Der Grand Prix von Malaysia vor zwei Wochen brachte für Valentino Rossi nicht das Ende, das er sich erhofft hatte. 16 Runden lang führte er das vorletzte MotoGP-Rennen des Jahres an, ehe er in Kurve eins zu Boden ging und schlussendlich nur als 18. ins Ziel kam.

Dennoch blieb Rossi in der Auslaufrunde an genau dieser Stelle stehen, um dort mit seinen zigtausenden Fans, die sich auf der Tribüne in Turn 1 platziert hatte, zu feiern. Einige der Streckenposten rannten auf Rossi zu und wollten ein Selfie ergattern, einer von ihnen kam dem MotoGP-Superstar dabei zu nahe.

Rossi schubste den Marshall von sich weg. Die Szene war durch die Onboard-Kamera an der Yamaha M1 in der Fernsehübertragung zu sehen und machte anschließend die Runde in den Sozialen Netzwerken. In Valencia nahm Rossi nun Stellung zu der unrühmlichen Episode.

" Ich bin stehen geblieben und dieser Typ ist auf mich zu gerannt. Zuerst ist er mit schon auf den Fuß getreten und dann wollte er auch noch ein Selfie machen, wie ein normaler Fan. Das ist, als würde sich während einem Fußballmatch der Balljunge einen Spieler schnappen um ein Selfie zu machen", meint Rossi. "Meiner Meinung nach müssen wir für mehr Professionalität an der Strecke sorgen. Wir erwarten von den Marshalls, dass sie hier sind, um zu arbeiten und nicht um Selfies zu machen. Wenn uns diese Leute bei einem Sturz schützen sollen, dann müssen wir Angst haben."

Nicht immer arbeiten die Marshalls so professionell wie hier in Mugello, Foto: Tobias Linke
Nicht immer arbeiten die Marshalls so professionell wie hier in Mugello, Foto: Tobias Linke

Die Streckenposten bei MotoGP-Rennen sind größtenteils Freiwillige, die diesen Job einmal im Jahr erledigen. Lediglich bei vereinzelten Events kommen Marshalls mit mehr Routine zum Einsatz. In Silverstone etwa arbeitet dieselbe Crew, die alle Läufe der britischen Superbike-Meisterschaft betreut. "Diese Leute haben eine Menge Erfahrung, da funktioniert alles wie ein Uhrwerk", erklärt Graham Webber, stellvertretender MotoGP-Rennleiter, gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Auf anderen Strecken ist das leider nicht der Fall."

Permanente Marshalls für MotoGP nicht finanzierbar

Permanente Marshalls in der MotoGP wären das Wunschszenario. Bei 19 Rennen rund um den Erdball und bis zu 260 Streckenposten pro Wochenende ist das aber nicht machbar. "Die Kosten dafür wären astronomisch", so Webber. Selbst in der finanziell noch deutlich besser aufgestellten Formel 1 gibt es nur wenige routinierte Marshalls, die zu bestimmten Rennen eingeflogen werden. Auch dort bilden Freiwillige den Löwenanteil der Streckenposten.

Die MotoGP wird also gezwungenermaßen weiterhin am bisherigen System festhalten. Man bemüht sich aber um zunehmende Professionalisierung. Vor dem Rennwochenende in Valencia wurde etwa vom 'Clerk of the course', also dem lokalen Rennleiter, ein Aufruf an alle Streckenposten ausgegeben, Aktionen wie die der Kollegen aus Sepang zu unterlassen. Ob die Mitteilung auf fruchtbaren Boden fällt, wird sich spätestens am Sonntag gegen 15 Uhr zeigen.