Valentino Rossis Worte nach den MotoGP-Testfahrten von Valencia und Jerez im vergangenen November mussten eigentlich ein Warnruf in Richtung der Yamaha-Ingenieure sein. Nach einer verkorksten Saison, in der Rossi und Teamkollege Maverick Vinales von Problemen im Elektronik- und Motorenbereich geplagt wurden, hatte der japanische Hersteller für beide Piloten je zwei Motoren mit unterschiedlichen Konzepten zu den Tests gebracht, die den lange herbeigesehnten Vorsprung bringen sollten.

Doch Routinier Rossi zeigte sich von den Neuerungen wenig begeistert. "Meiner Meinung nach haben wir keinen großen Schritt nach vorne gemacht. Meine Probleme sind mehr oder weniger gleich geblieben", meinte er damals. "Das Problem ist nicht, die richtige Wahl zwischen den zwei Motoren zu treffen. Das Problem ist, dass keiner der zwei Motoren die Verbesserung ist, die wir brauchen. Das ist meine Meinung. Wenn wir hier morgen ein Rennen fahren würden, wären wir vielleicht Fünfter, Sechster oder Siebter. Wenn vorne jemand stürzt, möglicherweise Vierter. Wir würden aber nicht um den Sieg kämpfen."

Dass man bei Yamaha über die Winterpause massiv nachbessern würde, schien also klar. In Wahrheit passierte aber relativ wenig, wie sich nach dem ersten MotoGP-Testtag 2019 in Sepang - den Vinales auf P3 mit 0,316 Sekunden Rückstand und Rossi als Sechster mit +0,433 beendete - herausstellte. Man einigte sich auf eines der beiden Motorenkonzepte vom November, die sich laut Aussagen der Fahrer ohnehin nur marginal unterschieden. Das zweite Motorenkonzept steht Rossi und Vinales in Sepang schon gar nicht mehr zur Verfügung.

Yamaha mit verbesserter Motorbremse

Das Grundgerüst für das 2019er-Triebwerk steht also fest, im Winter wurde Yamahas Motorsportchef Lin Jarvis zufolge lediglich an einigen Details gearbeitet. Größte Veränderung ist laut Valentino Rossi die Motorbremse: "Maverick hat sehr darauf gedrängt, dass wir in diese Richtung arbeiten und er hatte damit vollkommen recht. Wir sind in diesem Bereich jetzt stärker. Der Motor fühlt sich nicht so schlecht an."

Vinales wünscht sich noch mehr Unterstützung in den Bremszonen, Foto: Yamaha
Vinales wünscht sich noch mehr Unterstützung in den Bremszonen, Foto: Yamaha

Teamkollege Vinales hingegen ist mit der vom Motor generierten Bremswirkung immer noch nicht zufrieden. "Wir müssen uns da weiter steigern, denn beim Anbremsen lasse ich immer noch viel Zeit liegen. Im Moment gefällt mir das Verhalten des Bikes in diesem Bereich nicht. Es ist unmöglich für mich, drei Runden lang dieselbe Linie zu fahren. So kann ich nicht konstant sein", schildert der Spanier seine Probleme.

Insgesamt zeigten sich aber beide Yamaha-Werksfahrer einigermaßen positiv nach dem ersten Testtag des Jahres. Valentino Rossi sprach von verbesserter Pace auf gebrauchten Reifen im Longrun und weiteren guten Ideen der Ingenieure, Maverick Vinales freute sich ebenfalls über verringerten Reifenverschleiß und plant, mithilfe eines steiferen Chassis die Bremsprobleme am Donnerstag in den Griff zu bekommen.