Dass das Verhältnis zwischen Ducati-Geschäftsführer Claudio Domenicali und seinem Starpiloten schwer zerrüttet ist, dürfte mittlerweile für niemanden mehr als Neuigkeit kommen. Lorenzo reagierte verstimmt auf Domenicalis Aussage vor dem Erfolgslauf von JL99, wonach es traurig sei, dass ein 'guter Pilot' wie er auf Ducati nicht zum Erfolg finde. Lorenzo wollte klargestellt haben, dass er mehr als ein guter Pilot sei, nämlich ein fünffacher Weltmeister.

Seither, vor allem seit der Unterschrift bei Repsol Honda für die nächsten beiden Jahre, nützt Lorenzo jede Gelegenheit, um seinem Noch-Chef im übertragenen Sinne eine Ohrfeige zu verpassen. Nach seinem Sieg in Barcelona ignorierte er im Parc ferme Domenicali, der nie ein Befürworter einer Lorenzo-Verpflichtung gewesen sein soll, völlig.

Domenicali erhofft sich dennoch weiterhin viel von Lorenzo. "Ich wünsche mir von Jorge, dass er für Ducati die MotoGP-Weltmeisterschaft gewinnt. Das ist absolut möglich, also werden wir es auch versuchen", erklärte der Ducati-CEO in einer Vorveranstaltung zur 'World Ducati Week'. Auf die Wünsche seines Chefs angesprochen, musste Lorenzo am Donnerstag in der Pressekonferenz zur Dutch TT in Assen schmunzeln.

Jorge Lorenzo zu Scherzen aufgelegt

"Wünschen kann ich mir viel, zum Beispiel einen Ferrari oder ein Haus in der Karibik", lachte Lorenzo, der in Gesamtwertung punktegleich mit Teamkollege Andrea Dovizioso auf Rang sieben liegt, 49 Punkte hinter WM-Leader Marc Marquez. "Aber im Ernst: Natürlich wollen wir alle bis zum Ende um den Weltmeistertitel kämpfen. Wir müssen aber realistisch und bescheiden bleiben. Wir haben gerade einmal zwei Rennen gewonnen. Jetzt gilt es, zu zeigen, dass wir auch auf unterschiedlichen Strecken schnell sein können. Dafür wird es weiterhin viel harte Arbeit brauchen."

2017 wurde die Dutch TT für Lorenzo zum Debakel, Foto: Ducati
2017 wurde die Dutch TT für Lorenzo zum Debakel, Foto: Ducati

Eine erste Härteprüfung nach seinen Siegen in Mugello und Barcelona kommt für Lorenzo schon an diesem Wochenende in Assen. Ducati konnte die Dutch TT erst einmal gewinnen, 2008 mit Casey Stoner. Und auch Lorenzos Erfolgsbilanz in den Niederlanden ist nicht berauschend. Nur einmal gewann er hier in der Königsklasse - das war im Jahr 2010. Seither stand er nur ein weiteres Mal auf dem Podium, 2015 als Dritter. Im Vorjahr wurde Lorenzo nur 15., mit einer Runde Rückstand

"Ich hatte hier in den letzten Jahren wirklich nicht die besten Resultate", muss Lorenzo gestehen. "Aber jedes Jahr ist anders. Ich komme mit einer Menge Selbstvertrauen hier her, habe die letzten zwei Rennen gewonnen. Außerdem habe ich mir das Rennen aus dem Vorjahr angesehen und da waren einige Ducati-Piloten sehr stark. Das bedeutet, dass wir hier konkurrenzfähig sein können." Tatsächlich fehlten Pramac-Fahrer Danilo Petrucci 2017 nur 63 Tausendstel auf Rennsieger Valentino Rossi. Vielleicht kann sich ja Jorge Lorenzo für Ducati in diesem Jahr rächen. Claudio Domenicali würde es sich mit Sicherheit wünschen…