Seit Wochen war Fabio Quartararos Aufstieg in die MotoGP unter Dach und Fach. Offen darüber sprechen durfte der Franzose allerdings nicht. In Silverstone konnte er sein Schweigen brechen, als am Freitagabend das neue Team Petronas Yamaha Sepang Racing offiziell vorgestellt wurde.

"Natürlich ist das eine großartige Gelegenheit für mich", holte der 19-Jährige aus. "Daher möchte ich mich bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben. Ich bin sehr glücklich, weiß aber, dass ich noch jede Menge zu lernen haben. Denn die MotoGP ist eine ganz andere Nummer."

Quartararo enthüllte auch, wann ihn Yamaha und das malaysische Konsortium zum ersten Mal kontaktierten: wenig überraschend nach den beiden erfolgreichen Rennen in Barcelona und Assen, die er auf Platz eins und zwei beendet hatte. "Nach diesen beiden starken Rennen haben wir begonnen miteinander zu sprechen. Das hat mich allerdings schon überrascht", so Quartararo.

Das gefallene Wunderkind

Denn der Franzose war einst zwar mit großen Vorschusslorbeeren in die Motorrad-WM gekommen, hatte nach einem starken ersten Halbjahr als Rookie aber fast drei Jahre lang enttäuscht. So hatte Honda einst sogar das Einstiegsalter für die Weltmeisterschaft per Sondergenehmigung heruntersetzen lassen, damit Quartararo 2015 bereits an den ersten drei Saisonläufen teilnehmen konnte und nicht erst ab seinem 16. Geburtstag in Jerez.

Tatsächlich schaffte er es bereits im zweiten Rennen im Alter von 15 Jahren als Zweiter von Austin auf das Podest und ließ bis Saisonhalbzeit einen weiteren zweiten Platz sowie zwei Pole Positions folgen. Doch dann geriet er in eine Abwärtsspirale aus Stürzen, Verletzungen, Teamwechseln und schlechter Berater. So blieb Quartararo von Juli 2015 bis Mai 2018 ohne einen einzigen Podestplatz.

Doch zwei starke Rennen brachten ihn wieder ins Gespräch. "Es war sehr aufregend, als wir begonnen haben, über meine Zukunft zu sprechen, und ich war sehr nervös. Es war ein seltsames Gefühl. Aber jetzt weiß ich um meine Zukunft und das hilft mir auch auf der Rennstrecke", führte Quartararo in Silverstone aus.

Kritik am MotoGP-Aufstieg

Dort ließen seine Leistungen nach den beiden Podestplätzen in Barcelona und Assen wieder etwas nach. In den letzten drei Rennen kam er nicht über Rang neun hinaus, in der Moto2-Gesamtwertung liegt er damit nur auf Rang neun. Was wiederum Leute auf den Plan ruft, die seinen MotoGP-Aufstieg kritisch sehen.

So holte Alvaro Bautista, der sich selbst Hoffnungen auf einen Platz bei Petronas Yamaha Sepang Racing gemacht hatte, am Donnerstag zu einem Seitenhieb aus: "Vor ein paar Jahren bist du erst dann in die nächsthöhere Klasse aufgestiegen, wenn du Weltmeister warst oder zumindest um den Titel gekämpft hast. Aktuell sind irgendwie alle Manager und Fahrer verrückt geworden. Du machst zwei gute Rennen und damit bist du für den Aufstieg bereit. Das ist nicht der richtige Weg."

Sepang-Chef Razlan Razali, der maßgeblich am MotoGP-Aufstieg Quartararos beteiligt war, rechtfertige am Freitagabend diese Personalentscheidung: "Nach Rücksprache mit allen Partnern wollten wir unbedingt einen jungen Fahrer für dieses neue Projekt haben. Daher haben wir uns für Fabio entschieden." Der hat es damit noch vor seinem 20. Geburtstag in die MotoGP geschafft. Eine Leistung, die dem einstigen Wunderkind wohl nicht mehr von vielen zugetraut wurde.