Gegen die Übermacht von Jorge Lorenzo konnte beim diesjährigen Barcelona GP der Königsklasse kein anderer MotoGP-Pilot etwas ausrichten. Der Mehrfach-Champ zeigte zum zweiten Mal in Folge eine Spitzenleistung auf seiner Ducati, auf die auch Marc Marquez keine Antwort fand. Deshalb war Lorenzo in Barcelona so stark.

Nach seinem ersten Ducati-Sieg in Mugello vor wenigen Tagen war klar, dass Lorenzo sich auf der Ducati Desmosedici GP18 im Moment so wohl fühlt wie noch nie. "Ich glaube, wir haben im Moment die kompletteste Ducati seit Jahren", war der Barcelona-Sieger sich nach dem Rennen sicher. Nach dem Italien GP scheint der Knoten für Lorenzo geplatzt zu sein und die zusätzliche Motivation nach Rennsieg Nummer eins in Rot dürfte ebenfalls hilfreich gewesen sein, um in Barcelona einen weiteren Angriff zu starten.

Lorenzos starke Leistungen mit der Ducati kamen aber nicht einfach so. Wie er bereits in Mugello verriet, machte die kleine Modifikation am Tank seines Bikes den Unterschied. Das hat nicht nur in Italien funktioniert, sondern auch in Barcelona. "Das Gefühl hat sich schon in Le Mans verbessert, aber als wir in Mugello die Tank-Modifikation bekommen haben, war das der letzte Punkt, den ich gebraucht habe", erklärte Lorenzo nach dem Qualifying in Barcelona.

Pole Position hilft im Rennverlauf

Damit legte der Spanier den Grundstein für seinen zweiten Ducati-Sieg in Folge bereits am letzten Rennwochenende. Dass diese Modifikation auch auf anderen Strecken brauchbar ist, bewies Lorenzo bereits am Trainings-Freitag. Im FP1 wurde er Dritter, im FP2 landete er dann auf Platz eins. Dieser Trend setzte sich auch am Samstag fort, im Qualifying brachte sich Lorenzo in die beste Ausgangsposition für einen Rennsieg - nämlich auf die Pole Position. Mit einer 1.38.680 ließ er die Konkurrenz im Regen stehen.

Für einen von Lorenzos legendären Blitzstarts war die Pole Position mit Sicherheit die beste Ausgangslage, aber in Barcelona holte sich Marc Marquez dieses Mal den Holeshot. Das nützte dem Repsol Honda-Piloten aber nichts, denn auch nach einem kurzen Zwischenspiel mit Andrea Iannone auf der Suzuki war Lorenzo nach nur einer Runde wieder an der Spitze. Der Grund: Die Reifenwahl des Ducati-Piloten.

Die Lorenzo-Fans hatten in Barcelona etwas zu feiern, Foto: Ducati
Die Lorenzo-Fans hatten in Barcelona etwas zu feiern, Foto: Ducati

Lorenzo entschied sich für die weiche Option am Vorder- und Hinterrad. Marquez im Gegensatz war mit den beiden harten Pneus unterwegs. Damit hatte er zu Rennbeginn keine Chance gegen Lorenzo, der die Reifen schneller auf Temperatur bekam - und damit an Marquez vorbeizog. "Ich habe zu Rennbeginn nur darauf gewartet, dass er mich überholt. Das ist dann auch passiert", so Marquez nach dem Rennen.

Von dem Moment an, als er die Führung übernahm, lieferte Lorenzo eines seiner klassischen Rennen ab. Einmal ganz vorn, war es für die Konkurrenz unmöglich, den Ducati-Piloten einzuholen. Lorenzo zeigte eine konstante Pace, bis auf die erste und letzte Runde seines Rennens blieb er konstant in den 1:40er Zeiten. Ähnliches schaffte auch Marquez, der hinter dem Führenden lag und vor allem zu Rennbeginn um den Anschluss an Lorenzo kämpfte. In den Runden sieben und acht fuhr Marquez die schnellsten Rennrunden, danach übernahm Lorenzo. In Runde elf führte er dann mit über einer Sekunde auf Marquez - Tendenz steigend.

Bis zum Ende der 24. und letzten Runde baute Lorenzo seinen Vorsprung auf Marquez auf ganze 4.479 Sekunden aus - und das trotz der weichen Reifen. Die Performance der Michelin-Pneus schien im Verlauf des Rennens nur minimal abzunehmen, noch bis Runde 21 blieb Lorenzo in den 1:40.3er Zeiten. Erst danach wurde er minimal langsamer, bis er auf der letzten Runde seine einzige 1:41er Zeit fuhr.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass es für Verfolger Marquez keine Möglichkeit mehr auf einen Angriff geben würde. Lorenzo lag zu weit vorn - und profitierte in Barcelona sicher auch von der etwas angespannten Lage des WM-Leaders hinter ihm. Denn nach einem Nuller in Mugello konnte Marquez es sich nicht leisten, einen weiteren potenziellen Crash zu riskieren. "Ich musste dieses Rennen beenden und die 20 WM-Punkte mitnehmen", erläuterte Marquez sein Rückstecken nach dem Rennen.

Lorenzo ist nach seinem zweiten Sieg in Folge also ganz offiziell wieder zurück in der Spitzen-Liga der MotoGP. Nun bleibt abzuwarten, ob sich die Leistungen des Ducati-Piloten weiter so konstant halten. Denn nach dem Barcelona GP gab Marquez zu bedenken: "Mugello und Barcelona sind sehr ähnliche Strecken, wir werden sehen, wie es weitergeht." Für den Moment sieht es aber so aus, als müssten sich Marquez und Co. wieder ernsthafte Sorgen um die Nummer 99 machen.