Gehen die MotoGP-Stars miteinander rauer um als früher? Mittlerweile gibt es in fast jedem Rennen strittige Überholmanöver mit Körperkontakt, während auch im Fahrerlager ein harscher Umgangston miteinander gepflegt wird. In Brünn etwa richteten sich die Ducati-Teamkollegen Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso über die Medien gegenseitig Nettigkeiten aus, aber in den vergangenen Rennen gab es unzählige weitere Streitigkeiten.

Ex-Weltmeister Kevin Schwantz sieht diese Entwicklung kritisch. Im Gespräch mit "Motorcycle-News" erklärt der Texaner, warum: "Es gibt zwischen den Fahrern keine richtige Kommunikation mehr. Selbst bei den Pressekonferenzen sitzen lediglich im selben Raum, unterhalten sich aber nicht wirklich miteinander."

Fahrer trinken kein Bier mehr miteinander

Zu seiner Zeit sei das noch anders gewesen, führt Schwantz aus: "Am Sonntagabend nach den Rennen endeten oft viele von uns in der gleichen Bar bei einem gemeinsamen Bier. Dort kann man in Ruhe seine Differenzen ausräumen und jemandem klar sagen, dass er es bereuen wird, wenn er sich noch einmal so benimmt. Die Fahrer haben aktuell nicht mehr den gleichen Respekt füreinander, weil sie nicht mehr auf diese Art kommunizieren."

Auch auf der Strecke gehe es mittlerweile viel zu hart zur Sache. So war Kevin Schwantz vor wenigen Monaten auch einer der prominentesten Verfechter für härtere Strafen nach dem Zusammenstoß zwischen Marc Marquez und Valentino Rossi beim Argentinien-GP Anfang April. Auch in diesem Bereich mangele es den meisten Piloten an Respekt für den Gegner, so Schwantz.

"Die müssen damit aufhören, zu glauben, nur das nächste Überholmanöver zu wollen ohne die Konsequenzen zu bedenken! Es ist nicht das letzte Rennen auf der Welt, wenn du vielleicht dieses eine Manöver nicht machst. Aber es könnte zu deinem letzten Rennen werden, wenn du etwas Dummes anstellst", mahnt Schwantz zur Vorsicht.

Schwantz mahnt zu Vorsicht

Denn Motorradsport ist nach wie vor eine gefährliche Sportart, in der auch die Weltmeisterschaft nicht vor tödlichen Unfällen gefeit ist. Alleine in den letzten zehn Jahren verloren drei Fahrer im Rahmen der Motorrad-WM ihr Leben: Shoya Tomizawa, Marco Simoncelli und Luis Salom.

Daher sieht Schwantz auch Manöver wie jene von Jorge Lorenzo gegen Dovizioso und Pedrosa in Jerez, das in einer Dreier-Kollision endete, oder zuletzt am Sachsenring gegen Danilo Petrucci kritisch. "Du siehst es den Jungs heutzutage richtig an, wenn sie denken: Mist, ich kriege die Kurve nicht, aber ich werde nicht nachgeben und voll durchziehen, auch wenn ich dich dadurch zu Sturz bringe."

Zu seiner aktiven Zeit hätte es zwar auch harte Duelle gegeben, aber es wäre damals deutlich fairer abgelaufen als heute. Allerdings räumt Schwantz ein, dass damals auch die Zeitabstände deutlich höher waren als in der aktuellen MotoGP.