehemaliger Rennfahrer, sondern auch Fan des Motorradsports, der in Deutschland immer noch eine Randsportart ist. Ist es für dich auch eine Herzensangelegenheit, den Sport so größer machen zu können?
Alex Hofmann: Ja, das möchte ich schon so sagen. Freaks, wie ich auch einer bin, werden immer einen Weg finden, um diesen Sport zu sehen, egal auf welcher Plattform oder zu welchem Preis. Da ist man bereit, für diese Leidenschaft auch Schmerzen hinzunehmen. Da bleibt man aber unter seinesgleichen. Wenn wir das schaffen wollen, was uns in Österreich bereits gelungen ist, nämlich dass MotoGP ein Stammtischthema wird, dann müssen die Hardcore-Fans mit ihren anderen Kumpels drüber reden können. Dazu muss man sagen können: Das ist ein cooles Produkt und geiler Sport, schau dir das an!

Alex Hofmann begleitet die Rennen zusammen mit Christian Brugger in der Kommentatorenkabine, Foto: ServusTV
Alex Hofmann begleitet die Rennen zusammen mit Christian Brugger in der Kommentatorenkabine, Foto: ServusTV

Die Fans in Deutschland haben dich die vergangenen drei Saisons ja nicht bei ServusTV im Einsatz gesehen. Wie würdest du deine Rolle beschreiben, auch im Vergleich zu deinen früheren Engagements bei Eurosport und Sport 1?
Alex Hofmann: Bei ServusTV bekleide ich eine sehr elegante Rolle als klassischer Experte. In der Vergangenheit war die Struktur ganz anders. Die Teams waren kleiner, die Sender hatten weniger Leute vor Ort. Da war ich dann eine Allzweckwaffe und vom Moderator bis zum Experten alles in einem. Nun bin ich zusammen mit Christian Brugger zu fast 100 Prozent in der Kommentatorenkabine und mache zusätzlich wie in der Vergangenheit am Sonntag die Interviews in der Startaufstellung. Meine Rolle hat sich also verändert und ich freue mich riesig darauf, das jetzt auch in Deutschland zeigen zu dürfen.

Stichwort Deutschland: Befürchtungen, dass die Übertragung den bundesdeutschen Fans zu österreichlastig ist, kannst du ausräumen?
Alex Hofmann: Unser Team aus den letzten Jahren bleibt im Großen und Ganzen gleich, aber wir haben Neuzugänge. Im Bereich der Moderation haben wir aufgrund der zwei Märkte Deutschland und Österreich zusätzlich zu Andrea Schlager mit Eve Scheer eine neue Dame am Start. Andrea und Eve werden sich diese Aufgabe teilen. Da kommt also schon einmal frischer Wind rein. Stefan Bradl wird in seiner Rolle als Boxengassenexperte auch versuchen, mehr zu machen, soweit es sein Zeitplan eben zulässt. Christian Brugger und ich sind als deutsch-österreichische Kombi ohnehin schon seit drei Jahren ein eingespieltes Team. Die Arbeit mit ihm macht mir großen Spaß. Ich denke, das ist in dieser Form perfekt für ServusTV.