"Es war ein Traum, wieder in der MotoGP starten zu dürfen. Manchmal ist das Leben ganz schön verrückt. Ich bin aber glücklich mit dem, was ich hier ohne entsprechende Vorbereitung zeigen konnte", sagte Stefan Bradl nach seinem ersten MotoGP-Rennen seit 13. November 2016.

Am Freitag hatte er um kurz nach elf Uhr erfahren, dass er für den doch nicht fitten Franco Morbidelli (Mittelhandbruch in Assen) ab dem zweiten Training zum Einsatz käme. Wenige Stunden später saß er bereits auf der RC213V des Italieners. Ein neues Motorrad für Bradl, denn als offizieller Testfahrer von Honda führte Bradl bislang zumeist aktuelles Werksmaterial der Japaner aus, während Morbidellis Bike eine Vorjahresmaschine aus dem Hause HRC ist.

Unbekannte Honda für Bradl

"Ich kannte das Motorrad überhaupt nicht und hatte dann auch noch weniger Trainingszeit als alle anderen. Unter diesen Umständen lief es sehr gut", freute sich Bradl. Als 16. blieb er zwar ohne WM-Punkte, aber immerhin ließ er auf dem Sachsenring am Sonntag drei Fahrer hinter sich - unter anderem seinen Teamkollegen Tom Lüthi, den er um mehr als elf Sekunden distanzierte. "Sicher wäre ein Punkt schön gewesen, aber ich kann mit meiner Leistung zufrieden sein", so Bradl.

Die ersten MotoGP-Rennrunden seit über eineinhalb Jahren waren aber gewöhnungsbedürftig, wie er zugab: "Am Anfang war ich zu zaghaft, dann habe ich auch noch den Start verschlafen und ein paar Runden gebraucht, bis das Adrenalin endlich auf den notwendigen Niveau war. Dann habe ich aber meine Pace genutzt und hatte das Reifenmanagement gut im Griff."

Deshalb fiel Bradl gegen Ende des Rennens auch nicht ab. Auch körperlich bescherte ihm das überraschende Comeback keine Probleme: "Die Ausdauer war überhaupt kein Problem, einzig die linke Seite hat ab Halbzeit muskulär etwas zugemacht." Bradl hatte aber deutlich gravierendere Probleme erwartet.

Bradl: Das beste Training

Für seine kommenden Wildcard-Einsätze für das Werksteam in Brünn und Misano war der überraschende MotoGP-Auftritt auf dem Sachsenring aber wichtig. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärte Bradl: "Das ist das beste Training, dass du kriegen kannst. Auch wenn es extrem hart war und mental viel Kraft gekostet hat, baut es dich auf, wenn du eine gute Leistung zeigst."

Bradl fehlte es nach dem Rennen nicht an Selbstbewusstsein, obwohl er zugeben musste, unmittelbar nach dem Einsatzbefehl durch Honda Zweifel gehabt zu haben: "Ich habe keine Minute gezögert Ja zu sagen, aber natürlich hinterfragst du, ob du es noch drauf hast. Du willst natürlich nicht Letzter werden und ich habe einen gewissen Anspruch an mich, sobald ich das Visier zuklappe. Das war meine größte Sorge, aber bin von mir selbst nun wieder überzeugt."

In Brünn will Stefan Bradl im Rennoverall von Repsol Honda daher bereits punkten. Der Grand Prix von Tschechien steht am 5. August unmittelbar nach der Sommerpause auf dem Programm.