Die Traditionsstrecke in Silverstone bekleckerte sich am Samstag nicht gerade mit Ruhm, als das 4. MotoGP-Training abgebrochen werden musste. Tiefe Wasserpfützen nach einem kurzen Regenschauer an einigen Stellen hatten für einen Massen-Crash gesorgt, bei dem sich unter anderem Tito Rabat schwere Verletzungen zuzog.

Da die Wetterprognose für Sonntag schlecht ist, änderte die Rennleitung kurzerhand den Zeitplan für Sonntag. Sollten die Regenfälle tatsächlich über Silverstone hereinbrechen, droht ein chaotischer Sonntag. Wie beantworten im Q+A die wichtigsten Fragen im Vorfeld:

Wie sieht der Zeitplan für Sonntag aus?

Im Grunde tauschten die Offiziellen in Silverstone nur die Startzeiten von MotoGP und Moto3 für das Rennen und das Warmup. Die Königsklasse wärmt sich nun um 10:00 Uhr unserer Zeit auf und startet um 12:30 Uhr als erstes Rennen. Die Moto3 ist für 14:00 Uhr angesetzt, die Moto2 startet - wie ursprünglich geplant - als letzte Klasse um 15:30 Uhr.

Warum wurde das MotoGP-Rennen vorverlegt?

Die Vorverlegung hat zwei Gründe: Zunächst erhofft sich die Rennleitung dadurch mit dem MotoGP-Rennen den heftigsten Regenschauern am Sonntag zu entgehen. Denn diese sollen nach deren Prognose erst gegen 14:00 Uhr einsetzen. Zudem hat die Rennleitung durch die Vorverlegung mehr Spielraum, aufgrund von Wetterkapriolen die Startzeiten doch wieder nach hinten zu schieben. "Der Promoter des Rennens hat uns gebeten, alles zu tun, um das MotoGP-Rennen starten zu können", erklärte Renndirektor Mike Webb am Samstagabend in Silverstone.

Warum stellt Regen in Silverstone ein Problem dar?

Die Strecke wurde in der Winterpause neu asphaltiert. Das sorgte leider dafür, dass sich nun Regenwasser in manchen Passagen auf dem Asphaltband sammelt und für tiefe Wasserpfützen sorgt. So geschehen am Ende des 4. Trainings, als ein kurzer, aber heftiger Regenschauer die Bremszone von Turn 7 unter Wasser setzte und dort für einen Massen-Crash sorgte, dort fünf Fahrer zu Boden gingen und sich Tito Rabat einen mehrfachen Beinbruch zuzog.

Renndirektor Webb erklärte: "Normaler Regen sollte kein Problem sein. Allerdings haben wir im 4. Training stehendes Wasser nach einem heftigen Schauer gesehen. Und solche Pfützen sind auf einem MotoGP-Bike immer das größte Problem - egal auf welcher Strecke. Die MotoGP ist davon auch stärker betroffen als die kleinen Klassen: aufgrund der höheren Geschwindigkeit und der Form ihrer Reifen."

Was unternimmt die Rennleitung gegen die Pfützen?

Allzu große Veränderungen an der Strecke sind über Nacht freilich nicht möglich. Webb kündigte allerdings an, dass man Rillen in den Asphalt fräsen wird, um das Wasser in geordnete Bahnen zu lenken und so der Pfützenbildung vorzubeugen. "Es gibt hier kein Problem mit der Drainage wie einst in Motegi oder Katar. Hier dringt kein Wasser von außen ein, aber es fließt eben nicht ausreichend ab. Wir werden versuchen, durch Fräsen nachzuhelfen."

Ist ein Rennstart am Sonntag gesichert?

Keineswegs. Die Wetterprognose sieht für den Vormittag nur unwesentlich besser aus als für die Nachmittagsstunden. Über den gesamten Tag liegt die Regenwahrscheinlichkeit je nach Uhrzeit und Wetter-Institut zwischen 75 und 90 Prozent. Sobald sich auf der Strecke wieder Pfützen bilden, kann zumindest die MotoGP-Klasse nicht starten. Das artikulierten am Samstag auch alle Fahrer geschlossen. "Bei starkem Regen oder Bedingungen wie heute im 4. Training werden wir eventuell nicht fahren können. Wenn die Sicherheit nicht gegeben ist, starten wir nicht", musste sich auch Webb eingestehen.

Kann es zu weiteren Verschiebungen kommen?

Ja. Durch die frühe Startzeit der MotoGP hält sich die Rennleitung alle Optionen für den Renn-Sonntag offen. Man kann die Starts nun zeitlich nach hinten schieben, Renndistanzen verkürzen und Rahmenveranstaltungen streichen. "Unser Ziel ist, alle drei Klassen fahren zu lassen. Allerdings werden wir die MotoGP immer priorisieren - auch auf Wunsch des Promoters von Silverstone", stellte Renndirektor Webb klar. "Wir werden alles tun, um die drei Rennen zu starten und haben dafür so lange Zeit bis und das Tageslicht ausgeht."

Ist ein Rennen am Montag möglich?

In Katar musste 2009 bereits ein MotoGP-Rennen an einem Montag ausgetragen werden, da die Strecke am Sonntag unter Wassermassen versank. Einige Fahrer stellten am Samstag diese Option auch für Silverstone in den Raum. Noch ist aber unklar, ob diese Möglichkeit überhaupt besteht. Renndirektor Mike Webb hatte keine Informationen darüber: "Darüber müssen der Promoter und die Dorna entscheiden, denn die bezahlen die Rechnungen."

Hat das Debakel Folgen für Silverstone?

Die Dorna könnte von den Streckenbetreibern eine Nachbesserung in den kritischen Passagen fordern. Denn ausgerechnet im regnerischen Großbritannien sollte ein MotoGP-Kurs bei allen möglichen Wetterbedingungen befahrbar sein. "Wir erwarten von jeder unserer Rennstrecken, dass sie gegen Regen gewappnet sind. Allerdings gibt es nach einer Neuasphaltierung immer wieder Probleme", erklärte Mike Webb. Über weitere Empfehlungen für Umbaumaßnahmen entscheidet Franco Uncini, der für die Homologation aller MotoGP-Strecken zuständig ist.