Aus 26 wird 14 - so drastisch reduzierte sich das MotoGP-Feld im Barcelona GP. Während noch das gesamte Fahrerfeld von 26 Piloten (24 Stammpiloten und zwei Wildcard-Piloten) startete, kamen am Ende nur 14 Piloten über die Ziellinie. Motorsport-Magazin.com hat sich angesehen, warum es zum Crash-Fest in Barcelona gekommen ist.

Insgesamt 12 Piloten beendeten somit den Barcelona GP nicht, also fast die Hälfte der angetretenen Fahrer. Für das beinahe halbierte Fahrerfeld, dass die Ziellinie sah, bedeutete es jedoch, dass jeder von ihnen Punkte mit nach Hause nahm. Die unglücklichen Crasher aus dem zweiten Spanien-Rennen des Jahres waren Mika Kallio, Sylvain Guintoli, Tom Lüthi, Aleix Espargaro, Xavier Simeon, Andrea Dovizioso, Takaaki Nakagami und Bradley Smith, Tito Rabat, Hafizh Syahrin und Franco Morbidelli. Alex Rins beendete das Rennen zwar vorzeitig, kam aber ohne Sturz selbstständig zurück in die Box. Jack Miller musste ebenfalls mit einem technischen Problem aufgeben.

Als erster Pilot schied Kallio aus dem Rennen aus. Der KTM-Testpilot beendete nicht mal die erste Runde, schon in der letzten Kurve vor der Start/Ziellinie crashte er aus dem Rennen. Damit blieb sein Wildcard-Start in Barcelona ein kurzes Zwischenspiel. "Ich habe nichts Besonderes gemacht, als ich gestürzt bin", erklärt Kallio nach dem Rennen. "Ich bin auf meiner Linie geblieben und als das Gas geöffnet habe, habe ich sofort Hinterrad-Grip verloren." Eine genaue Analyse seines Sturzes fällt Kallio also schwer, seine einzige Erklärung ist, zu hart gepusht zu haben. Wobei auch die für den Finnen nicht wirklich plausibel klingt. "In den anderen Kurven habe ich auch keine Probleme gehabt", stellt Kallio klar.

Zwei Runden später, in Runde drei, erwischte er mit Guintoli den zweiten Wildcard-Starter. Der Suzuki-Testfahrer fiel in Kurve sieben aus dem Rennen und beklagte sich hinterher darüber, ebenfalls völlig überraschend Grip verloren zu haben. Im Gegensatz zu Kallio fehlte er Guintoli aber an der Front. Es zeichnet sich dabei aber ein Trend ab: Die Stürze des Wochenendes waren vor allem auf den neuen Asphalt und die schwierigen Michelin-Reifen zurückzuführen. Viele Piloten einschließlich Valentino Rossi und Aleix Espargaro beschwerten sich, dass die Reifen-Auswahl der Franzosen an diesem Wochenende zu wünschen übrig ließ.

Andrea Dovizioso konnte den Barcelona GP nicht beenden, Foto: Ducati
Andrea Dovizioso konnte den Barcelona GP nicht beenden, Foto: Ducati

Denn während Rossi nicht stürzte, erwischte es Aprilia-Pilot Espargaro in Kurve elf. Damit geht der Abwärts-Trend für Fahrer und Team weiter. Allerdings sucht Espargaro für seinen Sturz nicht die Schuld bei Michelin. "Ich habe einen Fehler in einer blöden Kurve gemacht. Ich dachte nicht mal, dass man da überhaupt stürzen kann", erklärt Espargaro nach dem Rennen. Der Crash des Spaniers ist beim Beschleunigen aus der Kurve heraus passiert. "Ich gehe von der Bremse, wenn das Bike am langsamsten ist und verliere dann die Front. Es ist immer dasselbe", klagt Espargaro.

Mit ähnlichen Problemen hatte Tom Lüthi im Rennen zu kämpfen. Der Marc VDS-Pilot crashte eine Runde vor Espargaro in Kurve drei aus dem Rennen. Auch ihn legte es über die Front hin. "Mir ist in Kurve drei das Vorderrad eingeklappt", erklärt Lüthi nach Rennende. Bereits im Warm-Up hatte er ähnliche Probleme, im Rennen ging es dann weiter. "Ich bin vorher von der Linie abgekommen und fast gestürzt, in Kurve drei ist das Vorderrad dann komplett eingeklappt", klagt Lüthi. Besonders beunruhigt den Schweizer die Tatsache, dass er überhaupt kein Gefühl für solche Zwischenfälle hat. "Es kommt einfach aus dem Nichts, es gibt keine Warnung." Somit gestaltet es sich schwer für den MotoGP-Rookie, zu lernen.

Xavier Simeon hingegen ist sich bewusst, dass sein Sturz in Kurve eins absolut selbstverschuldet war. "Ich möchte mich beim Team entschuldigen, der Crash war mein Fehler", erklärt er nach dem Rennen. Sein Teamkollege Tito Rabat beendete das Rennen zwar auch mit einem Crash, der Spanier konnte allerdings noch weniger dafür. Auf der Start/Zielgeraden in Runde 19 kassiert seine Ducati einen Motorschaden. Rabats Bike fängt an zu brennen, er kann es gerade noch in den Kies lenken und dann abspringen. Von Selbstverschulden kann keine Rede sein.

Anders sieht es bei Syahrin aus, der ebenfalls einen eigenen Fehler zugab. Der Tech3-Pilot flog in Kurve vier ab. "Ich habe einen Fehler gemacht und bin weit gegangen", gibt er zu. "Ich habe dann versucht, zurück auf die richtige Linie zu kommen, hatte dann aber einen Highsider und bin gestürzt." Immerhin blieb Syahrin damit das einzige Opfer seines Fehlers, bei Nakagami sah es anders aus. Er crashte in Runde 14 in der fünften Kurve und kegelte Smith dabei gleich mit aus dem Rennen. Nakagami ging auf der Innenbahn in die Kurve und stürzte. Smith fuhr zu diesem Zeitpunkt außen und konnte einer Kollision mit der Honda des Japaners nicht ausweichen. "Ich hatte leider kein gutes Gefühl für den Vorderreifen, an vielen Stellen hat die Front dicht gemacht", erklärt Nakagami seinen Sturz, der ebenfalls auf die Michelin-Reifen zurückzuführen ist. "In Kurve fünf wollte ich Bradley überholen, war dann aber über dem Limit und habe die Front verloren."

Über dem Limit war auch Dovizioso, der in Kurve fünf abflog. Der Ducati-Pilot gab zu, es in Barcelona übertrieben zu haben, um mit Marquez vor ihm mitzuhalten. "Ich bin mit fünf oder sechs km/h zu schnell in der Kurve angekommen und habe zu stark gebremst", erläutert Dovizioso seine für ihn untypische Aktion. Die neuen Michelin-Pneus halfen dem Italiener allerdings nicht, seine Lage zu verbessern. Das komplette Wochenende über bemängelte Dovizioso zu wenig Grip und zu viele Slides.

Eine ähnliche Rutschpartie brachte Franco Morbidelli im Rennen hinter sich. Von allen gestürzten Piloten hatte der Marc VDS-Pilot jedoch noch am meisten Glück. In Runde 20 in Kurve vier gestürzt, kann er in die Box zurückkehren und beendete das Rennen als 14. Damit sicherte er sich immerhin zwei WM-Punkte - trotz eines Crashs. "Ich musste langsamer machen und die linke Seite des Reifens ist kalt geworden", erklärt er nach dem Rennen. "Ich bin gestürzt, als würde ich auf Eis fahren."