Jorge Lorenzo hat in Mugello einen der emotionalsten Siege seiner MotoGP-Karriere eingefahren. Es war nicht nur sein erster Erfolg seit 13. November 2016, sondern sein erster auf Ducati. "Viele Leute haben gesagt, dass ich auf diesem Motorrad nicht gewinnen könnte. Aber jetzt habe ich es geschafft", sagte ein strahlender Lorenzo bei der Pressekonferenz nach dem Rennen.

"Ich habe das durch große Willenskraft vollbracht. Mit Ducati in Mugello zu gewinnen - das ist ein Traum", so Lorenzo. Er nutzte die Stunde des Triumphes aber auch für eine Abrechnung mit seinen Kritikern. Denn seit seinem Wechsel zu Ducati hatte er in den Medien und von vielen Fans anderer Fahrer sein Fett weg bekommen.

Lorenzo: Ich musste viel Kritik einstecken

"Ich musste in den letzten eineinhalb Jahren so viel Kritik einstecken", holte der Mugello-Sieger aus. "Als die Ergebnisse schlecht waren, haben nicht mehr viele an mich geglaubt. Leute sagen oft, ich würde nur Ausreden suchen. Aber das stimmt nicht. Wenn ich sage, dass ich nur die richtigen Modifikationen brauche, um schnell zu sein, dann lüge ich mit solchen Aussagen ja nicht. Das ist nur die Wahrheit."

Denn diese wichtige Modifikation, die Lorenzo schon lange forderte, bekam er in Mugello endlich: einen neuen Tank. Die ergonomische Form wurde von Ducati an die körperlichen Bedürfnisse von Lorenzo angepasst und beim Italien-GP zum ersten Mal eingesetzt. Das war der Schlüssel für das starke Wochenende des dreifachen MotoGP-Champions.

"Wegen des neuen Chassis musste der Tank im Winter modifiziert werden. Ich habe sofort einen Unterschied gespürt, auch wenn die anderen Fahrer das nicht bemerkt haben. Seit dem zweiten Wintertest in Buriram habe ich daher um eine Änderung gebeten", führte Lorenzo aus.

Neuer Tank bringt endlich Besserung

Die bekam er in Mugello endlich. "Das war ein großer Schritt und ich habe sofort den Unterschied gespürt. Vom ersten Training an habe ich weniger Kraft gebraucht und konnte meine Arme mehr entspannen. Das hilft mir vor allem beim Bremsen auf den Geraden."

Mit seiner modifizierten Ducati fuhr Lorenzo ein fehlerfreies Rennen und fand zurück zu alter Stärke. Nicht einmal Teamkollege und Vorjahressieger Andrea Dovizioso konnte an diesem Sonntag mithalten. "Ich habe versucht, ihn einzuholen. Aber vor allem in der Mitte der Kurven und im letzten Teil der Bremszone war ich langsamer. Daher kam ich nicht ran. Er hat auch die Reifen deutlich besser gemanagt", gestand der Zweitplatzierte Dovizioso.

Vom einstigen Erzrivalen Valentino Rossi gab es während der Pressekonferenz am Sonntag sogar einen freundschaftlichen Handschlag, den die anwesenden Journalisten mit Applaus goutierten. Ja sogar locker gescherzt wurde zwischen den beiden Streithähnen, die sich einst 2016 in Misano in einer Pressekonferenz übel in die Haare bekommen hatten.

Versöhnung mit Valentino Rossi

"Jorge ist einer der Top-Fahrer. Er war hier ab dem ersten Training stark. Ich habe mir gestern die Rundenzeiten angesehen und dachte mir schon: das wird sehr schwierig heute. Er brachte den weicheren Vorderreifen über die Distanz und ich hatte bereits erwartet, dass er heute ein starkes Rennen zeigt", analysierte Rossi.

Lorenzo selbst genoss seine MotoGP-Auferstehung und den Respekt seiner Gegner sichtlich und wurde am Ende fast schon pathetisch: "Ich hatte richtig Probleme, aber mit harter Arbeit und der Hilfe meiner engsten Vertrauten habe ich mich es geschafft. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man niemals aufgeben darf. Wie alle können große Dinge vollbringen, wenn wir nur hart genug dafür arbeiten."

Auf die bislang schönste gemeinsame Stunde könnte aber die baldige Scheidung folgen. Nach Barcelona will Ducati über die Besetzung des zweiten Motorrads für die nächste Saison entscheiden. Lorenzo soll im Hintergrund an einem von Petronas finanzierten Yamaha-Kundenteam arbeiten. Am Donnerstag verkündete er, dass er auf jeden Fall zwei weitere Jahre MotoGP fahren werde. Doch ist Lorenzos erster Sieg auf Ducati doch noch der Rettungsanker für dieses Gespann?

"Ich bin über diesen Sieg sehr glücklich. Und hätte ich diese Modifikationen (des Motorrads) schon früher bekommen, hätte ich vielleicht eine Vertragsverlängerung mit Ducati verkünden können", gab sich Lorenzo über seine Zukunft kryptisch.