Was war das wieder für ein wahnsinniges MotoGP-Wochenende auf dem Sachsenring? Hi, mein Name ist Chris, ich bin 30 Jahre alt und seit Jahren - wie viele von euch - ein glühender Fan des Zweiradsports. Vor allem aber bin ich auch ein Fan des Sachsenrings. Ich betreibe die Facebook-Seite "Ja zum Sachsenring - Die Tradition muss weiterleben" und habe von Motorsport-Magazin.com an diesem MotoGP-Wochenende die Chance bekommen, euch meine ganz persönlichen Eindrücke vom Sachsenring wiederzugeben und euch vor allem unseren Kampf für den Verbleib der MotoGP am Ring zu schildern:

MotoGP: Wie geht es 2019 mit dem Sachsenring weiter? (06:03 Min.)

Als ich am Donnerstagvormittag anreiste, war mein erster Stopp natürlich wie jedes Jahr die Goldbachstraße. Ich glaube, die meisten der angereisten Fans haben eine Art Ritual und Tradition, die sie pflegen. Doch entgegen meiner ursprünglichen Gepflogenheit, erst einmal ein Bier zu trinken, durfte ich für den Radiosender "MDR Jump" ein Interview geben. Natürlich ging es hierbei um die Fan-Initiative für den MotoGP-Verbleib am Sachsenring.

Von dort aus ging es für mich auf das Streckengelände des Sachsenrings, vorbei an der Karthalle in Richtung Tribüne 2, um "unser" Banner "Ja zum Sachsenring" zu inspizieren. Ich war sehr beeindruckt und auch stolz, als ich den Schriftzug über den Merchandising-Ständen von der Oberkante der Tribüne hängen sah.

Gegenüber des Fahrerlager-Eingangs stand unser deutscher Moto3-Pilot Philipp Öttl, trank entspannt einen Kaffee, nahm sich auch Zeit für die Fans und genoss sichtlich die entspannte Atmosphäre vor dem großen Ansturm am Freitag. Nach einem kurzen Plausch mit Philipp ging es für mich weiter in Richtung Unterkunft.

Ich persönlich darf nach diversen Zeltplätzen (ja, der Ankerberg war auch schon dabei...) in Hohenstein-Ernstthal bei einer rennsportverrückten und irrsinnig gastfreundlichen Familie übernachten. Egal wo man in dieser Region nachfragt - der Großteil der Einheimischen liebt das MotoGP-Wochenende, denn die Tradition und das damit verbundene Heimatgefühl ist stark in ihren Herzen verankert. Netter Sidefact: Die Großmutter meiner Gastfamilie öffnet nachts das Fenster, damit sie dem Treiben am Ankerberg auch richtig lauschen kann!

Mein Treffen mit Marc Marquez

Ich muss gestehen, dass ich das absolute Privileg hatte, ins Fahrerlager zu dürfen. Als ich nun am Freitag völlig euphorisiert und fasziniert von den riesigen Hospitalities durch das Paddock marschierte, stand plötzlich Marc Marquez vor mir. Mein erster Gedanke war: Fragen, ob er ein Statement für den Sachsenring abgibt! Und: Er hat es tatsächlich getan! "I hope to keep the Sachsenring in the calendar, because it's one of the best circuits." Was für ein Statement von einem der besten Motorradfahrer der Welt! Natürlich war ich unglaublich nervös, was im Video unschwer zu erkennen ist.

Die "R+R Raceparty" am Donnerstagabend war wie jedes Jahr einen Besuch wert. Vor der Halle traf ich auf Dominique Aegerter - für mich einer der sympathischsten Akteure, der sich auch sofort bereit erklärte, ein Statement für den Sachsenring abzugeben. Danke dafür!

Endlich MotoGP-Action!

Ich denke, es ist für jeden Fan an der Rennstrecke ein unbeschreibliches Gefühl, den ersten Rollout der MotoGP am Freitagvormittag zu sehen. Und vor allem zu hören! Ich hatte wie jedes Jahr Gänsehaut und meine Nackenhaare stellten sich auf, als Valentino Rossi, Marc Marquez und Co. aus der Boxengasse fuhren und das erste Mal aus der Queckenbergkurve Gas gaben.

Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass die Piloten auf der Start/Ziel-Geraden mit ihren knapp 780 Metern ihr Vorderrad aufgrund der brachialen Beschleunigung kaum auf den Boden bringen. Für mich als Hobbyfahrer ist es unvorstellbar, wie man diese Maschinen soweit gebändigt bekommt um in Kurve 1 nicht einfach geradeaus im Kies zu landen.

Facebook Live mit Markus Reiterberger

Nach einem wundervollen und sehr heißen Tag ging es für mich am Abend gemeinsam mit Redakteur Michael Höller zum Stand von Fotograf Ronny Lekl (gp-photo.de) in die Goldbachstraße. Motorsport-Magazin.com hatte die Idee, den Fan-Initiativen für den MotoGP-Verbleib am Sachsenring mit einer Facebook-Live-Show Gehör zu verschaffen.

Als besonderen Gast durften Michael, Ronny und ich Markus Reiterberger (aktuell Führender der STK1000-Meisterschaft der Supberbike-WM) in unserer Runde begrüßen. Der "waschechte Bayer" gab im Zuge der Show auch ein eindeutiges Bekenntnis zur sächsischen Traditionsstrecke ab. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar für die Chance, in dieser Show auch zu Wort kommen zu dürfen. Mann, war ich nervös, aber wir haben es gemeinsam hinbekommen und es war eine sehr interessante und neue Erfahrung!

