Der 30. September 2018 war ein geschichtsträchtiger Tag für den Motorradsport. Mit einem 13. Platz beim letzten Saisonrennen in Magny-Cours sicherte sich Ana Carrasco den Titel in der Supersport300-Weltmeisterschaft und holte sich somit als erste Frau die Krone in einer für Frauen und Männer ausgeschriebenen Motorrad-WM.

Gratulationen gab es in der Folge von den allergrößten des Motorradsports wie Marc Marquez oder Valentino Rossi. Das scheint für Carrasco zusätzliche Motivation gewesen zu sein, denn nun hat sie sich den Aufstieg in die Königsklasse MotoGP vorgenommen.

"Ich glaube, dass das möglich ist", so Carrasco im Gespräch mit 'As'. "Ich bin jung und habe noch einige Jahre Zeit, um mich zu verbessern. Im Moment ist es mein Ziel, den Weltmeistertitel zu verteidigen. Dann werden wir sehen, was als Nächstes kommt. Ich glaube, in vier oder fünf Jahren werde ich so weit sein, um in die MotoGP zu gehen. Ich sehe mich in der Zukunft absolut neben Fahrern wie Marquez oder Lorenzo." Gina Bovaird ist bislang die einzige Motorrad-Rennfahrerin, die in der Königsklasse 500 gestartet ist. Die US-Amerikanerin bestritt 1982 den Frankreich-GP, kam aber nicht ins Ziel.

Carrasco will als erste Frau MotoGP-Rennen gewinnen

Auch Siege gegen Kaliber wie Marc Marquez oder Jorge Lorenzo hält Ana Carrasco, die 2019 Kawasaki treubleibt aber ins Team Provec wechselt, nicht für ausgeschlossen. "Ich weiß nicht, wann eine Frau einen Sieg in der MotoGP einfahren wird. Ich hoffe aber, dass ich die erste Frau sein werde, der das gelingt", sagte sie 'El Espanol'.

Am 10. März wird Carrasco 22 Jahre alt, wäre also zu ihrem erhofften MotoGP-Einstieg in vier bis fünf Jahren bereits im reiferen Motorradfahreralter. Dass das nicht unbedingt ein Hindernis sein muss, bewies Johann Zarco, der 2017 mit 26 Jahren in die Königsklasse kam und in seinen bisherigen zwei Saisons immerhin sechs Podiumsplatzierungen und vier Pole Positions einfahren konnte.

In der Moto3 fuhr Carrasco meist nur hinterher, Foto: RW Racing GP
In der Moto3 fuhr Carrasco meist nur hinterher, Foto: RW Racing GP

Zarco setzte sich aber freilich zuvor bereits bei seinen beiden Titelgewinnen in der Moto2 gegen Kaliber wie Alex Rins, Franco Morbidelli oder Jonas Folger durch. Carrascos härteste Gegner im Vorjahr sind hingegen eher nur Insidern ein Begriff: Mika Perez, Scott Deroue, Luca Grünwald und Dorren Loureiro belegten die Ränge zwei bis fünf in der Gesamtwertung des über 40 Maschinen starken Feldes.

Carrascos bisherige Bilanz abseits der WSS300 fällt jedenfalls wenig beeindruckend aus. Auf der großen Bühne tauchte sie 2013 auf, als sie für das Team Calvo ihre Rookie-Saison bestritt. In 17 Saisonrennen fuhr sie zwei Mal in die Punkte. Ihr achter Platz beim Saisonfinale in Valencia sollte ihr letzter zählbarer Erfolg für die nächsten drei Jahre bleiben. 2014 und 2015 ging sie führ die Teams von RW Racing und RBA Racing an den Start, kam bei 29 Starts aber nie über Rang 18 hinaus. Für 2016 fand Carrasco in der Moto3 keinen Platz mehr und wechselte in die Moto2-EM, doch auch dort konnte sie in der gesamten Saison keinen einzigen Zähler holen.