Das MotoGP-Rennen in Silverstone wurde am Sonntagnachmittag nach stundenlanger Wartezeit abgesagt. Diese Entscheidung traf die Rennleitung nach einem Fahrer-Meeting kurz vor 17:00 Uhr unserer Zeit. Zuvor hatte man viereinhalb Stunden um die Durchführung gekämpft, musste sich letztlich aber dem Wetter geschlagen geben.

MotoGP-Debakel in Silverstone: Was sind die Folgen? (17:20 Min.)

Die Rennleitung hatte den Regen bereits erwartet und aus diesem Grund die Startzeit der MotoGP-Klasse um eineinhalb Stunden auf 12:30 Uhr unserer Zeit vorgezogen. Doch auch dieser Zeitpunkt war zu spät, da rund eine halbe Stunde vor dem geplanten Start heftige Regengüsse einige Streckenteile unter Wasser setzten. Die Warmups aller drei Klassen waren um 10:00 Uhr morgens noch ordnungsgemäß durchgeführt worden.

Schlimmer Crash nach Aquaplaning

Das Problem mit stehendem Wasser auf der Strecke war bereits seit Samstag bekannt, als ein kurzer, aber heftiger Regenschauer gegen Ende des 4. MotoGP-Trainings vor allem die Bremszonen von Kurve 7 und 8 unbefahrbar machte. Tiefe Wasserpfützen sorgten für einen Massen-Crash, bei dem unter anderem Tito Rabat schwer verletzt wurde.

Am Sonntag sagte man den für 12:30 Uhr geplanten Start bereits nach der Sichtungsrunde der Piloten ab, auf der Alvaro Bautista auf der nassen Strecke von der Fahrbahn abgekommen war. Gegen 14:20 Uhr schickte man das Safety Car für einige Runden auf die Strecke, um einen möglichen Start für 15:00 Uhr freizugeben. Doch die Rennleitung konnte diese Freigabe aus Sicherheitsgründen nicht erteilen.

Sehr zum Unmut einiger Fahrer: So sprachen sich etwa Scott Redding, Cal Crutchlow oder Jack Miller während des langen Wartens klar für einen Start aus. Dass eine Verschiebung des Rennens auf Montag keine Option sei, stellte die Dorna bereits gegen 13:20 Uhr nach Rücksprache mit dem Promoter klar. Somit war klar: Entweder man besiegt die Wassermassen am Sonntag oder man muss das Rennen absagen.

Beim finalen Fahrer-Meeting sprachen sich nach Angaben von Tech3-Teamchef Herve Poncharal auf Servus TV alle Fahrer außer Jack Miller und Johann Zarco gegen einen Start aus. So entschied die Rennleitung kurz nach 17:00 Uhr, alle Rennen abzusagen.

Erste Totalabsage seit 1980

Die Motorrad-WM musste letztlich resignieren und zum ersten Mal seit 1980 ein Rennen der höchsten Klasse komplett streichen. Damals hatte Schneefall auf dem Salzburgring in Österreich einen Start unmöglich gemacht. Seither wurde zwar 2011 das MotoGP-Rennen in Sepang nach dem tödlichen Unfall von Marco Simoncelli abgebrochen und nicht wieder gestartet sowie 2009 der Katar-GP von Sonntag auf Montag verlegt. Einen Totalausfall ohne überhaupt zu starten, gab es aber seit 1980 nicht mehr.

Die Absage rückt auch die Verantwortlichen für die Neuasphaltierung in Silverstone in ein schlechtes Licht. Denn ausgerechnet im regenreichen Großbritannien müssen Rennstrecken eine ausreichende Wassermenge abführen können, um auch Motorradrennen zu ermöglichen. "Wir erwarten von jeder unserer Rennstrecken, dass sie gegen Regen gewappnet sind. Allerdings gibt es nach einer Neuasphaltierung immer wieder Probleme", stellte Renndirektor Mike Webb bereits am Samstagabend den Streckenverantwortlichen die Rute ins Fenster.

Ob das Debakel auch Auswirkungen auf den Verbleib von Silverstone im MotoGP-Rennkalender hat, ist noch offen. Der aktuelle Vertrag läuft bis 2020, doch zuletzt hatte Donington angekündigt, den Großbritannien-GP zurückholen zu wollen.