Zum ersten Mal seit seinem Knöchelbruch beim Australien GP auf Phillip Island im vergangenen Oktober war Cal Crutchlow bei den MotoGP-Testfahrten in Malaysia wieder auf einem Prototypen-Motorrad unterwegs. Wie zu erwarten war es nicht einfach für den LCR-Piloten. So lief der erste Tag nach Crutchlows langer Zwangspause:

"Es lief eigentlich viel besser als ich erwartet hätte", lacht Crutchlow nach dem ersten Tag zurück auf seiner RC213V. Es bleibt ihm aber nichts anderes übrig, als sich einzugestehen: "Auf den ersten Runden habe ich mich aber nicht gut gefühlt, sondern furchtbar. Auf der ersten Runde habe ich gedacht, ich wäre eine 2:01 gefahren, aber am Ende war es eine 2:08." Der erste Tag zurück im Sattel seiner Honda war für den Briten also keinesfalls einfach. Im Gegenteil, für Crutchlow war es, als müsste er das Fahren wieder von Neuem lernen.

Eine Schwierigkeit hat sich Crutchlow jedoch selbst gemacht, wie er zugeben muss. Im Vorhinein hatte der Honda-Pilot nach einem größeren Stiefel gefragt, um seinen verletzten Fuß hineinzubekommen. Sein Knöchel war jedoch deutlich weniger geschwollen als er angenommen hätte. Und diese Tatsache brachte so einige Probleme mit sich. "Der verletzte Knöchel ist nicht viel größer als der andere", erklärt Crutchlow. "Wenn ich den Stiefel trage, ist das Gefühl nicht besonders. Die Hinterradbremse zu benutzen macht mir Probleme, denn dann rutscht mein Fuß nur im Stiefel herum und hebt ihn nicht an."

Einen Crash konnte Crutchlow immerhin verhindern. "Einmal bin ich fast gestürzt, weil meine Kontrolle über die Bremse nicht besonders gut ist", so der Brite weiter. Die extra für ihn ans Bike montierte Daumenbremse hat er trotzdem ignoriert. "Ich habe sie nicht einmal benutzt", lacht Crutchlow. "Ich bin so daran gewöhnt, mit dem Fuß zu bremsen. Und irgendwie geht es ja auch." Aber auch andere Dinge wie den Kupplungsgriff betätigen laufen für ihn nach einer monatelangen Pause nicht mehr so natürlich wie sonst ab.

Cal Crutchlow wurde an Tag eins in Sepang 14., Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl
Cal Crutchlow wurde an Tag eins in Sepang 14., Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl

Genau deshalb ist Crutchlow froh in der LCR-Garage in den besten Händen zu sein. "Mein Team ist sehr geduldig mit mir, genauso wie ich es erwartet hätte", schwärmt er. "Ich fange langsam wieder an, mich an das Arbeiten mit ihnen zu gewöhnen." Und aller Schwierigkeiten zum Trotze glaubt der Honda-Pilot, dass der erste Testtag in Malaysia ziemlich erfolgreich lief. "Ich denke, ich gebe gutes Feedback", ist sich Crutchlow sicher.

Zwei verschiedene Bikes ist der Brite am ersten Testtag gefahren. Begonnen hat er seine Rückkehr auf der 2018er-Maschine. "Es wäre sinnlos gewesen, gleich am Morgen das neue Bike zu testen. Auf den ersten Runden habe ich kaum die Reifen auf Temperatur gebracht." Nach der ersten Eingewöhnungsphase ging es für Crutchlow am Nachmittag dann auf die 2019er-Honda. Viel sagen kann der LCR-Pilot nach Tag eins über das Bike noch nicht. "Marc kann das vielleicht ein bisschen besser einschätzen, er ist schon öfters damit gefahren", glaubt Crutchlow.

In einer Sache ist er sich jedoch sicher: Für ihn selbst wäre auf der neuen RC213V heute noch mehr drin gewesen. "Ich habe das Gefühl, als hätte ich noch um einiges schneller sein können, wenn ich gemusst hätte", so Crutchlow. Das gibt ihm Hoffnung für die bevorstehende Saison. Denn vor den Tests war er sich nicht sicher, ob er wieder an den Punkt vor seinem Crash anknöpfen könnte. Jetzt sieht Crutchlow die Zukunft etwas optimistischer. "Ich denke, ich kann wieder konkurrenzfähig sein", verrät er.