Die vergangenen zwei Jahre waren für Maverick Vinales eine sportliche Achterbahnfahrt der besonders rasanten Sorte. Nach seinem Wechsel von Suzuki zu Yamaha dominierte er zu Saisonbeginn 2017 beinahe nach Belieben und gewann die ersten beiden Rennen souverän, Sieg Nummer drei folgte beim fünften Lauf in Le Mans. Doch dann geriet Vinales in eine Negativspirale und blieb 28 Grands Prix lang sieglos, ehe er auf Phillip Island 2018 wieder ganz oben auf dem Treppchen stand.

In dieser Phase lieferte Vinales mehrere desaströse Ergebnisse ab. Vom lockeren und extrem selbstbewussten jungen Mann des Saisonstarts 2017 war nichts mehr zu sehen. Vinales wirkte niedergeschlagen, lustlos und teilweise beinahe depressiv. Am Höhepunkt der Krise im Sommer 2018 meinte Vinales nach Rang elf in Spielberg: "So macht Rennfahren keinen Spaß."

Mittlerweile steht er öffentlich dazu, dass ihm das damalige Tief mental extrem zusetzte und seine Leistungen dadurch zusätzlich negativ beeinflusst wurden. "Ich arbeite sehr hart daran, das zu ändern", gelobt er gegenüber 'Motorsport-Magazine' Besserung. "Manchmal bin ich nicht völlig fokussiert und das muss ich verbessern. Wenn ich in der vergangenen Saison schlechte Leistungen gezeigt habe, dann war das teilweise auch, weil ich mental niedergeschlagen war. Hätte ich im letzten Jahr mehr Motivation gehabt, wäre Platz zwei in der Weltmeisterschaft möglich gewesen." Die MotoGP-Saison 2018 beendet Vinales schließlich auf dem vierten Platz. Fünf Punkte fehlten auf Teamkollege Valentino Rossi, 52 auf Andrea Dovizioso und 128 auf Weltmeister Marc Marquez.

Maverick Vinales: Schwierige Suche

Um nicht wieder in eine solche mentale Krise zu schlittern, plant Vinales nun die Zusammenarbeit mit einem Profi in diesem Bereich. "Ich bin auf der Suche nach einem Sportpsychologen. Die Suche gestaltet sich aber nicht einfach, denn ich will einen wirklich guten finden, der mich auch versteht. Dann kann ich mich massiv steigern."

Auf Phillip Island ließ Vinales sein Talent wieder einmal aufblitzen, Foto: Yamaha
Auf Phillip Island ließ Vinales sein Talent wieder einmal aufblitzen, Foto: Yamaha

Vinales wäre nicht der erste Pilot, der psychologische Betreuung in Anspruch nimmt. Bei Andrea Dovizioso war laut eigenen Aussagen genau diese mitverantwortlich für seinen Wandel vom Mitläufer zum Titelkandidaten in den letzten zwei Saisons. "Manchmal trifft man Menschen, die einen das Leben aus einem anderen Blickwinkel sehen lassen. Kleinigkeiten können oft große Veränderungen nach sich ziehen. Etwa zur Saisonhälfte 2016 habe ich viele Dinge über das Leben verstanden, die mir auch einen neuen Zugang zu meinem Sport eröffnet haben. Von da an sind meine Resultate deutlich besser geworden. Ich fühle mich stärker", erklärt er. Auch Marcel Schrötter schaffte durch Mentalcoaching den Sprung zum Moto2-Spitzenpiloten, wie er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com verrät: "Es geht oft nur um ein paar Gedankenübungen und Tipps, um an gewisse Dinge anders ranzugehen. Manchmal muss man fokussierter, manchmal freier sein."

Auch abseits der möglichen Verpflichtung eines Mentaltrainers ist bei Vinales für 2019 ein vollkommener Neustart angesagt. Crewchief Ramon Forcada, mit dem es im Vorjahr zum Zerwürfnis kam, wird durch Esteban Garcia ersetzt. Julian Simon übernimmt die Rolle des Riding Coaches von Wilco Zeelenberg. Und zu guter Letzt ändert Vinales auch noch seine Startnummer von der 25 auf die 12. Diese trug er bereits in Jugendtagen. Die 12 soll nun eine Rückkehr zu alten Erfolgen einleiten.