Seit Monaten wartete die MotoGP-Welt auf diesen Augenblick, am Dienstag kurz vor 13 Uhr war es so weit. Jorge Lorenzo drehte in Valencia die erste Runde auf seinem neuen Arbeitsgerät für 2019, der Repsol Honda. Die Maschine war allerdings ganz in Schwarz gehalten und nicht mit Honda-Logos gebrandet, da Lorenzo bis Jahresende noch Ducati-Angestellter ist. Aus diesem Grund darf er bis zum 31. Dezember auch nicht über sein Honda-Abenteuer sprechen.

Seine Konkurrenten haben aber natürlich eine Meinung zu Lorenzos erstem Auftritt und teilten diese in Valencia auch mit der Öffentlichkeit. Valentino Rossi drehte am Dienstag einige Runden am Circuit Ricardo Tormo hinter seinem ehemaligen Teamkollegen und war wenig beeindruckt. "Jorge war nicht besonders schnell unterwegs. Es sah nicht so aus, als würde er sich auf dem Motorrad wohlfühlen. Man muss aber natürlich bedenken, in welchem Zustand sein Handgelenk ist", so Rossi.

Lorenzo ist nach seinem Handgelenksbruch Anfang Oktober in Thailand ja immer noch nicht voll fit. Er verpasste alle vier Überseerennen in Sepang, auf Phillip Island, in Motegi und eben im thailändischen Buriram. Am Donnerstag vor dem Rennwochenende in Valencia strotze Lorenzo vor Selbstbewusstsein und sprach von großen Fortschritten in seiner Genesung. Schon nach den ersten Trainings folgte aber die Ernüchterung: "Mir geht es schlechter, als ich das erwartet hatte. Es ist eben doch ein Unterschied, einen normalen Alltag zu bewältigen oder ein MotoGP-Bike zu fahren." Lorenzos erstes Rennen nach knapp zwei Monaten endete mit einem enttäuschenden zwölften Platz.

Marquez: Lorenzo braucht Zeit auf Honda

Es besteht also kein Zweifel daran, dass Lorenzo noch nicht völlig fit ist. Das in Verbindung mit der Umgewöhnung von Ducati auf Honda macht dem dreifachen MotoGP-Champion aktuell noch das Leben schwer, ist sein Repsol-Honda-Teamkollege Marc Marquez nach zwei Tagen in Valencia überzeugt: "Er steigert sich, aber die Honda ist kein einfaches Motorrad. Man braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Jedes Bike in der MotoGP ist anders und verlangt dementsprechend nach einem anderen Fahrstil. Da ist es ganz normal, dass ich an den ersten Tagen schneller bin. Ich kenne das Motorrad ja schon gut."

Marquez war in Valencia trotz Schulterproblemen pfeilschnell unterwegs, Foto: MotoGP
Marquez war in Valencia trotz Schulterproblemen pfeilschnell unterwegs, Foto: MotoGP

Für Marquez wird 2019 bereits die siebte Saison im Honda-Werksteam sein, im selben Zeitraum fuhr Lorenzo mit der Yamaha M1, der Ducati Desmosedici GP und nun der Honda RC213V drei völlig unterschiedliche Maschinen. Am Dienstag trennten Lorenzo (P18) 1,2 Sekunden von Teamkollege Marquez (P2), am Mittwoch schrumpfte der Abstand beträchtlich auf weniger als 0,7 Sekunden. Lorenzo landete am zweiten Testtag auf Platz zwölf, Marquez wurde Dritter.