Die MotoGP-Saison 2018 war für Yamaha eine der schlechtesten in der modernen Ära. Das Wort 'Neustart' wurde in Verbindung mit dem Hersteller aus Hamamatsu deshalb zuletzt häufig gebraucht. Optisch vermittelt wurde dieser bei der offiziellen Teampräsentation am Montag auf Jakarta vor allem durch die neuen Farben, die der neue Titelsponsor Monster Energy mit sich bringt. Der Energy-Drink-Hersteller übernimmt ja das Namenssponsoring von Movistar. Tech3, wo man bisher prominent platziert war, wechselte durch den Umstieg auf KTM-Material zur Konkurrenz von Red Bull.

Die aus sportlicher Sicht wichtigeren Umstellungen passieren aber im Hintergrund. Da musste sich Yamaha nämlich in gewisser Weise neu erfinden. Valentino Rossis Kritik an der Unternehmenskultur wurde im vergangenen Jahr immer lauter. Man müsse einen anderen Weg zu arbeiten einschlagen, wenn man wieder auf die Straße des Erfolgs zurückkehren will, so die Forderung des Altmeisters. Rossis Wunsch ist Yamaha Befehl.

"Wir haben bei Yamaha immer in einem gewissen Bereich gearbeitet, den wir nicht verlassen wollten", erklärt Yamaha-Motor-Racing-Präsident Kouichi Tsuji. "Wir mussten jetzt aber den Mut aufbringen, um über diese Mauer springen und haben so wieder das Vertrauen in unser Motorrad zurückgewonnen."

Yamaha installiert europäisches Testteam

Als letzter großer Hersteller startete Yamaha im Herbst auch mit einem europäischen Testteam durch. Jonas Folger übernimmt dabei die Entwicklung der M1 für Valentino Rossi und Maverick Vinales. Einen Job, den bislang die japanischen Testfahrer Katsuyuki Nakasuga und Kohta Nozane erledigten. Diese waren in ihrem Speed und somit in weiterer Folge auch in ihrem Feedback aber zu weit von den beiden Einsatzfahrern entfernt. "Es war wichtig für uns, den Abstand zwischen unseren Grand-Prix-Fahrern und dem Testteam zu verringern", bestätigt Managing Director Lin Jarvis.

Valentino Rossi und Maverick Vinales enthüllen 2019er-Yamaha (01:20 Min.)

Seine ersten Ausfahrten als Testpilot bestritt Folger bei den November-Testfahrten in Valencia und Jerez, auch beim Sepang-Shakedown vergangene Woche war der Bayer im Einsatz. Doch nicht nur ein Großteil der Testarbeit wurde nach Europa verlagert, auch Teile der Ingenieursarbeit. Bislang geschah diese Entwicklung durchwegs in Japan. "Wir mussten die Interaktion zwischen Europa und Japan verbessern", ist Tsuji überzeugt. "Deshalb haben wir in Italien eine Abteilung eingerichtet, die sich hauptsächlich um die Elektronik kümmert. Dort wird bereits gute Arbeit geleistet."

Im Vorjahr zählte die Elektronik und das Zusammenspiel dieser mit dem Motor ja zu den großen Schwachstellen der M1, was zu erhöhtem Reifenverschleiß und oftmals dramatischen Einbrüchen gegen Rennende führte. "Die Reifen sind in der modernen MotoGP der Schlüssel zum Erfolg", weiß Rossi. "Du kannst ihre Lebensdauer mit deinem Fahrstil beeinflussen, aber du bist auch auf die Arbeit der Ingenieure angewiesen.

Personalrochaden bei Yamaha

Teil der neuen Yamaha-Strategie sind auch personelle Veränderungen. MotoGP-Projektleiter Kouji Tsuya musste seinen Hut nehmen, sein Nachfolger wird Takahiro Sumi , der bislang für die Chassis-Entwicklung verantwortlich war. Außerdem erhält die Motorsportentwicklungsabteilung einen neuen Manager. "Das sind zwei entscheidende Personalien in Japan", so Jarvis.

MotoGP: Der Yamaha-Launch im Livestream (01:21:14)

An den MotoGP-Rennwochenenden sichtbar werden aber eher andere neue Mitarbeiter sein. In Maverick Vinales Box wird Crewchief-Urgestein Ramon Forcada ja durch Esteban Garcia ersetzt, Riding-Coach Wilco Zeelenberg durch Julian Simon. Sowohl Forcada als auch Zeelenberg wechseln zum neuen Petronas Yamaha Sepang Racing Team. Einen neuen Riding-Coach erhält auch Valentino Rossi, nachdem sich Luca Cadalora aus familiären Gründen zurückgezogen hat. Ihn unterstürzt künftig Idalio Gavira, der bislang in Rossis Sky VR46 Team mit den Nachwuchspiloten gearbeitet hatte. Außerdem wird ein Ingenieur, der im Vorjahr noch für das gesamte Team zuständig war, nun vollständig auf Rossis Seite verlegt.

Dass all diese Umstellungen Yamaha zu altem Glanz zurückkehren lassen, ist freilich nicht garantiert. Vor allem Valentino Rossi zeigte sich bei den November-Testfahrten von der 2019er-M1 wenig begeistert. Der Sepang-Test von Mittwoch bis Freitag dieser Woche wird daher ein wichtiger Richtungsweiser sein. "Wenn wir uns hier gut schlagen, können wir eine starke Saison haben", ist Jarvis überzeugt. Aus ihren Ambitionen für 2019 machen Rossi und Vinales keinen Hehl. "Ich hoffe, in Valencia gegen Maverick um den Titel zu kämpfen", so Rossi. "Und ich will die Nummer eins sein", ergänzt Vinales.