Beim belgischen Marc VDS Team geht es in Le Mans drunter und drüber. Der Streit zwischen Teambesitzer Marc van der Straten und dem mittlerweile entlassenen Teamchef Michael Bartholemy eskalierte am Freitag dermaßen, dass Bartholemy samt Riding Coach Stefan Prein und Pressesprecher Ian Wheeler die Rennstrecke verließ und am Samstag nicht wieder auftauchte.

Bereits vor zwei Wochen in Jerez kam es zu einer Auseinandersetzung, nachdem es zu Anschuldigungen gegen Bartholemy kam, er habe van der Stratens Gelder falsch eingesetzt bzw. verschwinden lassen. Am Samstag meldete sich der Belgier erstmals in einem Statement zu Wort.

"Am 15. Mai wurde ich von Marc van der Stratens Anwälten darüber informiert, dass der Vertrag zwischen uns mit sofortiger Wirkung aufgelöst wird", heißt es in der Aussendung. "Diese Nachricht erreichte uns, nachdem es bereits während des Spanien-GP Anschuldigungen gegen mich gab."

Es ging um 24.000 Euro

Die bislang von einigen Medien kolportierten zweistelligen Millionenbeträge, um die es in dem Streit gehen soll, entsprechen allerdings nicht der Wahrheit, so Bartholemy: "Wir wurden lediglich dazu aufgefordert, Herrn van der Straten Zahlungen in Höhe von 24.000 Euro zu erklären, was wir unter Vorlage der Details jeder einzelnen Zahlung sofort erledigt haben."

"Dadurch gab es keine rechtlichen Gründe mehr für die Aufkündigung", erklärt Bartholemy seinen Standpunkt im Streit und legte nach: "Nach der aktuellen rechtlichen Lage sind die Aktionen von Herrn Marc van der Straten unangemessen und inakzeptabel."

In weiterer Folge führt der ehemalige Teamchef aus, er habe van der Straten Vorschläge für eine geordnete Trennung vorgelegt, doch van der Straten habe darauf nicht reagiert. "Daher drohte der Konflikt signifikant zu eskalieren. Darum habe ich mich dazu entschlossen, aus dem Team für die Dauer den Frankreich-GP einen Schritt zurückzutreten", heißt es in der Aussendung.

Abschließend stellt sich Bartholemy in dem Streit als der Klügere dar, der nachgegeben habe: "Anstatt auf meinem Recht zu bestehen, an den Rennaktivitäten des Teams an diesem Wochenende teilzunehmen, was mit aufgrund der rechtlichen Lage zusteht, habe ich mich zu einer vernünftigeren Lösung entschieden."

Geht es nun vor Gericht weiter?

"Diese Situation weiter eskalieren zu lassen, würde nicht nur dem Team, den Sponsoren und den Fahrern, sondern auch der gesamten Weltmeisterschaft Schaden zufügen. Das will ich nicht. Ich hoffe, dass diese Deeskalation den Boden für eine Lösung schafft, die für beide Parteien akzeptabel ist."

Diese Situation stellt sich aktuell als relativ vertrackt dar: der Rennstall tritt nach außen hin als in allen drei Klassen vertretenes Team auf, hält gemeinsame Präsentationen ab und residiert in einer gemeinsamen Hospitality. Allerdings liegen die Startplätze in jeder Klasse bei anderen Personen. In der Moto3 bei Emilio Alzamoras Monlau-Rennstall, in der Moto2 bei Bartholemy und nur in der MotoGP direkt beim Biermilliardär van der Straten.

Dieses Konstrukt muss nun womöglich entflochten werden, wobei rechtliche Streitfragen auftreten könnten - vor allem aufgrund von Bartholemys nun aufgelöstem Engagement. Der stellte einen möglichen Prozess bereits in den Raum: "Sollten wir uns an ein Gericht wenden müssen, bin ich zuversichtlich, dass ich freigesprochen werde."

Auf eine Antwort von van der Straten müssen wir nun wohl nicht mehr allzu lange warten. Tom Lüthi wollte die Vorgänge innerhalb des Teams nicht kommentieren. Von Motorsport-Magazin.com auf die Situation seines Arbeitgebers angesprochen, meinte er am Freitag etwas verzweifelt: "Stell mir bitte eine andere Frage..."