Jorge Lorenzo hat nicht nur in Mugello, sondern auch in Barcelona zu alter Stärke zurückgefunden. Mit einer 1:38.680 hat er sich die diesjährige Pole Position bei seinem Heimrennen in Barcelona geschnappt. Damit ließ er nicht nur den amtierenden Weltmeister Marc Marquez, sondern auch Teamkollege Andrea Dovizioso einmal mehr im Regen stehen. Dovizioso und Valentino Rossi befürchten jetzt, dass Lorenzo am Sonntag mit einer Solofahrt zum Sieg rasen wird.

"Es sieht so aus, als wäre Jorge im Moment auf dem Papier der schnellste Pilot auf der Strecke", erklärt Rossi am Samstag in seiner Medienrunde. Damit hat der Yamaha-Pilot nicht Unrecht, denn Lorenzo beeindruckte Fans und die Konkurrenten mit einer sehr schnellen, aber vor allem konstanten Rennpace. Auch wenn Marc Marquez im Qualifying auf eine schnelle Runde nur 0.066 Sekunden hinter dem Ducati-Piloten liegt, so war sein Wochenende alles andere als konstant. In wie fernen der Honda-Fahrer Lorenzo damit ein Dorn im Auge sein kann, lässt sich schwer abschätzen.

Lorenzos Teamkollege Andrea Dovizioso glaubt ebenfalls auf eine mögliche Solofahrt des Spaniers. Denn nach seinem ersten Ducati-Sieg in Mugello scheint Lorenzo auf früherem Yamaha-Niveau angekommen zu sein. Was im Klartext bedeutet: Stellt das Team ihrem Piloten ein perfektes Motorrad bereit, stimmen Wetterbedingungen, Startposition und Reifenwahl, ist Lorenzo nach einem seiner Blitzstarts nur schwer einzuholen. Wenn alles stimmt, war der Mehrfach-Champ schon immer schwer zu schlagen.

Jorge Lorenzo war in Barcelona bisher schnell unterwegs, Foto: Ronny Lekl
Jorge Lorenzo war in Barcelona bisher schnell unterwegs, Foto: Ronny Lekl

"Ich hoffe mal nicht, dass Jorge morgen als Erster aus Kurve eins geht", lacht Dovizioso deshalb in der Pressekonferenz nach dem Qualifying am Samstag. Auch der Italiener weiß um die starken Punkte seines Teamkollegen, gibt aber auch zu bedenken, dass am Sonntag alles passieren kann. "Wir wissen nicht, was passieren wird", so Dovizioso. "Beim Start ist er immer stark, aber das hier ist eine andere Strecke als Mugello. Die Reifen sind anders, der Asphalt auch. Egal, wie viele Runden man im Training fährt, es ist nie dasselbe wie im Rennen."

Keine Bedenken bei Jorge Lorenzo

Der Polesetter selbst zweifelt weniger an seiner Performance im Rennen. Zwar weiß natürlich auch er nicht, was in den 24 Runden des Barcelona GPs am Sonntag passieren wird. Aber eine bessere Vorarbeit hätte Lorenzo nicht leisten können. "Mehr als über die Pole freue ich mich über das Gefühl, welches ich mit dem Bike habe", sagt Lorenzo nach dem Qualifying. "In Mugello habe ich mich schon gut gefühlt, hier ist es sogar noch besser." Worte, die der Konkurrenz um Rossi und Dovizioso Bedenken geben sollte.

Bereits am Trainings-Freitag lief es für Lorenzo bereits so gut, dass er und sein Team das Wochenende entspannter angehen lassen könnten. "Meine Rundenzeiten waren gestern schon so gut, dass ich gar keinen neuen Reifen ausprobieren musste", rekapituliert Lorenzo. "Wir wollten stattdessen sehen, was mit alten Reifen passiert." Die Bilanz: Drei Bestzeiten, eine davon im Qualifying. Es könnte wahrlich schlechter laufen. "Bisher waren wir in allen Trainings konkurrenzfähig", sagt Lorenzo deshalb auch.

Q2: Reifenprobleme für Lorenzo

Lediglich ein Problem gab es für Lorenzo an diesem Wochenende: Sein erster Reifensatz in der Q2-Session sagte ihm gar nicht zu. "Der Reifen war einfach falsch, ich hatte auf der linken Seite überhaupt keinen Grip. Wahrscheinlich habe ich ihn nicht auf Temperatur bekommen", mutmaßt Lorenzo. Seine Lösung war es dann, vorzeitig in die Box zu kommen und auf den neuen Reifen zu warten, mit dem er dann schließlich zur Pole vor.

Die absolut richtige Entscheidung, bedenkt man neben dem Endergebnis außerdem, wie gefährlich Reifen Nummer eins für ihn gewesen war. "Ich musste vorsichtig sein, um nicht zu crashen. Das hätte jederzeit passieren können", so Lorenzo. Dann hätten sich Rossi und Dovizioso vielleicht weniger große Sorgen um eine Lorenzo-Solofahrt machen müssen.