Valentino Rossi hat nach 594 Tagen Wartezeit wieder ein MotoGP-Qualifying für sich entschieden. Ausgerechnet in Mugello sicherte er sich die 65. Pole Position seiner Karriere und zog damit in der Ewigen Bestenliste wieder mit dem Zweitplatzierten Jorge Lorenzo gleich. Und das auch noch mit neuem Streckenrekord von 1:46,208 Minuten.

Auf der Auslaufrunde genoss Rossi die Triumphfahrt durch die vollen Ränge, auf denen gelbe bengalische Feuer gezündet wurden sichtlich. "Ich wollte diesen Moment genießen, denn ich weiß nicht, wie oft ich in meiner Karriere noch auf Pole Position stehen werde, besonders hier in Mugello", gestand Rossi in einer Pressekonferenz am frühen Abend.

Rossi lässt sich feiern

"Ich musste ein paar Freunde begrüßen, von denen ich wusste, wo an der Strecke sie sitzen", so Rossi, der bereits am Samstag von seinen Anhängern wie ein Sieger am Sonntag gefeiert wurde. Doch bei all der Euphorie bremste er sofort die Erwartungen: "Der wichtige Teil folgt erst morgen."

Denn am Sonntag erwartet Rossi ein hartes Rennen. "Vor allem hinsichtlich der Reifen wird es hart. Mit Sicherheit für mich, ich hoffe auch für die anderen Motorräder. Denn die Reifen stehen hier stark unter Stress", analysierte der Polesitter.

Mugello ist ohnehin eine jener Strecken mit der höchsten Belastung für Mensch und Material, doch hohe Asphalttemperaturen von bis 48 Grad Celsius erschweren die Arbeit der MotoGP-Asse zusätzlich. Rossi ist daher noch nicht klar, welche Reifenmischung er im Rennen wählen soll: "Mit dem harten Reifen kommst du sicher über die volle Distanz, aber du verlierst schon einiges an Leistung damit."

Ausgeglichenes Rennen?

Rossi erwartet, dass zumindest die ersten sieben Fahrer der Startaufstellung am Sonntag in Mugello um den Sieg kämpfen können. Immerhin trennten Polesitter Rossi und den Siebtplatzierten Andrea Dovizioso im Qualifying nicht einmal drei Zehntelsekunden.

An ein taktisches Rennen glaubt die 39-jährige MotoGP-Legende allerdings nicht. "Wir haben zuletzt nie taktische Rennen gesehen. Am ehesten noch von Marc, denn wenn du einen Vorteil über alle anderen hast, kannst du dir das leisten. Ich für meinen Teil konnte seit vielen Jahren kein taktisches Rennen mehr fahren", lachte Rossi.

Als Schlüsselstellen für sich und seine Yamaha sieht er den Windschatten auf der langen Geraden über Start/Ziel sowie die Bremszonen der letzten und ersten Kurve. Dort würde sich sein Schicksal am Sonntag entscheiden. "Im letzten Sektor hängt viel von der Motorleistung ab und genau dort verlieren wir", analysierte er.

Yamaha bei Topspeed unterlegen

Denn während etwas Ducatis Dovizioso am Freitag mit 356,4 km/h einen neuen Topspeed-Rekord am Ende der Geraden aufstellte, kam Rossi an diesem Wochenende noch nicht über 343,8 km/h hinaus. Mehr als zehn Stundenkilometer Unterschied sind ein gehöriger Nachteil für die Yamaha-Asse, vor allem da Ducati mit Lorenzo (2.), Petrucci (5.) und Dovizioso (7.) gleich drei Fahrer auf den vorderen Plätzen der Startaufstellung hat.

Generell habe Yamaha aber zuletzt beim Test in Barcelona an den richtigen Schrauben gedreht, was auch eine starke Performance von Maverick Vinales (3.) unterstrich. "Wir haben keine großartigen Neuerungen bekommen, konnten aber mit den vorhandenen Möglichkeiten die Balance verbessern. Dass wir es in die erste Reihe geschafft haben, überrascht uns trotzdem", so Rossi.

"Aber reden wir lieber erst morgen darüber, wie sehr wir uns verbessern konnten - nach dem Rennen. Denn das wird schwierig", weiß Rossi. An seine letzte Pole Position in Mugello hat er keine guten Erinnerungen. Vor zwei Jahren war alles für eine große MotoGP-Show des Lokalhelden angerichtet, der sich auch mit Lorenzo um die Führung duellierte, ehe in der neunten Runde der Motor seiner Yamaha hochging.