Es läuft momentan nicht gut für den Sachsenring und seine Streckenverantwortlichen. Ende Mai kündigte der ADAC, der die Rechte für den deutschen Motorrad-Grand-Prix besitzt, den Vertrag mit der Sachsenring Management GmbH, kurz SRM. Grund sollen die seit Jahren existierenden finanziellen Probleme am Sachsenring gewesen sein. In der vergangenen Woche lehnte die SRM ein erneutes Angebot des ADAC ab.

Ein Abschied der MotoGP vom Sachsenring scheint somit so gut wie fix, auch wenn sich zahlreiche Fans in Initiativen engagieren, um das Rennen im Osten Deutschlands zu halten. Der Nürburgring befindet sich aktuell in der Pole Position als Nachfolger für den Sachsenring.

Am aktuell laufenden Rennwochenenden finden nun auch die Fahrer Argumente, die nicht unbedingt für einen Verbleib am Sachsenring sprechen. Es geht um das Thema Sicherheit, aber nicht wie in den vergangenen Jahren so oft um die gefürchtete Bergabpassage von Kurve elf, seit diesem Jahr 'Ralf-Waldmann-Kurve'. Dort gab es stets viele gefährliche Stürze, seit der Neuasphaltierung der Strecke im Vorjahr gehören diese Probleme aber größtenteils der Vergangenheit an.

Kleine Auslaufzonen sorgen für Probleme

Sorgen bereiten den MotoGP-Piloten nun die am Sachsenring teils sehr klein dimensionierten Auslaufzonen, vor allem in den Kurven acht bis zehn. KTM-Wildcard-Pilot Mika Kallio etwa flog am Freitag in FP2 in Kurve acht ab und schlug gefolgt von seinem Motorrad in den Airfence ein. Eine schwere Knieverletzung, die Kallio monatelang außer Gefecht setzen könnte, war die Folge. "In diesem Bereich ist der Airfence extrem nah an der Strecke", gesteht Marc Marquez, aufgrund seiner seit 2010 andauernden Sachsenring-Siegesserie eigentlich ein Befürworter der Strecke.

Die Problemkurve acht am Sachsenring, Foto: Google Maps
Die Problemkurve acht am Sachsenring, Foto: Google Maps

Im Meeting der Safety Commission am Freitagabend wurde das Thema angesprochen, die Möglichkeiten zu einer Veränderung sind aber beschränkt. "Wir haben in der Vergangenheit schon oft darüber geredet, aber es ist schwierig, die Situation dort zu verbessern", erklärt Marquez. Direkt hinter der Auslaufzone befindet sich nämlich ein Privatgebäude, das nicht mehr zum Streckengelände gehört. Eine Erweiterung ist also kaum möglich.

"Wir versuchen schon lange eine Lösung zu finden, aber es ist wohl einfach nicht machbar, die Mauer dort zurückzuversetzen", glaubt auch Danilo Petrucci. "Also müssten wir die Strecke komplett ändern und das ist noch schwieriger." Es gäbe Alternativen, doch über diese ist man sich unter den MotoGP-Piloten nicht wirklich einig. Marquez und Petrucci optieren etwa für die Entfernung des Rasenstreifens zwischen Asphalt und Kiesbett. "So könnte man besser korrigieren und das Tempo reduzieren", glaubt Marquez. "Bei kleinen Fehlern würde das helfen", stimmt ihm Petrucci zu.

Sachsenring: Asphalt keine Lösung?

Auch eine vollkommene Asphaltierung der Auslaufzone stand bereits zur Debatte. Dieser können einige Piloten wie Pol Espargaro aber ebenfalls wenig abgewinnen. "Das Problem ist, das dann etwas ähnliches wie mit Luis Salom in Barcelona passieren könnte", überlegt Espargaro. Salom wurde 2016 am Circuit de Catalunya beim Einschlag in den Airfence von seinem durch den Asphalt kaum gebremsten Motorrad getroffen und erlag wenig später seinen Verletzungen. "Asphalt ist gut, um das Motorrad zu verlangsamen, wenn du einen Ausritt wie Mika hast. Wenn du aber stürzt, wird das Bike kaum langsamer und verfolgt dich."