Am Samstag hatten wir für 17 Uhr ein Fantreffen anberaumt, welches vor unserem großen Banner an der T2 stattfand. Viele Fans waren vor Ort und haben noch einmal lautstark ihren Protest zum Ausdruck gebracht, für den Sachsenring ihre Stimme erhoben und gekämpft. "In die Eifel fahrt ihr ohne uns", schallte ein Slogan gegen eine mögliche Umsiedlung des MotoGP-Rings an den Nürburgring über das Gelände. Auch einige Medienvertreter waren vor Ort und Ronny fing die Kulisse eifrig mit seiner Kamera an. Ich bin sehr stolz, dass viele Menschen unserem Aufruf in den sozialen Medien gefolgt sind.

Die große Sause am Ankerberg

Am Abend ging es für mich auf den Ankerberg. Die Stimmung dort ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben, die Atmosphäre unbeschreiblich. Es soll ja wirklich Menschen geben, die sich das ganze Jahre auf dieses Event vorbereiten. Vom Borat-Anzug bis hin zu einem Linienbus, aus dem der "Anton aus Tirol" erschallte mit ca. 30 Menschen auf dem Dach, war so ziemlich alles vertreten. Ein weiteres Highlight waren für mich wieder die "Ridin Crocs" mit ihrer mittlerweile legendären Party in der Goldbachstraße.

Auch Motorsport-Magazin.com-Redakteur Michael Höller gönnte sich mit Chris Schneider nach getaner Arbeit ein Bier, Foto: Michael Höller/Motorsport-Magazin.com
Auch Motorsport-Magazin.com-Redakteur Michael Höller gönnte sich mit Chris Schneider nach getaner Arbeit ein Bier, Foto: Michael Höller/Motorsport-Magazin.com

"Renntage sind Feiertage", so die Aussage eines der bekanntesten Sportmoderatoren des deutschen Fernsehens. Ich sehe das genauso. Sonntag war es endlich soweit und es hieß wieder: "Ready to race" am Sachsenring. Die Tribünen waren bei bestem Sonnenschein bereits früh gut gefüllt, im Infield gab es kaum noch freie Plätze und die Stimmung war legendär. Einer der emotionalsten Momente für mich war der zweite Platz von Marco Bezzecchi vom sächsischen Rennstall Prüstel GP. Denn der "Hausherr" trug auf der Auslaufrunde des Moto3-Rennens unser Banner "Ja zum Sachsenring" gut sichtbar für alle Zuseher vor den Fernsehgeräten dieser Welt um den Ring. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit von ganzem Herzen bei Prüstel GP für die Unterstützung und das Engagement bedanken.

Der Premierensieg von Brad Binder in der Moto2 zeigte wenig später, dass der Sachsenring immer wieder für eine Überraschung gut ist. In der MotoGP stand der unangefochtene "King of the Ring" - Marc Marquez - nach einem spannenden Qualifying wieder auf der Pole, gefolgt von Danilo Petrucci und Jorge Lorenzo. Nach einem starken Start von Jorge Lorenzo holte sich die #93 letztendlich zum neunten Mal in Folge den Sieg am Sachsenring, gefolgt von einem starken Valentino Rossi und Maverick Vinales. Das obligatorische Feuerwerk durfte natürlich wie jedes Jahr nicht fehlen und ist schon lange fester Bestandteil und Tradition des Sachsenrings.

Marquez sorgt für Jubelstürme

Marc Marquez war sich nicht zu schade, die Lunte selbst zu entzünden um anschließend noch einmal ein Bad in der Menge auf der Tribüne 2 zu nehmen und den Fans unwiederbringliche Momente zu bescheren. Wahnsinn! Viele Fans folgten auch dem Aufruf, die Nachwuchsklassen nach dem Rennen der MotoGP zu unterstützen und feuerten diese lautstark an, was mich persönlich sehr gefreut hat.

Was bleibt mir abschließend zu sagen? Am Wochenende wurden laut offiziellen Angaben insgesamt 193.355 Fans an der Strecke gezählt. Der Sachsenring ist seit 1998 fester Bestandteil des MotoGP-Kalenders, der Sachsenring hat Tradition und wir Fans wollen, dass dieses Rennen erhalten bleibt.

Wir Fans bekennen uns zu der Region, zu der Strecke und wir werden weiterhin alles dafür tun, dass es nächstes Jahr wieder heißt: Herzlich Willkommen in Hohenstein-Ernstthal! Es wäre eine Schande für alle Beteiligten, wenn man aufgrund politischer Querelen und Unstimmigkeiten dieses Event verliert. Die Leidtragenden wären letztendlich die Fans. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal an alle Beteiligten appellieren: Findet eine Lösung, steht zu eurem Wort und lasst uns nächstes Jahr wieder an unseren Sachsenring reisen!

Vielen Dank an alle Unterstützer, besonders an Motorsport-Magazin.com, die mir die einmalige Chance gegeben haben, diesen Beitrag für euch zu verfassen. Aber auch an Ronny, Pal, Melanie, Prüstel GP und alle Fans, die mit mir gemeinsam für den Erhalt der MotoGP am Sachsenring kämpfen. Wir sehen uns 2019!